Der Facebook-Killer: Thriller (German Edition)
saß sie während der Brandes und erstickte qualvoll.“ Eine erneute Pause. „Der Kerl hatte sie da hinein gesperrt und das Ding von außen mit einem billigen, handelsüblichen Vorhängeschloss aus dem Baumarkt gesichert. Da die gesuchte Frau nirgends in der Wohnung zu finden und der Schrank als einziger verschlossen war, haben die Feuerwehrleute das Schloss mit der Axt aufgeschlagen und so unser Opfer gefunden und geborgen.“ Er entnahm dem Aktendeckel ein Foto der verkohlten, eingeschlagenen Wohnungstür und heftete es an die Pinnwand. Dann fischte er aus der Jackentasche einen Beweissicherungsbeutel und warf ihn auf den Tisch: Er enthielt das billige, von der Feuerwehr zerschlagene Vorhängeschloss.
Geza wurde flau im Magen, als sie an die letzten Minuten in Michelle Tourrendes Leben dachte.
Eingeschlossen.
Zum Sterben weggesperrt.
Chancenlos.
Eine schlimme Ahnung in ihr wurde zur Gewissheit. Sie suchte Bavarois’ Blick und las darin nur finstere Entschlossenheit.
Mit kratziger Stimme sagte sie: „Sie hatten ziemlich sicher recht, Monsieur Bavarois. Auch wenn der Einwand aus der Lagebesprechung, dass er den Modus Operandi wechselt, nicht von der Hand zu weisen ist: Wir haben es hier mit einem Serienmörder zu tun.“
In die drückende Stille hinein sagte Khalil Larbi:
„Verdammt.“
Nach dieser Enthüllung brauchten sie alle eine Pause. In kleinen Grüppchen standen die Ermittler am Kaffeeautomaten auf dem Flur, die Stimmung war gedrückt; die Wölfin befüllte den Wasserkocher, um sich einen Tee aufzubrühen. Bavarois trat stirnrunzelnd zu ihr.
„Sind Sie ganz sicher, Doktor Wolf?“
Sie nickte.
„Die Medien werden sich darauf stürzen wie die Aasgeier.“ Der Commandant de Police lehnte sich mit der Hüfte an die Arbeitsplatte der kleinen Küchenzeile und spähte durch das Fensterchen zum grauen Februarhimmel hinauf. Es regnete schon wieder. „Waren welche draußen im Bois, als Sie am Tatort waren?“
„So schnell sind nicht einmal französische Journalisten, nehme ich mal an. Wollen wir weitermachen?“
„Trinken Sie erst mal in Ruhe Ihren Tee.“
Geza nickte, goss das kochende Wasser über den Beutel Earl Grey und zog sich mit der Tasse wieder an ihren Platz im Besprechungsraum zurück. Sie zog ihr Notizbuch heran und blätterte nachdenklich in ihren Aufzeichnungen. Nach und nach kamen die anderen herein und setzten sich. Bavarois wandte sich an Fronzac.
„Maxime, wer ist die Tote?“
„Sie heißt Léa Gerzon.“
Geza unterstrich den Namen in ihrem Moleskin.
„Was wissen wir über sie?“, hakte Bavarois nach.
„Das Opfer war Kinderkrankenschwester am Hôpital Necker. Hier in Paris. Sie wäre heute 38 Jahre alt. Wurde Anfang Juli letzten Jahres von ihrem Mann vermisst gemeldet. Sieht so aus, als habe eine halbherzige Suche stattgefunden, aber dann … verlief die Sache wohl im Sande.“
„Ihr habt gesagt, sie wurde erhängt aufgefunden – warum sind wir so sicher, dass es kein Selbstmord war?“, mischte sich der Berber ein.
„Die wenigsten Selbstmörder binden sich vor der Tat selbst die Hände so fest auf dem Rücken zusammen, dass die Blutzirkulation fast augenblicklich zum Stillstand kommt“, antwortete Fronzac. Die letzten Zeilen hatte er aus einem schmalen Hefter vorgelesen, in dem ihm der kahlköpfige Pathologe, der am Tatort gewesen war, vor der Sitzung erste Erkenntnisse zugesteckt hatte. „Nein, Erhängen war die Todesursache – man hat sie fachkundig stranguliert. Mehr konnte Raphaël aufgrund des Zustandes der Leiche nicht sagen, aber er geht nicht davon aus, dass er bei der Obduktion noch weitere schwerwiegende Verletzungen finden wird.“
„Was meinen Sie mit‚ ‚die Sache verlief im Sande‘?“,
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