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Der Experte: Thriller (German Edition)

Der Experte: Thriller (German Edition)

Titel: Der Experte: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Allen Smith
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Nächstes tun würde. Das war ihre Stärke. Sie hatte stets das große Ganze im Blick, ohne die Details zu übersehen. Er war ein Läufer, und seine Gangart schrie geradezu »Ritual« hinaus; daher würde sie sich sämtliche Überwachungsvideos des NYPD für Brooklyn beschaffen. Dort gab es Hunderte von Kameras und Tausende von Stunden anzusehen. Wie weit zurück sollte sie gehen? Neun Monate waren verstrichen, seit Dalton ihm den Quadrizeps zerschnitten hatte … Vier bis fünf Monate Rekonvaleszenz hatte er auf jeden Fall gebraucht, ehe er wieder rennen konnte … Ab November würde also ausreichen. Sie würde ihn auf den Videos finden und ihn verfolgen. Vielleicht fand sie so nicht heraus, wo er wohnte, aber sie kam in die Nähe. Eine Wohngegend, eine Straße, ein Häuserblock …
    Der Techniker hob einen Finger. »Und jetzt, wie man in Brooklyn sagt – voilà! « Er drückte eine Taste, und Straßen-Geigers Bart verschwand. Dann war auch das Netz aus Punkten und Linien fort.
    Sie starrte die riesigen Gesichter an. Zwei Geigers. Sie stimmten überein. Er war es. Der Galopp ihres Pulses wurde zum Tritt eines Hengstes. Sie wollte Schokolade. Unbedingt. Ihre Belohnung.
    »Wieso wollen Sie ihn finden?«, fragte der Techniker. »Wollen Sie ihn erledigen?«
    »Das haben sie mir nicht gesagt.« Mit einem leisen Ächzen reckte sie sich. »Schöne Arbeit, Willie.«
    »Danke.« Er grinste sie an. »Wissen Sie, ich, ähem, achte immer auf Befriedigung.«
    Sie sah ihn ausdruckslos an. Dann nickte sie. »Ich verstehe. Das war ein grenzwertig-schlauer Wegwerfspruch mit einer kleinen sexuellen Anspielung als Clou.«
    Der Techniker zuckte mit den Schultern. »Tut mir leid. Ich kann nicht anders.«
    Sie lächelte und tätschelte ihm das Haar wie bei einem kleinen Hund. »Ich weiß, Willie, ich weiß.« Dann schlug sie ihm so heftig auf den Hinterkopf, dass ihm seine Brille in den Schoß fiel.
    »Auuu! Himmel, Zanni …«
    »Tut mir leid«, sagte sie. »Ich kann nicht anders.« Sie drehte sich um und ging zur Tür hinaus.
    Der Techniker setzte die Brille wieder auf und grinste in einer Mischung aus Bewunderung und Begierde. »Fantastisch«, sagte er.
    Das Badewasser wurde kalt, aber sie mochte es so. Sie hatte das Protokoll ihrer Vernehmung Daltons noch einmal gelesen. Sie hatte ganz vergessen, wie lang die Nachbesprechung gewesen war.
    Dalton hatte einen ganzen Tag lang unter starken Schmerzmitteln gestanden, ehe sie zu ihm kommen konnte, und seine Antworten hätten Hamlet wortkarg erscheinen lassen. Doch sie ließ ihn salbadern und schwadronieren, weil sie den Eindruck hatte, er würde vollkommen durchdrehen, wenn sie versuchte, ihn zu zügeln. Beide Hände waren bis zum Ellbogen eingegipst gewesen, denn Geiger hatte sie zerschmettert, und sein Kiefer war verdrahtet gewesen, weil Geiger ihn gebrochen hatte. Die Art, wie er beim Reden schmatzte und grummelte, hatte die bizarre Vorstellung nur komplettiert.
    Sie erinnerte sich, wie sie vor ihm saß, ihm zuhörte und dachte: Das ist jemand, den man von Menschen und anderen Lebewesen fernhalten sollte.
    Zanni ging ein paar Blätter zurück und überflog eine Seite.
    SOAMES: Also gut. Sie haben die Ahle und den Baseballschläger angewendet, aber offenbar mit geringer Wirkung. Was dann?
    DALTON: Ein Rasiermesser. Es gehörte ihm. Ich fand es dort, ehe er kam. Er hatte sehr viel Material – erstaunliche Dinge, die er für die Arbeit nutzte. Der Mann besaß eine unfassbare Fantasie. Aber das Rasiermesser – es war wunderschön. Eine Antiquität. Ich sah eine Inschrift – irgendwas wie »von Jane in Liebe für Jack«. Die wirklichen Namen weiß ich nicht mehr. Aber ich sah die vielen Narben an ihm, allesamt vernarbte Schnittwunden, und ich hatte den Eindruck, jemand hätte ihn mit dem Rasiermesser bearbeitet, als er noch ein Kind war.
    SOAMES: Welcher Art waren die Narben?
    DALTON: Welcher Art? Mein Gott … So etwas haben Sie noch nie gesehen. Dutzende die Rückseiten beider Beine hoch und runter. Perfekt und präzise. Wunderschön. Wirklich. Ein Kunstwerk. Als ich begann, das Messer an ihm anzuwenden, fiel er in eine Art Trance, und er sagte einiges. »Dein Blut, mein Blut, unser Blut«, »Es hat nicht wehgetan, Vater« … Daher glaube ich, dass es sein alter Herr war, der ihm die Schnitte zugefügt hat. Ein Ritual, das jahrelang durchgeführt worden sein muss. Vielleicht hat Mom zugesehen. Wer weiß?
    SOAMES: Noch etwas?
    DALTON: Weiß man etwas über ihn?
    SOAMES: Über

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