Der Facebook-Killer: Thriller (German Edition)
Beifahrersitz gleiten ließ, starrte sie ihn entsetzt an. Sie wollte etwas sagen, öffnete auch den Mund, schaffte es aber nicht, sich zu artikulieren. Azrael hob die Faust und schlug ihr brutal mitten ins Gesicht. Einmal. Zweimal. Blut spritzte. Er griff ihr brutal ins Haar und knallte ihren Kopf um sicherzugehen heftig aufs Lenkrad. Ihre Nase brach. Dann stieg er aus, ging völlig entspannt um das parkende Fahrzeug herum, schob sie unsanft auf den Beifahrersitz und klemmte sich selbst hinters Steuer. Den Schlüssel hatte er ja.
Kris Manet ließ Patricia Kaplans Wagen an und fuhr los. Seinen treuen alten Geländewagen ließ er im absoluten Halteverbot der Rue de Rivoli stehen. Er brauchte den Wagen nicht mehr – für Azrael gab es eh kein Zurück.
Das Endspiel hatte begonnen. Auf in den Märchenwald.
21. 3. 2011, 02:09
Préfecture de Police
Rue de la Cité, Paris
„Sie wollten mir vorhin noch erklären, was Sie mit der Bemerkung meinten, wir hätten es in Gestalt Manets mit einem durch und durch ritualisierten, kranken Gehirn zu tun“, erinnerte ein müder Mafro die Wölfin mit einem kaum unterdrückten Gähnen.
Geza stand wieder einmal wie elektrisiert vor dem weißen Flip-Chart in seinem Büro. „Da müssen Sie eigentlich selbst drauf kommen, Herr Kollege. Sehen Sie sich doch mal die Todesdaten seiner Opfer genauer an.“
„Okay ... zu unserem potenziell schwulen Sänger haben wir kein Datum und auch sonst keine näheren Angaben …“, setzte Mafro an.
„Das ist aber erst mal auch egal“, warf Geza ein. „Die auslösende Tat ist in diesem Fall zweifelsohne der Mord an seiner Frau gewesen – und der geschah am 3. März 2008.“ Sie tippte mit einem altmodischen, zum Zeigestock ausfahrbaren Metallkugelschreiber auf die Liste. „Ich gehe mal davon aus, dass Nadine Weill, die man am 11. März zu Tode gesteinigt in den Katakomben fand und von der es in Raphael Zachs Obduktionsbericht heißt, sie sei zum Zeitpunkt des Leichenfundes circa eine Woche tot gewesen, genau am ersten Jahrestag von Marie-Ange Manet, am 3. März 2009, sterben musste.“ Erneutes, energisches Tippen auf den großen Papierbogen.
Mafro entgleisten sämtliche Gesichtszüge, als er das hörte. Er starrte Geza mit offenem Mund an.
„Ich gehe weiterhin davon aus, dass wir Ihren Freund Kyl bei diesen Betrachtungen zum ritualisierten Aspekt der Morde Kris Manets außer Acht lassen können. Kylian Brousse war Manet auf der Spur, war ihm zu nahe gekommen, also erschoss der ihn – hier konnte er keine Rücksicht auf spezielle Daten nehmen.“
„Dann haben wir also als nächstes Manon de Kock“, stieg Mafro in ihr Denkkonstrukt ein. „Wir wissen zwar nicht, wo und wie er sie getötet hat und wo er die Leiche losgeworden ist, aber für mich liest sich das Chattranskript“– er wies auf seinen Schreibtisch, wo das Bündel Ausdrucke, inzwischen mit mehrfarbigen Leuchtstiftmarkierungen versehen, lag – „nicht, als hätte er sich ein halbes Jahr Zeit gelassen zwischen der Zusage, sich um Manon zu ‚kümmern‘, und der eigentlichen Tat.“
Die Wölfin nickte zustimmend. Sie fischte einen einzelnen Ausdruck aus dem Wust auf Fronzacs Schreibtisch. „Suzanne de Kock hat ihre Tochter am 23. Oktober 2009 am frühen Nachmittag als vermisst gemeldet. Ich gehe davon aus, dass Manon de Kock danach nur noch wenige Tage zu leben hatte.“
„Aber was schließen Sie daraus?“
„Oh, ich denke, auch für diesen Mord hat Manet einen Gedenktag gewählt. Ich würde so ziemlich jede Wette eingehen, dass er irgendwann Anfang November 2007 diesen, wie Sie sagen, potenziell schwulen Sänger getötet hat. Was geben denn Ihre Datenbanken dazu so her, Herr Kollege?“
21.3.2011, 02:11
Eine Waldhütte
Forêt Domainiale de l’Isle-Adam,
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