Der Facebook-Killer: Thriller (German Edition)
dicht an Khalil heran und legte dem Kollegen mit der milchkaffeefarbenen Haut die Hand auf die Schulter. „Khalil, er hat möglicherweise Zoë in seiner Gewalt, und uns läuft die Zeit weg. Bitte hilf mir.“
Khalil schaute über den Kopf seines etwas kleineren Kollegen in den Verhörraum hinein. Er verstand Mafros bodenlose, grenzenlose Angst, aber gleichzeitig war sie ihm peinlich – er wollte nicht die mühsam zurückgehaltenen Tränen in Fronzacs Gesicht sehen.
Marcel Rabelais hatte den Kopf gehoben und rieb sich mit beiden Händen das Gesicht.
„Monsieur Rabelais, wir haben nicht den ganzen Tag Zeit ...“, drängte sie sanft.
Ein uniformierter Polizist trat ein. „Commissaire Fronzac, haben Sie einen Augenblick?“
Mafro nickte und folgte ihm aus dem Vorraum des Verhörbereiches auf den Gang hinaus.
„Schießen Sie los, Fabregas“, drängt Mafro. „Waren Sie nochmal bei Mademoiselle Ionesco zuhause?“
Nach dem Eingang der Mail des Killers hatte Mafro, ohne es zu wissen, genau so reagiert, wie dieser erwartet hatte: Er hatte sofort – und vergeblich – versucht, seine Ex-Freundin zu erreichen und parallel einen Streifenwagen zu ihrer Einzimmerwohnung geschickt.
Fabregas nickte. „Sie hat nicht geöffnet. Wir haben uns Zutritt verschafft, aber da war nichts. Keine Einbruchsspuren, keine Spuren eines Kampfes in der Wohnung – und kein Hinweis, wohin Ihre ... wohin Mademoiselle Ionesco gegangen sein könnte.”
Mit anderen Worten: Zoë war spurlos verschwunden. Mafro war, als drehe sich die ganze Welt plötzlich wie rasend um ihn, als verlöre er den Boden unter den Füßen und müsse jeden Augenblick das Gleichgewicht verlieren und stürzen.
Nein – er musste sich zusammenreißen. Musste sie retten. „Fabregas, sorgen Sie dafür, dass die Spurensicherung sich zügig in Zoës Wohnung begibt. Die sollen das Oberste zuunterst kehren. Ich will wissen, wo sie ist ... und ich knöpfe mir derweil diese peinliche Karikatur von einem Nachtwächter vor.“ Mafro kreiselte herum.
„Wir müssen noch einmal über die vorletzte Nacht sprechen, Monsieur Rabelais“, sagte Geza gerade, als Mafro wieder in den Verhörbereich trat.“ Rabelais sackte wieder in sich zusammen. Die Wölfin stand auf und ließ ihn im Verhörzimmer allein.
„Was tun Sie hier draußen?“, ging Mafro hitzig auf sie los, kaum dass sich die Tür hinter ihr geschlossen hatte. „Sie sind die Psychologin, Sie haben gesagt, wenn er etwas weiß, holen Sie es aus ihm heraus ...“
„Beruhigen Sie sich, Commissaire Fronzac“, versetzte sie kühl. „Ich tue, was ich kann. Und jetzt gerade kann ich unserem derzeit wichtigsten Zeugen noch einen Kaffee holen.“
Einige Minuten später nahm sie mit zwei Bechern duftenden, heißen Kaffees wieder vor Rabelais Platz. „Reden Sie mit mir über den Mann mit dem Polizeiausweis“, nahm sie den Faden wieder auf.
„Polizei ... Sie sind doch Polizei“, nuschelte Rabelais.
„Korrekt, aber wir wollen jetzt nicht über mich und meine Kollegen sprechen, sondern über den Mann, den Sie aufs Gelände gelassen haben.” Sie lächelte ihm aufmunternd zu. „Gehen wir doch noch mal durch, was Sie uns schon erzählt haben, als wir bei Ihnen draußen in La Villette waren.“
Geza warf einen Blick in ihr offen vor ihr liegendes Moleskin. „Sie sprachen zum Beispiel von einem Geländewagen, den er fuhr.”
Rabelais sagte nichts, nickte aber verstohlen. Sein alkoholgetränktes Hirn arbeitete so hektisch es eben konnte: Von dem Wagen hatte er schon geredet ... dahinter konnte er nicht mehr zurück ... aber sonst nichts verraten ... bloß nicht ...
„Können Sie mir die Fahrzeugmarke nennen?“, störte die Stimme der seltsamen Ausländerin seine
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