Der Facebook-Killer: Thriller (German Edition)
lästerliche Zurschaustellung der Wehrlosigkeit des Todes.
„Stahlnägel, mit einem Druckluftnagler durch Hände und Füße gejagt“, sagte die Stimme Raphael Zachs dicht an ihrem Ohr und riss Geza damit aus ihren Gedanken.
„Wie bitte?“, fragte sie irritiert.
„Man verwendet die Dinger gern zum Verschalen und ähnlichen Aufgaben in der Industrie“, erklärte der Pathologe und kauerte sich dicht vor das Opfer, um es genauer in Augenschein zu nehmen. „Muss höllisch wehgetan haben.“
„Das war dem Täter offensichtlich egal“, versetzte Geza trocken. „Hier ging es ja augenscheinlich gerade um das Zufügung schmerzender Wunden ... um Folter.“
Der Glatzkopf ignorierte ihren Einwurf und beugte sich noch näher an die Leiche. Dann erhob er sich und näherte sich dem rechten Fuß, bis er fast mit der Nase gegen dagegen stieß, und murmelte: „Faszinierend ...“
„Was können Sie mir so auf Anhieb sagen, Doktor Zach?“, versuchte Geza erneut, eine fachliche Kommunikation in Gang zu bringen. „Was fällt Ihnen dazu ein, was Sie hier sehen – und bringen Sie es mit unserem Serienmörder in Verbindung?“
„Möglich“, antwortete er geistesabwesend. „Diese Wundmale ... man muss unwillkürlich an eine Anspielung auf die Kreuzigung Jesu oder der christlichen Märtyrer denken, auch wenn in den allgemein übliche Darstellung die Füße der Gemarterten mit einem gemeinsamen Nagel durchbohrt sind ...“
„Woran ist er denn gestorben?“, fragte Geza.
„Woher soll ich denn das wissen, ohne ihn auf dem Tisch gehabt zu haben?“, lautete die fast heiter klingende Antwort. „An den Schnittwunden jedenfalls nicht. Das hat zwar sicher ebenfalls wehgetan wie die Hölle und, wie man sieht, auch ganz schön geblutet, aber sie waren nicht die Todesursache. Nicht einmal annähernd tief genug. Ich vermute mal, der Mann ist an einem Apoplex gestorben.
„Bitte?“
„Hirnschlag – das Platzen von Blutgefäßen im Kopf. Das Opfer hing ja dem Kopf nach unten. Der Kopf schwillt in dieser Lage sehr schnell an, weil das Blut in den Kopf strömt. Besonders in den Augen tritt ein sehr schmerzhafter Druck auf. Diese Behandlung wird in China gern als Foltermethode verwendet, allerdings stellen die Folterer dabei häufig noch heiße Elektrokochplatten genau unter den Kopf des Opfers, um sein Leid noch zu erhöhen.“
Geza schluckte. „Wurde verwendet, meinen Sie sicher?“
Zum ersten Mal sah er sie direkt an. „Ich meinte genau, was ich gesagt habe. Elektrokochplatten sind, wie Sie sicher wissen, ein Segen der Neuzeit – und vom Dissidententum in China kann ich nur dringend abraten, auch wenn diese Unmenschen mit den olympischen Spielen geadelt und damit der olympische Gedanke in den Schmutz getreten wurde.“
Dann wandte er sich, urplötzlich wieder völlig leidenschaftslos, erneut dem angenagelten Finanzberater zu. „Er könnte auch einfach erstickt sein. Das gesamte Gewicht des Unterleibs drückt auf das Zwerchfell und die Lunge, das Atmen wird quälend schwer und ist irgendwann einfach aus Erschöpfung nicht mehr möglich. Die Wahrscheinlichkeit, dass das Opfer frühzeitig das Bewusstsein verliert, ist in solchen Fällen relativ hoch. Ich vermute, sein Peiniger hat ihn jedes Mal geschnitten, wenn er wegzukippen drohte. Ach, und eins noch: Die Nummer mit der Visitenkarte ... das hat der Täter posthum gemacht, so wie es aussieht. Er hat dem Mann beim Sterben zugesehen und dann quasi mit Ihrer Karte seinen makabren Schlusspunkt gesetzt.“
„Ja, ich weiß schon, mehr nach der Autopsie“, murmelte Geza.
Ehe ihr Gegenüber antworten konnte, erklang von draußen die Stimme Thomas Ballesters. „Madame Wolf?“
„Entschuldigen Sie mich einen Augenblick“, sagte
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