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Der Experte: Thriller (German Edition)

Der Experte: Thriller (German Edition)

Titel: Der Experte: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Allen Smith
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geht.«
    Geiger hatte noch nicht gefragt, wo das Geld war. Dazu war es zu früh. Er drückte auf einen Knopf an der Wand. Das Licht strahlte voll auf, die glänzend weißen Linoleumflächen des Raumes reflektierten einen blendend grellen Schein, und der Jones kniff die Augen zu und riss den Kopf zur Seite.
    »Nun ward der Winter meines Missvergnügens«, sagte er und öffnete langsam die Augen. Korrupte Klugheit flackerte in ihnen auf. »Und es war ein sehr, sehr langer Winter.«
    Sein trainierter Körper, nackt bis auf karierte Boxershorts, war am Hals, an den Handgelenken und an den Fußknöcheln mit Stahlgewebegurten an den Sessel gefesselt. Sein lockiges, grau meliertes Haar bildete eine Krone über einem Gesicht, das Exzesse mehr als nur andeutend widerspiegelte.
    Geiger hatte sich ein Bild von ihm gemacht: der Welt überdrüssig, mit einem scharfen Verstand ausgestattet, der oft der Amoralität Vorschub leistet, und, am wichtigsten, von schwelender Resignation erfüllt. Geiger brauchte dieses Gefühl nicht zu erschaffen – er musste es nur zum Sieden bringen. Er ging zu dem Jones und legte zwei Finger auf die Halsschlagader. Der Herzschlag schien durch die Situation nicht gestiegen zu sein.
    »Geht jetzt der Schmerz los?«, fragte der Jones. »Werden Sie jetzt handgreiflich?«
    »Charles, eines musst du begreifen – wenn man hier ist, geht es nicht hauptsächlich um den Schmerz. Jemand hat einmal gesagt, Schmerz sei nur ein Bote, der uns an den Grund unseres Leidens erinnere.«
    »Glauben Sie, ich muss erinnert werden, weshalb ich hier bin?«
    »Ich spreche nicht nur von deinen Verbrechen. Das Wichtigste ist, dass du dich selbst hierhergebracht hast. Fast jeder Jones endet hier aus dem gleichen Grund: Sie wollen, dass die Welt sie zu mehr macht, als sie sind.« Die Finger an Geigers linker Hand begannen einen Dreiklang zu klopfen.
    Ein Seufzen entstieg den Lippen des Mannes. Es klang wie die Flut, die ans Ufer tritt.
    »Redding ist nur einer von einem Dutzend«, sagte er, und sein Schlucken schmerzte offensichtlich. »Ich habe alles in allem gut fünfzehn Millionen unterschlagen.« In dieser Offenbarung lag keinerlei Prahlerei.
    »Irrelevante Information. Das brauche ich nicht zu wissen«, sagte Geiger und ergriff die linke Hand des Jones. »Es ist wichtig, dass du bei der Sache bleibst, Charles, daher sieh jetzt genau hin.« Er setzte den Daumen auf das fleischige Dreieck zwischen Daumen und Zeigefinger. »Der Thenar.« Er drückte den Daumen hinein. »Druckausübung soll Schmerzen in Kopf und Rücken lindern.« Er verschob den Daumen in den Zwischenraum von drittem und viertem Mittelhandknochen. »Aber eine Bewegung von nur einem Zoll zu den Musculi lumbricales …« Er drückte den Daumen hinein, und der Jones bäumte sich in seinen Fesseln auf, während ein hündisches Grollen von einer Wand zur anderen hallte.
    Geiger ließ los. Der Mann atmete tief durch den Mund und versuchte, die Schmerzen wegzuspülen, verschlimmerte dadurch aber nur das Feuer in seiner Speiseröhre. Geiger näherte sich ihm Nase an Nase.
    »Es ist inakzeptabel, wenn du mir in diesem Raum Informationen gibst, die ich nicht angefordert habe. Es ist von grundlegender Wichtigkeit, dass du bei der Sache bleibst.«
    Er versetzte dem Rasiersessel einen Stoß. Er begann herumzuwirbeln und schloss alle zwei Sekunden eine Umdrehung ab. Der Jones stöhnte und kniff die Augen zu.
    »Halt die Augen offen, Charles. Es ist dir nicht gestattet, die Augen zu schließen.«
    Die Lider des Mannes hoben sich und zeigten hin und her zuckende Augäpfel. Die Farbe verließ sein Gesicht, das Rot wich einem extremen Weiß. Er begann, in ungleichmäßigem Rhythmus zu atmen. Seine Gleichgewichtsstörungen setzten ein.
    »Ich muss gleich brechen …«
    »Wenn du die Augen schließt, folgt noch Schlimmeres.« Geiger drehte den Kopf, bis die Halswirbel knackten. »Lass mich nicht aus den Augen. Die ganze Welt ist verschwommen, außer mir.«
    Dem Jones sank das Kinn auf die Brust wie bei einem traurigen Betrunkenen. »Aufhören – bitte!«
    »Ich muss sehen, dass du bei der Sache bleibst, Charles. Im Moment bin ich der einzige Anker, den du hast. Sieh mich an. Finde mich bei jeder Umdrehung.«
    Der Mann hob den Kopf wie eine Marionette. »O Gott … ich werde ohnmächtig …«
    »Sieh mich an.«
    »Himmel …« Die rasche, gehauchte Aussprache des Wortes entkleidete es jeder Bedeutung. Es klang urtümlich, vorsprachlich. Eine weitere Drehung ging zu

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