Der Facebook-Killer: Thriller (German Edition)
zweite Raum barg auf einer riesigen Arbeitsplatte an einer Wand ein Sammelsurium an Waffen, Werkzeugen und chirurgischen Instrumenten. Dazwischen lag ein zerfetztes, blutverschmiertes Kleid. Den Großteil der Bodenfläche des Raumes nahm ein augenscheinlich aus zwei kruden Fichtenvierkanthölzern mit imposanter Kantenlänge selbst zusammengezimmertes Kreuz.
Manet stieß Zoë in einen ramponierten Bürodrehstuhl mit Nackenstütze, und wieder wurde sie mit Klebeband fixiert. Der von langen Jahren im Dienste der Schreibtischtätigkeiten seines Besitzers arg in Mitleidenschaft gezogene, schwarze Drehstuhl ruckelte und quietschte protestierend, als Manet sie zur Rückwand des Raumes herumdrehte und gleichzeitig eine an der Wand angeschraubte Gelenkschreibtischlampe anknipste. Ihr Licht fiel zunächst auf den mattschwarzen Lederbezug eines blutverschmierten Andreaskreuzes an der Wand. Dann sah Zoë die Trophäenwand mit der Fotosammlung des Facebook-Killers.
Sie schrie.
Laut und lange.
„Franck Fanon an alle – sind zugriffsbereit.“
„Hier Frédéric Malleville. Zugriff. Ich wiederhole: Zugriff.“
Dann wurde ihr klar, dass ihr Schreien sinnlos war.
Bald würde es auch Mafro wissen. Sie verstummte.
Frédéric Malleville starrte in Satory auf seine Bildschirme und wartete auf Rückmeldung von seinen Leuten. „Team Alpha – die Tür aufbrechen.“ Alle Beteiligten hörten Fanons Stimme so deutlich, als stünde der Einsatzleiter direkt neben ihnen.“
„Chef, da kommt ein Anruf rein“, rief der Techniker, der im ersten Peugeot Boxer mit dem Kopfhörer auf den Ohren Manets Telefon überwachte. Die Wölfin gab dem Polizisten die Jacke zurück und lauschte angespannt, wäre am liebsten in ihre Ohrstöpsel gekrochen.
„Er geht nicht ran“, meldete der Techniker. „Ist eine 0800-Nummer; sein Anrufbeantworter ist nach dem dritten Klingeln schon angesprungen.“
„Team Alpha: Go“, sagte Fanon. Die sieben GIGN-Männer hatten die Vordertür erreicht und brachen sie mit einem entschlossenen Stoß der mitgebrachten Ramme auf. „Gut gemacht, Leute – und rein mit euch“, wies Fanon sie an. Staatsanwalt Martin war ausgestiegen und sah von der Straße aus zu; es hatte ihn einfach nicht mehr in dem Van gehalten.
„Schnappt ihn euch, Leute“, brummte Bavarois heiser. „Wie brauchen hier dringend einen Sieg.“
Wie in einem grimmigen Ballett drangen die Einsatzkräfte in das Haus ein. Tausendmal geübte Bewegungsabläufe. Sicherten einander. Traten Türen auf oder, wenn es nicht anders ging, ein.
„Diele klar. Hintertür ist von innen verschlossen; gesichert.“
„Wohnzimmer klar.“
„Schlafzimmer klar.“
„WC und Bad klar.“
„Küche klar.“
„Vier Mann bleiben unten“, wies Fanon an. „Ivan, Christophe und Robert nehmen sich das Obergeschoss vor.“
Von dort wehte leichter Verwesungsgeruch herunter. Das Gepolter schwerer Stiefel auf einer Treppe drang über die Ohrhörer, dann die Stimme eines der GIGN-Männer: „Chef, hier Robert. Im Obergeschoss ein zweites Klo, ein Gästezimmer, zwei Arbeitszimmer. Im Gästezimmer auf dem Bett liegt eine männliche Leiche; exekutiert durch Kopfschuss. Es ist nicht der Gesuchte. Ich wiederhole: Es ist nicht Manet. Ansonsten alles leer und gesichert.“
Kurz trat Stille ein. Dann erklang die Stimme Frédéric Mallevilles aus dem fernen Satory: „Was soll das heißen?“
Fanon antwortete für seine Männer:
„Das Haus ist komplett leer, Major Malleville. Hier ist niemand. Ich wiederhole: Manet ist nicht hier.“
Erneut Stille. Es war René Bavarois, der zögernd fragte.
„Gibt es einen Keller?“
„Nein.
„Scheiße.“
Mafro warf frustriert seinen Druckbleistift von sich und
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