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Der Experte: Thriller (German Edition)

Der Experte: Thriller (German Edition)

Titel: Der Experte: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Allen Smith
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hörte, öffnete er die Augen. Zehn Meter rechts von ihm starrte ihn ein massiges Zweihundertkilo-Wildschwein mit milchigen Augen an. Das Mondlicht schälte die spitzen Hauer aus der Dunkelheit. Geiger richtete sich auf, das Wildschwein machte einen Schritt vor, und Geiger wich langsam zum Wagen zurück …
    Für Zanni war deutlich zu erkennen, dass Geigers Tempo das Ungetüm nicht zufriedenstellte, denn plötzlich stürmte es auf ihn los. Geiger begann zu sprinten, erreichte den Wagen, riss die Beifahrertür auf, schlüpfte hinein und zog die Tür zu, und schon in der nächsten Sekunde rammte das Tier dagegen. Das ganze Auto bebte.
    »Himmel …«, flüsterte Zanni.
    Sie beobachteten das Biest durchs Fenster. Der Aufprall schien es nicht weiter beeindruckt zu haben, und es wirkte nicht einmal besonders zornig.
    »Ein Keiler?«, wisperte sie.
    »Ja.«
    »Das ist das hässlichste Tier, das ich je gesehen habe.«
    »Und viel schneller, als ich gedacht hätte.«
    Sie blickte ihn an. Man hätte erwartet, dass ein Grinsen die Bemerkung begleitete, aber nicht bei Geiger.
    Der Keiler schnaubte noch einmal und ging davon. Sie blickten dem panzerähnlichen Tier hinterher, wie es langsam den Waldboden überquerte. Mit der langen Schnauze suchte es nach Futter.
    Victors Fehlen war nun genauso deutlich spürbar wie zuvor seine Gegenwart. Der letzte Eintrag in seinem langen Sündenregister wäre ein Klassiker, die brüderliche Dreiheit – Gier, genährt von Arroganz, die Verrat gebiert. Carmine nannte es Zombie-Poker, denn sobald man auf dieses Blatt setzte, standen die Chancen hoch, dass man bereits eine lebende Leiche war. Geiger dachte an die vielen, die das gleiche Spiel gespielt hatten und in seinen Sitzungsräumen gelandet waren – und er fragte sich, ob wilde Keiler das Fleisch toter Menschen fraßen.
    Zanni stellte die Rückenlehne zurück. »Ich möchte Sie etwas fragen, Geiger.«
    »Sprechen Sie.«
    »Sie hatten geplant, diese Sache hier allein durchzuziehen. Von Anfang an, sogar schon in Brooklyn, richtig?«
    »Ja.«
    »Und heute Morgen waren Sie frei und unbeobachtet, aber Sie haben mich angerufen und mich wieder hereingeholt, obwohl Sie mir nicht trauten.«
    »Ich erinnere mich nicht, gesagt zu haben, dass ich Ihnen misstraue.«
    »Dabei wissen Sie, dass mein Auftrag darin besteht, Dalton zu töten – und dass in dieser Hinsicht Harry, Matheson und Sie entbehrlich sind.«
    »Ja.«
    »Warum also haben Sie mich wieder hereingeholt?«
    »Mir wurde klar, dass Victor Sie irgendwann ermorden würde«, sagte er. »Ich habe sogar direkt vor mir gesehen, wie er Sie tötet. Mit einem Messer.«
    Zanni drehte den Kopf um zwanzig Grad zu ihm. Seine Worte gehörten zu dem Seltsamsten, was je jemand zu ihr gesagt hatte. Ich habe sogar direkt vor mir gesehen, wie er Sie tötet …
    »Also haben Sie angerufen, um mich zu retten?«
    Die Frage war tonlos vorgebracht und verlangte nach Information, mehr nicht. Sie klang wie die Frage eines Bankangestellten, der einen Kunden fragte, welche Stückelung seines Auszahlungsbetrags er wünsche. Sie hatte die Frage destilliert wie einen milden Scotch. Welche Empfindungen bezüglich des Themas sie auch hegte, sie waren nicht wahrnehmbar.
    »Sagen wir einfach, ich weiß, was für mich am besten ist.«
    »Na gut«, sagte sie. »Und keine Sorge, Herr Geiger. Ich sage es niemandem weiter. Ihr Geheimnis ist bei mir sicher.«
    Sie sah aus ihrem Fenster nach draußen. Während die Nacht sich ausdehnte, erhoben immer mehr wilde Tiere ihre Stimme, und goldene Augenpaare funkelten.
    »Geiger, wieso blinzeln Sie praktisch nie?«
    »Erinnern Sie sich, wie ich Ihnen erzählte, dass ich als Kind die Nächte in einem engen Wandschrank verbrachte?«
    »Ja.«
    »Ich habe nie viel geschlafen. Die ganze Nacht hindurch habe ich Musik aus einem Kassettenspieler gehört. Es war stockdunkel, und ich gewöhnte mich daran, nicht zu wissen, ob meine Augen offen waren oder geschlossen. Für mich war es das Gleiche. Ich glaube, das ist der Grund.«
    »Wofür wurden Sie so bestraft?«
    »Es war keine Strafe. Das habe ich erst vergangene Nacht im Traum begriffen. Mein Vater hat versucht, mich stark zu machen.«
    Ich werde eine Möglichkeit finden, dich stark zu machen. Stärker als deine Mutter. Stärker als mich. Also weine jetzt zum letzten Mal.
    Geiger veränderte seine Sitzposition. Vom plötzlichen Aufreißen der Tür pochte ihm die Schulter. Zwölf Stunden lag es zurück, dass sie zuletzt gekühlt worden

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