Der Facebook-Killer: Thriller (German Edition)
aufgeknöpft. „Liberté, Egalité, Fraternité“, die Losung der Französischen Revolution von 1789, gab er als sein Motto an. Er hatte in den ersten Tagen annähernd 100.000 Fans sammeln können.
Doch selbst so viel präsidiale Zuwendung hatte die Verantwortlichen in Irland nicht milde gegenüber dem Ansinnen eines französischen Polizisten gestimmt. Als die Wölfin und Mafro nach Pro-Forma-Klopfen an der Tür sein Büro betraten, stand der Commandant gerade mit hochrotem Kopf hinter seinem Schreibtisch und lockerte seine Krawatte. In den Hörer brüllte er in seinem besten Englisch:
„Und wenn Ihr Mann, der in der Rechtsabteilung für Frankreich zuständig ist, hundertmal in einer wichtigen Besprechung ist – ich verlange, dass Sie ihn mir jetzt auf der Stelle ans Telefon holen, Herrgott nochmal. Ja. Ja, ich warte. Wie bitte? Bavarois. B – A – V – ja, genau. Wie? Nein, bitte nicht in die Warteschleife, ich … ach verdammt.“
Er ließ den Hörer auf seine lederne Schreibtischunterlage fallen und sank in seinen Chefsessel. Missmutig drückte er den Lautsprecherknopf seiner Telefonanlage und wies gleichzeitig auf die beiden Besucherstühle vor dem Schreibtisch. Aus dem Lautsprecher dudelte Fahrstuhlmusik.
„Von wegen ‚Soziale Netzwerke verbinden Kulturen‘ “, knurrte er, während Mafro und die Wölfin Platz nahmen. Er wirkte völlig übernächtigt, blass und nervös-fahrig. Man sah ihm überdeutlich an, dass er in den vergangenen Nächten viel zu wenig geschlafen hatte.
„Langley. Bon jour, Monsieur Bavarois“, meldete sich einer sonore Stimme. Der Mann, Geza schätzte ihn dem Klang seiner Worte nach auf Mitte vierzig, sprach Französisch – zwar mit einem starken britischen Akzent, aber immerhin. „Ich bin Fachanwalt für Medienrecht und in der Rechtsabteilung von Facebook Europe für Frankreich zuständig. Was kann ich für Sie tun?“
Bavarois sagte: „René Bavarois, Commandant de Police und Leiter des DSCS, der ständigen Sonderkommission der Pariser Polizei für die Jagd auf Serienkriminelle. Wir ermitteln derzeit gegen einen Mann hier aus Paris, der im dringenden Tatverdacht steht, eine ganze Reihe von Frauen auf bestialische Weise getötet zu haben. Mindestens eine Frau hat er derzeit in seiner Gewalt.“
Er warf einen Blick über den Schreibtisch hinweg zu Mafro. Dieser verbarg seine quälende Angst um Zoë hinter einer gleichmütigen Miene.
Am anderen Ende der Leitung war es still. Bavarois fasste sich ein Herz und fuhr fort: „Wir können belegen, dass der Mann, der hier in den Medien bereits reißerisch als ‚der Facebook-Killer‘ bezeichnet wird, sich seine Opfer hauptsächlich, wenn nicht gar ausschließlich auf ihrer Plattform gesucht hat. Wir möchten, dass Sie uns Zugang zu seinem Account gewähren. Rückhaltlos. Wir brauchen alles. Seine …“
„Statusmeldungen“, soufflierte Mafro.
„… seine Statusmeldungen, seine hochgeladenen Fotos und Videos, die Nachrichten Dritter, die er geteilt hat, die Apps, die er verwendet hat, wann er wie lange online war, IP-Adressen, private Nachrichten, rundweg alles.“
Weiter Schweigen.
„Zentralen Aussagewert haben für uns außerdem seine Chatprotokolle“, schob Bavarois noch nach.
„Mir ist nicht ganz klar, was Sie von mir erwarten“, sagte der Mann am anderen Ende nach einer kurzen Kunstpause.
„Das sagte ich doch“, blaffte Bavarois. „Verschaffen Sie uns Zugang zu dem Kram.“
„Das kann ich nicht. Es tut mir leid. Datenschutz, Sie verstehen. Mir sind die Hände gebunden.“
„Von Datenschutz halten die doch sonst auch nicht so viel“, dachte Mafro, dann wuchtete er sich aus dem Besucherstuhl hoch, schnappte sich den Hörer aus Bavarois’ Hand und schnauzte
Weitere Kostenlose Bücher