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Der ewige Krieg 03 - Der ewige Friede

Der ewige Krieg 03 - Der ewige Friede

Titel: Der ewige Krieg 03 - Der ewige Friede Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joe Haldeman
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Frage, ob ich so leben könnte wie er, und mein Entsetzen wuchs, als ich sie bejahen musste. Flüchtige Beziehungen, begrenzt in ihren Emotionen, grenzenlos in ihrer Leidenschaft. Und dann eine Zeitlang zurück zur Realität, bis zum nächsten Mal.
    Um die unbestreitbare Verlockung dieser Extra-Dimension – zu spüren, wie sie dich spürte, wie sich Gedanken und Empfindungen verflochten – hatte ich in meinem Herzen eine Mauer errichtet, sie mit ›Carolyn‹ beschriftet und die Tür verschlossen. Aber nun musste ich mir eingestehen, dass diese Begegnung mit einer Fremden einen tiefen Eindruck hinterlassen hatte; mit einer zwar erfahrenen und mitfühlenden Fremden, aber ohne jede Vortäuschung von Liebe.
    Ohne jede Vortäuschung – das galt in mehr als einer Hinsicht. Marty hatte Recht. Etwas wie Zuneigung oder Liebe war automatisch vorhanden. Vom Sex abgesehen, waren wir uns ein paar Minuten lang näher gewesen und hatten mehr voneinander erfahren, als das bei manchen normalen Paaren in fünfzig Jahren Ehe der Fall ist. Das verblasst, sobald der Kontakt unterbrochen wird, und nach ein paar Tagen bleibt nur der Schatten einer Erinnerung. Bis man sich wieder einklinkt und alles mit geballter Wucht zurückkehrt. War es also möglich, dass man sich für immer veränderte, wenn man so etwas zwei Wochen lang erlebte? Ich konnte es mir zumindest vorstellen.
    Ich hatte Marty verlassen, ohne mit ihm einen festen Plan zu vereinbaren. Das war eine Art stillschweigende Übereinkunft. Wir brauchten beide Zeit, um die Gedanken des anderen zu verarbeiten.
    Ich wollte auch nicht näher wissen, wie er meine Krankenakte fälschen und ziemlich hochrangige Offiziere nach Belieben herumschieben konnte. Unser Kontakt war nicht tief genug für solche Informationen gewesen. Ich hatte flüchtig das Bild eines Mannes gesehen, mit dem Marty eine alte Freundschaft verband. Aber bereits dieses Wissen belastete mich.
    Ich hatte ohnehin beschlossen, nichts zu unternehmen, ehe ich mich bei der humanisierten Gruppe in North Dakota eingeklinkt hatte. Ich zweifelte nicht an Martys Wahrhaftigkeit, aber ich hegte eine gewisse Skepsis hinsichtlich seines Urteilsvermögens. ›Wunschdenken‹ erhält nämlich eine ganz neue Bedeutung, wenn ein Kontakt von Gehirn zu Gehirn besteht: Wünsch dir etwas nur leidenschaftlich genug – und du kannst andere Menschen mitreißen!

julian starrte etwa zwanzig Minuten lang in den gleichmäßig strömenden Regen, ehe er zu dem Schluss kam, dass die Warterei keinen Sinn hatte, und den Heimweg antrat. Natürlich ließ der Guss nach, kurz bevor er die Wohnung erreichte.
    Er sperrte das Fahrrad in den Keller und sprühte Kette und Schaltung mit Öl ein. Amelias Rad stand ebenfalls da, aber das hieß nicht unbedingt, dass sie daheim war.
    Sie war daheim und schlief fest, wachte aber auf, als Julian seinen Koffer vom Schrank holte.
    »Julian?« Sie setzte sich augenreibend auf. »Wie war es bei…« Erst jetzt bemerkte sie den Koffer. »Verreist du irgendwohin?«
    »Nach North Dakota, für zwei Tage.«
    Sie schüttelte den Kopf. »Was in aller Welt… ach so, Martys Kuriositäten.«
    »Ich will mit ihnen Kontakt aufnehmen, um mir selbst ein Bild zu machen. Auch wenn du sie als Kuriositäten bezeichnest – vielleicht werden wir in Bälde alle wie sie sein.«
    »Nicht alle«, sagte sie ruhig.
    Er verkniff sich die Antwort und suchte im Halbdunkel wortlos drei Paar Socken zusammen. »Ich bin am Dienstag noch früh genug für den Unterricht zurück.«
    »Ich schätze, dass ab Montag das Telefon nicht mehr stillsteht. Das Journal kommt zwar erst am Mittwoch heraus, aber sie werden vorher alle anrufen.«
    »Zeichne die Gespräche einfach auf! Ich rufe sie dann von North Dakota ab.«
    Das Buchen der Reise schien zunächst schwieriger zu sein, als er geglaubt hatte. Er suchte drei Militärflüge heraus, die ihn im Zickzack nach Seaside, dem mit Wasser gefüllten Riesenkrater, bringen würden, aber als er einen Platz reservieren wollte, teilte ihm der Computer mit, dass sein Aktiv-Status gelöscht sei und er sich deshalb mit einer Nummer auf der Warteliste begnügen müsse. Die Chance, alle drei Flüge zu bekommen, läge bei knapp fünfzehn Prozent. Noch schwieriger sei es mit der Rückreise am Dienstag.
    Julian rief Marty an. Der versprach, sich um die Angelegenheit zu kümmern. Eine Minute später klingelte das Telefon. »Versuch’s noch einmal!« sagte Marty.
    Diesmal buchte die Maschine kommentarlos alle sechs Flüge. Das

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