Der Facebook-Killer: Thriller (German Edition)
koordiniert.“
Mafro hatte das Gefühl zu ersticken. „Das können Sie nicht machen. Nehmen Sie mich mit!“ Er klang gedrückt und flehend zugleich.
„Ich kann und ich werde.“ Bavarois schob Danielle Kahns Fotos wieder zu ihm zurück. „Sie bleiben im Büro. Ich nehme Khalil und Frau Wolf mit raus. Wir werden ständigen Funkkontakt haben.“
„Bitte nicht!“ Es fiel ihm schwer, aber Mafro bettelte regelrecht. Hier ging es um Zoë und um den Mörder Kyls – wie konnte er da im Büro sitzen und warten, was bei dem Außeneinsatz herauskam? „Ich bin von Anfang an dabei. Ich kenne diesen Fall in- und auswendig …“
„Das mag sein, aber ich kenne Sie.“ Mafro widerstand dem Impuls, seinem Chef, der nach wie vor völlig gelassen klang, ins blasse Gesicht zu springen. Bavarois sah ihn ausdruckslos an. „Sie haben die Wahl: Koordinieren Sie von hier, oder ich entziehe Ihnen den Fall komplett.“
Mafro riss sich zusammen. Er würde nicht ausfallend werden. Das hätte Bavarois in seiner Meinung nur noch bestätigt. „Sie haben mir und Kyl diesen Fall übertragen“, begann er erneut. Die Jagd nach dem Mörder Nadine Weills – denn damals hatten sie diese Sache ja noch als Einzelfall gesehen – hätte Kyls Chance sein sollen, sich Bavarois zu beweisen. „Was damals wahr war, stimmt heute auch noch: Es gibt keinen besseren Ermittler in dieser Sache als mich.“
„Der Außeneinsatz läuft ohne Sie, Commissaire Fronzac“, stieg der Chef auf seinen förmlicher gewordenen Tonfall ein. „Das ist mein letztes Wort.“
Dieser Satz war wie ein Hieb in Mafros Magengrube. „Haben Sie Angst, ich könnte einen Fehler machen, weil es um Zoë geht?“ Vor so etwas war kein Polizist gefeit. Aber Mafro war abgebrüht. „Madame Wolf ist seit mehreren Jahren nicht mehr im Polizeidienst und hat meines Wissens keinerlei Erfahrung in solchen Vor-Ort-Situationen. Verdammt noch mal, warum nehmen Sie sie mit und nicht mich?“
„Nein, ich habe keine Angst, Sie könnten einen Fehler machen, weil es um Zoë geht.“
Mafro sah seinen Chef überrascht an.
„Ich habe Angst, dass Sie Manet abknallen, sobald Sie seiner ansichtig werden.“
Mafro schwieg.
„Ich kann nicht einschätzen“, fuhr Bavarois fort, „was Sie tun würden, wenn Sie ihm plötzlich durch irgendeinen dummen Zufall allein gegenüberstünden. Mann gegen Mann.“
Mafro war sich da selbst nicht ganz sicher.
„Ausschließlich deshalb läuft der Außeneinsatz ohne Sie.“
Mafro nickte. In einem Punkt hatte der Chef recht: Niemand im Team konnte Manet das Wasser reichen, wenn es um Computer ging, aber er war dem IT-Spezialisten wenigstens einigermaßen gewachsen. Er seufzte und fuhr seinen Rechner hoch.
„Danke für Ihr Verständnis.
Bavarois erhob sich und wandte sich zum Gehen. „Chef?“, fragte Mafro.
„Es ist alles gesagt“, antwortete der Commandant, ohne sich umzublicken. „Koordinieren Sie die Sprachverbindung mit Khalil.“
Wieder konnte Mafro nur nicken. Bavarois ging wortlos hinaus. Die Tür fiel hinter ihm ins Schloss.
Um Punkt zehn Uhr verließen drei äußerlich vollkommen unauffällige, dunkelblaue Peugeot Boxer mit verspiegelten Scheiben eine Tiefgarage auf dem Gelände der
Groupe d’Intervention de la Gendarmerie Nationale
, kurz
GIGN
, in Satory südlich von Versailles. Die
GIGN
war 1974 unter dem Eindruck der Geiselnahme bei den Olympischen Spielen in München 1972 und der Besetzung der Botschaft Saudi-Arabiens in Paris 1973 gegründet worden. Das Besondere an dieser französischen Anti-Terror-Einheit, die mit der deutschen GSG 9 vergleichbar war, wie Bavarois der Wölfin erklärte, während beide zusammen mit Khalil in der Präfektur auf die Männer warteten, war, dass sie nie mehr als 90 Angehörige umfasste, die unter höchsten Anforderungen
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