Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Experte: Thriller (German Edition)

Der Experte: Thriller (German Edition)

Titel: Der Experte: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Allen Smith
Vom Netzwerk:
war.
    »Und ich habe eine Frage an Sie«, sagte er.
    »Fragen Sie.«
    »Die Wut.«
    »Was ist damit?«
    »Ist sie die ganze Zeit da?«
    Sie wandte sich ihm zu. »Sie schärft meinen Verstand. Ich kann nicht die Stärkste in meinem Beruf sein, also muss ich zusehen, dass niemand im Raum schlauer ist als ich.«
    Sie griff auf den Rücksitz, nahm etwas aus einer Einkaufstasche und legte es sich in den Schoß. Sie schlug das weiße Einwickelpapier auseinander und legte ein dickes, acht Mal acht Zentimeter großes Stück schimmernder Schokolade frei.
    Geiger sah neugierig zu, wie sie ein Stückchen abbrach und es sich in den Mund steckte, aber nicht kaute. Sie ließ es einfach in ihrem Mund liegen. Ungefähr alle zehn Sekunden bildete sich eine Kuhle auf ihrer Wange, wenn sie an dem Leckerbissen saugte, dann schluckte sie. Der nächste Schritt im Ritual war in stillem Gedenken an die Wonne ein Nicken, dann zerkaute sie langsam, was in ihrem Mund übrig war.
    »Gut«, murmelte sie und wurde seines Starrens gewahr. »Möchten Sie welche?«
    »Ich esse keine Schokolade.«
    »Heißt das, Sie mögen sie nicht?«
    »Das heißt, ich habe sie noch nie probiert.«
    Zanni sah ihn an, als hätte sie gerade von einem ungeheuerlichen Verbrechen gehört. »Noch nie?«
    »Ich glaube nicht. Nein.«
    »Möchten Sie mal probieren?«
    Geiger sah es nicht kommen, weil er danach nie Ausschau gehalten hätte.
    Zanni beugte sich zu ihm, nahm sein Gesicht in die Hände und küsste ihn. Ihr Mund war warm und feucht – und süß, und er sandte eine Welle kühler Schauder nach der anderen über seine Schultern, die ihm den Rücken hinunterliefen wie ein elektrischer Wasserfall.
    Der Kuss war ein gemächlicher, leichtfüßiger Tanz. Einfache Schritte. Neugier, Zurückhaltung. Und Zanni hatte es nicht eilig. Sie ließ ihren Mund an seinem verweilen. Er spürte den Atem aus ihren Nasenlöchern auf seinem Gesicht – schmeckte die Schokolade …
    Sie beendete den Kuss mit einem leichten Biss in seine Unterlippe.
    »Hast du es gemocht?« Sie brauchte nicht zu spezifizieren, was sie mit »es« meinte.
    Geiger schluckte. »Zu süß«, sagte er.
    Selbst mitten in dieser Zugentgleisung, wo die Waggons noch links und rechts aus den Gleisen sprangen und die Leichen sich auftürmten, spürte Zanni, wie sie zu lächeln begann. Sie glitt über die Mittelkonsole und setzte sich rittlings auf ihn, die Knie an seiner Taille. Dann zog sie den Hebel der Rückenlehne, bis sie nach hinten klappte und Geiger fast senkrecht dalag. Sie musterte ihn, während sie die Jacke öffnete und abstreifte. Danach zog sie sich den dünnen Pullover über den Kopf.
    Die Art, wie sie die Arme bewegte und den Körper streckte, erinnerte Geiger sehr an den Kater. Beide hatten noch etwas gemeinsam: Sie machten beide unmissverständlich klar, was sie wann wollten.
    »Übrigens«, sagte sie, »ohne Bart gefällst du mir besser.«
    Sie beugte sich zu ihm vor, und er packte ihre Schultern und hielt sie fest.
    »Der Zeitpunkt ist fragwürdig, Zanni.«
    »Der Zeitpunkt? Geiger, es besteht eine echte Chance, dass ich in ein paar Stunden tot bin – und falls es so kommt, möchte ich die beiden Dinge, die mir im Leben am liebsten sind, noch einmal genießen.« Sie zog den Reißverschluss seiner Jacke auf. »Die Schokolade hatte ich schon.«
    Zanni beugte sich über ihn. Diesmal küsste sie ihn hart, eine Begleitung zu anderen drängenden Bewegungen, Fingern, die an Knöpfen arbeiteten, Händen, die nach Dingen suchten, Körpern, die sich drehten, sich auf dem beengten Raum zurechtrückten …
    »Vorsichtig«, sagte er. »An meiner Brust ist ein Messer festgeklebt.«
    Sie hielt inne und richtete sich auf, damit sie ihn besser ansehen konnte. »Wenn das deine Art von Verbalerotik ist, Geiger – dann wirkt sie.« Sie riss sein Hemd hoch, legte die Waffe offen und riss sie mitsamt Klebeband mit einer Bewegung ab. Er verzog gequält das Gesicht.
    »Hat das wehgetan?«
    »Ja.«
    »Gut.«
    Geiger zog sie auf sich herunter. Der Duft von Lavendel füllte seinen Kopf. Seine Haare versanken in ihrem Haar. In seiner Brust bildete sich eine unerwartete Hitze, ein leuchtendes Aufblühen, als wäre sein Herz zu einer Sonne geworden. Er war dichter an der Schmerzlosigkeit und Gedankenlosigkeit denn je – und dieser Zustand fühlte sich reiner an als alles, das er je gekannt hatte.
    Und als ihr erstes kehliges Stöhnen kam, das einem Knurren glich, war dies der ehrlichste Laut, den er von ihr gehört

Weitere Kostenlose Bücher