Der Facebook-Killer: Thriller (German Edition)
wurde Bavarois die Frage los, die ihn viel mehr interessierte.
„Na ja …“, antwortete Fronzac. „Ich habe mir vorhin die Fallakten mal kurz angesehen. In den Dateien gibt es eine Beschwerde ihres Mannes, Francois Gerzon, Mathematiklehrer, 49. Er wurde Ende September letzten Jahres auf einem Revier in der Nähe seines Wohnortes, wo er auch die Vermisstenanzeige aufgegeben hatte und dessen Revierleiter ein alter Kumpel von ihm ist, vorstellig und beklagte sich, er habe den Eindruck, wir würden uns bei der Suche nach seiner Frau keine rechte Mühe geben.“
„Und? Hatte er recht? Oder haben wir uns Mühe gegeben?“
„Oh, er hatte sowas von recht“, knurrte Fronzac. „Deshalb haben ihn die uniformierten Kollegen auf seiner heimischen Wache auch freundlich, aber bestimmt abgewimmelt.“
„Wie meinen Sie das?“, fragte Geza dazwischen.
Fronzac blickte sie direkt an.
„Die Akte trägt einen internen Vermerk, der besagt, dass es sich wohl um einen Ehekrach handelt und man der Sache nicht unbedingt mit Feuereifer nachgehen müsse. Dieser Vermerk – der entgegen aller Dienstanweisungen nicht mit den Initialen seines Verfassers gekennzeichnet ist – war Léa Gerzons endgültiges Todesurteil.“
Er sah sich die Videoaufnahmen des Feuers wieder und wieder auf dem Bildschirm seines Laptops an. Amateuraufnahmen, klar, aber trotzdem: Was für ein großartiges Dokument seines Wirkens! Wie die Flammen tanzten vor den Fenstern der Metze, wie sie den Willen des HERRN taten!
Mit fliegenden Fingern öffnete er ein weiteres Fenster: eine WORD-Datei, in der er eines seiner zahllosen Chatprotokolle gespeichert hatte.
MICHELLE TOURRENDE IST VERFÜGBAR …
Sein Blick huschte über die x-fach gelesenen Zeilen; ein zitternder Mittelfinger bediente das Scrollrad seiner kabellosen Maus.
MICHELLE TOURRENDE:
Irgendwie textest du total sinnlich, Vince.
VINCE VEGA:
Du bist aber auch echt heiß, Michelle. Wann landest du nochmal in Orly?
Die Feuerwehrleute hatten sich redlich Mühe gegeben. Aber am Ende hatte er gewonnen – und das Feuer des HERRN, gelegt von seiner Hand, hatte die Dreckfotze ihrer gerechten Strafe zugeführt. Die Feuerwehr hatte den Kürzeren gezogen.
Fronzac war tatsächlich gekommen. Mit der deutschen Psychotante im Schlepptau. Er war schon kaputt – und sie würde er auch noch kriegen. Zuerst aber musste er mehr über sie erfahren, musste herausbekommen, ob sie der Läuterung bedurfte.
Dann hatte sich dieser Idiot in die Flammen gestürzt. Ohne auch nur eine Sekunde nachzudenken. Aber er hatte es nicht geschafft, dem HERRN in den flammenden Arm zu fallen. Zu langsam, zu spät, zu wenig. Nun klebte Michelle Tourrendes Blut auch ein wenig an Fronzacs Händen. Und an denen Geza Wolfs.
Der Mann am Laptop schaltete den Windows-Mediaplayer auf PAUSE. Er starrte Maxime Fronzacs Rücken an, wie er sich mit wehendem Peacoat in das brennende Haus vorkämpfte. Damit hatte er tatsächlich nicht gerechnet.
Aber er war davongekommen. Aus dem Haus hatten sie ihn geschleppt. Der Hüne mit dem Helm hatte Fronzac wahrscheinlich das Leben gerettet. Das war gut. Und der Psychofotze war auch nichts passiert.
Umso besser. Schließlich lag es in seiner Hand zu bestimmen, wann deren Ende gekommen war. Der HERR würde ihm ein Zeichen senden, da war er zuversichtlich.
Dann hatten sie seine Leiche gefunden. Seine siebente, aber strenggenommen erst die fünfte, denn es zählten nur die, die er unmittelbar als Kreuzritter im Dienste des HERRN tötete, die, auf die des HERRN Finger gedeutet hatte, die, die er in SEINEM Namen läuterte.
Fronzac … Fronzac war eigentlich egal. Er konnte ihm nicht mehr gefährlich werden. Das hatte sich erledigt, seit
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