Der Facebook-Killer: Thriller (German Edition)
gehen, und dann bin ich halt rüber in unsere Zentrale. Na ja, und es war nichts los die ganze Nacht, und wir haben bisschen Karten gespielt, und darüber hab ich ihn dann ganz vergessen. Erst viel später, ich zog gerade meine Jacke an und wollte heimgehen, weil meine Schicht vorbei war, tauchte er auf und sagte, sein Verdacht habe sich bestätigt. In dem Container liege eine Leiche, und ich solle dringend seine Kollegen verständigen. Er selbst wollte gleich aufs Revier, wo er etwas überprüfen musste, hat er gesagt – und schon war er wieder weg.“
Geza nahm einen Hauch billigen Schnapses, wahrscheinlich Wodkas, in seinem Atem wahr und hatte keinerlei Zweifel daran, dass das Kartenspiel eher alkoholisiert abgelaufen war und dass wahrscheinlich auch eine Herde Elefanten auf einer der zahlreichen umliegenden Rasenflächen Seniorengymnastik hätte machen können, ohne dass es Monsieur Rabelais und seinen Kollegen aufgefallen wäre.
Laut sagte sie: „Ist Ihnen daran nichts seltsam vorgekommen? Ich meine, haben Sie sich gar nicht gefragt, was er in der ganzen Zwischenzeit in dem Container getrieben hat?“
Rabelais senkte den Kopf. „Nein … irgendwie nicht.“
„Ich verstehe. Wie sah der Mann denn aus?“
„Hm?“, machte Rabelais.
„Wie der angebliche Polizist aussah, dem Sie die Schranke geöffnet haben“, wiederholte Commissaire Ungerer gereizt.
„Ach so … ja … eigentlich ganz normal, irgendwie.“
„Geht’s ein bisschen genauer?“, knurrte Ungerer.
„Wie meinen Sie das?“
„Wie groß war er denn?“, schaltete die Wölfin sich abermals begütigend ein.
„Etwa … etwas so groß wie Sie.“ Rabelais deutete auf Ungerer.
„Dünn? Dick? Normal gebaut?“, fragte Mafro.
„Eher schlank … glaube ich“, sagte der Wachmann. „Und …“
„Ja?“
„Er hatte eine ziemlich große Nase, und sein Haar, das fand ich irgendwie ein bisschen zu lang, und er hatte es so nach hinten weggeschmiert, Sie wissen schon …“
„Sie meinen, mit Gel oder Pomade“, nickte Geza.
„Ja … ja genau.“ Rabelais trat unruhig von einem Fuß auf den anderen; es war ihm deutlich anzusehen, dass er seine Zeit als Mittelpunkt des allgemeinen Interesses alles andere als genoss.
„Wie alt?“
„Also nicht mehr jung … vielleicht wie Sie, Commissaire …“, sagte Rabelais mit Blick auf Mafro.
„Ich denke, das reicht fürs Erste, Monsieur Rabelais“, schaltete sich Ballester zum ersten Mal in die Befragung ein. „Gehen Sie nach Hause. Schlafen Sie sich aus. Wir haben ja Ihre Personalien.“ Er zückte eine lederne Brieftasche und entnahm ihr eine Visitenkarte, die er dem Sicherheitsmann gab. „Hier. Nehmen Sie. Da ist meine Telefonnummer drauf, für den Fall, dass Ihnen noch etwas Sachdienliches einfällt.“
„Warum ist das alles so wichtig?“, fragte der Wachmann.
„Weil Sie wahrscheinlich keinem Polizisten, sondern einem Killer den Zutritt zum Gelände ermöglicht haben“, antwortete Mafro ruppig. „Und er hat im Container keine Leiche gefunden, sondern dort in aller Ruhe, langsam und genüsslich jemanden umgebracht. Während Sie Karten gespielt und sich Schnaps hinter die Binde gekippt haben.“
Rabelais schaute verunsichert drein, nahm aber schließlich die Karte, die ihm Ballester immer noch hinhielt und schlurfte davon. Mehrfach sah er zu den vier Ermittlern zurück; fast schien es, als rechne er damit, dass sie es sich im letzten Augenblick noch einmal anders überlegten und ihn zurück beorderten.
„Das war unnötig grob, Herr Kollege“, tadelte Geza.
„Ach, ist doch wahr“, murrte Mafro. „Der Kerl lässt einen Mörder hier rein und geht dann wieder saufen, und hinterher wagt er es, uns mit einer Personenbeschreibung abzuspeisen, die auf ein Drittel aller
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