Der Facebook-Killer: Thriller (German Edition)
hierher.“
Keine zwei Minuten später lehnte Mafro mit erwartungsvoll verschränkten Armen hinter Geza und Khalil an der Wand neben der Tür.
„Was gibt es denn so Wichtiges?“
René Bavarois sah die drei der Reihe nach an, und es war, als hätte er einen Geist gesehen.
„Das war eben noch mal Langley von Facebook Europe in Dublin. Wir haben einen schweren, einen unverzeihlichen Fehler gemacht, Leute.“
„Nämlich?“ Die Nachfrage kam von Mafro.
„Während wir zwei Beamte abgestellt haben“, antwortete Bavarois, „die abwechselnd auf diese Azra-El-Account starren und uns regelmäßig wissen lassen, dass sich immer noch nichts getan hat, hat Manet uns wieder einmal ein Schnippchen geschlagen. Er hat seinen alten Account, den, der auf Vince Vega lautet, reaktiviert und sich an eine Frau rangemacht. Sie heißt Patricia Kaplan.“
„Die kenne ich“, platzte der Berber heraus.
„Ich auch, und Mafro kennt sie auch, selbst wenn ihm der Name gerade nichts sagt“, nickte der Commandant der Police. „Patricia ist die Freundin unseres uniformierten Kollegen Théo Froissart.“
Das etwas altmodische, klobige Faxgerät auf seinem Schreibtisch meldete sich piepsend zu Wort.
„Das dürfte das Chatprotokoll aus Irland sein“, sagte Bavarois.
Er behielt recht. Alle vier starrten auf den etwas undeutlichen Faxausdruck und lasen mit wachsendem Grauen das Chattranskript.
Mafro trat einen Schritt beiseite, schnappte sich sein Handy und tippte rasch eine Nummer ein. Nach einigen halblaut gemurmelten Sätzen unterbrach er die Verbindung und trat wieder zu den anderen.
„Das war Froissart“, sagte er. „Als er heute gegen 20 Uhr vom Dienst heimkam, fand er nur einen Zettel auf dem Küchentisch vor, Patricia sei essen gegangen, und es könne etwas später werden. Aber sie ist noch immer nicht wieder aufgetaucht, und Théo ist mittlerweile krank vor Sorge.“
„Was hast du ihm gesagt?“, fragte Bavarois.
„Nichts.“
„Gut.“
Ein paar Sekunden herrschte unschlüssiges Schweigen im Chefbüro des DSCS. Dann übernahm wie gewohnt René Bavarois das Kommando.
„Mafro, du gehst zurück in dein Büro und versuchst weiter, an diese Grundrisse zu kommen. Wenn nötig, finde heraus, wer das Waldhaus gebaut hat, klingle den Architekten telefonisch aus dem Bett und nerve ihn, bis er uns gibt, was wir brauchen. Khalil, Frau Dr. Wolf – machen Sie sich marschbereit. Ich rufe nochmal draußen in Satory an; ich bin mir sicher, Fanon wird sich freuen, wenn er Gelegenheit zur Revanche bekommt.
Ich glaube, diesmal sind wir auf der richtigen Spur, Leute. Lasst uns dem Schwein das Handwerk legen.“
16
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21.3.2011, 06:11
Eine Waldhütte
Forêt Domainiale de l’Isle-Adam, Frankreich
„Was meinen Sie, Chef, leben die Opfer noch?“ Die Frage kam von Khalil Larbi.
Mit zusammengekniffenen Augen spähte der hochgewachsene Algerier in den Wald. Er war seit nahezu vierzig Stunden auf den Beinen, und trotz allen Adrenalins, das durch seine Adern pumpte, holte die Erschöpfung ihn langsam ein.
René Bavarois gab einen schwer deutbaren Grunzlaut von sich und zog seine Dienstwaffe. „Patricia Kaplan hat er ja erst seit gestern, aber Mafros Exfreundin ist jetzt schon fast vier Wochen in der Gewalt dieses kranken Irren, Khalil. So lange hat er bisher keine der anderen Frauen bei sich behalten. Die meisten hat er mehr oder weniger am selben Tag getötet, an dem er sie entführt hatte.“ Der Commandant de Police hielt kurz inne. „Wir müssen befürchten, dass der Dreckskerl sie schon lange getötet hat. Ich hoffe nur, er verrät uns wenigstens, wo wir die Überreste finden. Ich habe keine Lust auf ein weiteres Debakel wie bei Dr. Kahn.“
Während er zusammen mit dem Berber weiter durchs Gehölz pirschte, drehte er innerlich alle
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