Der Facebook-Killer: Thriller (German Edition)
gelegenen 1-A-Bürostandort Hanover Quay, direkt im Herzen der irischen Hauptstadt, am Ufer des Liffey, hatte Bavarois knapp zwei Stunden zuvor angerufen – und in ein Wespennest gestochen. Abgesehen von der Tatsache, dass sein Englisch nicht gerade lupenrein war und es augenscheinlich in der Europazentrale von Facebook keinen einzigen Mitarbeiter gab, der der Sprache der Grande Nation mächtig war, hatte die Erwähnung des Landes, aus dem er anrief, ausgereicht, um sich der vollen Antipathie seiner diversen Gesprächspartner zu versichern. Das Wort „Frankreich“ hatte gewirkt wie ein rotes Tuch. Kein Wunder – immerhin gab es in Frankreich gerade Bestrebungen, die Nennung der Dienste Facebook und Twitter im Fernsehen zu verbieten.
Die Namen sozialer Netzwerke, so lauteten die immer nachdrücklicher vertretenen Forderungen der Kritiker, sollten in Frankreich nur noch unter ganz bestimmten Bedingungen im Fernsehen und Radio genannt werden dürfen. Schon seit 1992 verbot ein französisches Gesetz kommerzielle Werbehinweise im Rahmen von Nachrichtensendungen. Dieses Gesetz, solle endlich auch auf die beiden sozialen Netzwerke Facebook und Twitter angewandt werden. Das Conseil supérieur de l’audiovisuel, kurz CSA, die französische Rundfunkaufsichtsbehörde, stieß ins selbe Horn: Ab sofort müsse Schluss sein mit den weit verbreiteten medialen Hinweisen à la „Folgen Sie uns auf Twitter“ oder „Besuchen Sie uns auf Facebook“. Schließlich gebe es auch noch andere soziale Netzwerke, da sei die alleinige und wiederholte Nennung von Facebook oder Twitter eine schlichte Wettbewerbsverzerrung und schon aus diesem Grunde nach französischem Recht unzulässig. Sie dürfe nur aus einem einzigen Grund erfolgen, nämlich dann, wenn Facebook oder Twitter selbst Gegenstand der Berichterstattung seien.
Das bedeutete, dass französische Fernseh- und Radiomoderatoren künftig wohl komplizierte Wortgirlanden würden drehen müssen, wenn sie ihr Publikum zu den entsprechenden Angeboten lenken wollten.
Manche, darunter Bavarois, sahen das als vernünftige Maßnahme von Wettbewerbshütern. Andere jedoch monierten, dieses Dekret sei nicht nur ein bisschen weltfremd, sondern auf Dauer auch ziemlich schwer aufrechtzuerhalten, denn angesichts der Tatsache, wie weit die beiden Dienste inzwischen das tägliche Leben durchdrungen hätten, sei es beinahe unmöglich, sie nicht zu erwähnen. Ein facebook-freundlicher Journalist hatte sich zu dem Satz hinreißen lassen: „Diese Nachricht hätte von MySpace und Friendster gehandelt, wäre sie vor ein paar Jahren veröffentlicht worden.“
Frankreichs Staatschef Nicolas Sarkozy hatte offenbar mit der Zeit gehen wollen und sich vor gar nicht allzu langer Zeit ein Profil in dem umstrittenen Online-Netzwerk angelegt. Eines der ersten vom Präsidenten ins Netz gestellten Videos, hatte ihn auf Schmusekurs mit seiner Frau Carla Bruni im Elyséepalast gezeigt.
In dem Film, den Mafro Bavarois ein paar Tage zuvor gezeigt hatte, war die Präsidentengattin zu sehen, wie sie mit ausgesuchten Leserinnen der Frauenzeitschrift „Femme Actuelle“ plaudert, als unangekündigt ihr Mann ins Zimmer kam. Das Video hatte direkt einen Siegeszug durchs Internet angetreten und stand mittlerweile auch schon auf YouTube, garniert mit allerlei bissigen Bemerkungen der allgegenwärtigen virtuellen Spötter zu „Brunizy“ und ihrem öffentlichen Eheleben.
Als Foto für sein Facebook-Profil hatte Sarkozy ein Bild gewählt, das ihn braungebrannt vor azurblauem Hintergrund zeigte, das weiße Hemd leger
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