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Der Experte: Thriller (German Edition)

Der Experte: Thriller (German Edition)

Titel: Der Experte: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Allen Smith
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schüttelte trübsinnig den Kopf. »Geiger, ich hab ihr von Anfang gesagt, dass sie ihr nichts sagen würden, selbst wenn sie Bescheid wüssten. Aber jetzt … wenn es die Gleichen sind, die hinter Dad und Harry her sind … Na ja, jetzt wissen sie, dass du zu ihnen kommst.« Er seufzte tief. »Tut mir leid, dass ich es vermasselt habe. Aber das wollte ich dir sagen, damit du es … na ja, damit du es vorher weißt.«
    Ezra atmete tief aus und ließ die Schultern sinken. Er war fertig. Er wirkte ausgelaugt.
    Zannis Blick huschte mehrfach hin und her – zwischen dem tieftraurigen Gesicht auf dem Bildschirm und Geigers granitgrauem Blick … der schließlich weich wurde.
    »Ezra, mach dir keine Gedanken. Diesmal sind sie die Guten.«
    »Echt?«
    »Ja, echt. Ich muss jetzt Schluss machen.«
    »… Okay.«
    Ein letztes Mal sahen sie einander an. Irgendwo auf einer Straße in Manhattan plärrte eine Autohupe. Für Geiger klang es, als käme es eine Million Meilen weit her.
    »Geiger, was auch passiert, du kommst nicht wieder, oder?«
    »Nein.«
    Ezra nickte. Seine hellen grünen Augen füllten sich mit Tränen. »Bye.«
    Geiger nickte, dann tippte er auf Beenden, und der Bildschirm wurde schwarz. Er wandte sich Zanni zu. Bei seiner Arbeit hatte er so gut wie jeden Ausdruck kennengelernt, zu dem ein menschliches Gesicht fähig war – doch in Zannis Miene fand er keine Geschichte und kein Gefühl. Er sah zu viele Winkel – harte Kanten und weiche, geneigte Flächen wie auf einem Porträt von Picasso.
    »Du hast ihm in einem Brief geschrieben, was du vorhast?«
    »Ja.«
    »Das kommt mir nicht besonders klug vor. Warum hast du das getan, Geiger?«
    »Weil ich nicht wollte, dass er sich verlassen fühlt, wenn Matheson und Harry nicht zurückkehren.«
    Er legte das iPad wieder in die Tasche. Der Zeitpunkt war gekommen, alles wegzuschieben. Alles außer die nächsten Stunden im Bauernhaus.
    Zanni ließ die Antwort auf sich wirken. Wieder war ein Aspekt Geigers aufgetaucht, der in kein Gesamtbild passen wollte, und sie würde nicht versuchen, ihn auf der Stelle zu verstehen.
    »Okay. Was willst du jetzt tun?«
    »Ich werde an die Vordertür klopfen. Ich warte auf das erste Licht. Du wirst dann mehr sehen können – drinnen wie draußen. Du wartest ab, bis ich eine Weile drin bin. Vielleicht wird weiteres Licht eingeschaltet, vielleicht kannst du einen Eindruck vom Aufbau des Hauses bekommen, oder wie viele Leute Dalton bei sich hat. Dann suchst du dir einen Weg hinein.«
    Sie schloss den Reißverschluss der Tasche. »Gut.«
    »Zanni?«
    »Ja?«
    »Victor sollte Dalton ausschalten …«
    Sie wandte sich ihm zu. »Machst du dir Sorgen um mich, Geiger?« Sie öffnete die Autotür und warf die Tasche hinein. »Würdest du dich um mich sorgen, wenn ich ein Mann wäre?«
    »Ich sorge mich nicht um dich, Zanni.«
    »Gut. Du setzt dir deinen Inquisitorenhut wieder auf, ich kümmere mich um meinen Teil.« Sie blickte zum Himmel. »Ich würde sagen, wir haben noch ungefähr eine Stunde bis Sonnenaufgang. Zeit loszulegen.« Sie lehnte sich in den Wagen, nahm etwas vom Boden auf und hielt es ihm hin. Sein Messer. »Willst du das noch?«
    Er nickte. Für ihn war es ein verstörender Moment. Er hatte es völlig vergessen.
    Geiger ging voran. Tief geduckt folgten sie den schmalen Reihen im toten Weingarten. Die krummen, gestutzten Zweige griffen nach ihren Hosen und Ärmeln. Dreißig Meter vom Haus entfernt hielt er inne. Zanni trat neben ihn. Das einzelne beleuchtete Fenster warf einen blassen Lichtfleck auf den Rasen vor dem Haus.
    »Ich gehe auf die Rückseite, solange es noch dunkel ist«, sagte sie.
    Sie wandten sich einander zu. Das bemerkenswerte Violett ihrer Augen wirkte in der Nacht satter. Wenn sie blinzelte, war es, als flackerte ein Neonlicht. Es war keine Farbe, die man allgemein mit einem Menschen in Zusammenhang brachte. Sie war animalisch – Streifen in den Schwingen eines Raubvogels oder schillernde Schuppen an einer exotischen Schlange, die Federn eines Pfaus. Ihre Augen wirkten unvergesslich.
    »Ich warte auf die Sonne«, sagte er.
    Zanni nickte. »Wir sehen uns drinnen«, erwiderte sie und entfernte sich, weiterhin geduckt, nach links. Nach einigen Sekunden schlug ihre Silhouette von Schwarz in unsichtbar um, als hätte die Nacht einen Zaubertrick aus dem Ärmel geschüttelt.
    Geiger legte sich auf den Boden. Das Funkeln der Sterne erzeugte den Anschein von Bewegung – leuchtender Zierrat, der vom Himmel

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