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Der Facebook-Killer: Thriller (German Edition)

Der Facebook-Killer: Thriller (German Edition)

Titel: Der Facebook-Killer: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Oliver Hoffmann
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es doch aus dem Mund sei­nes Va­ters.
    „Guil­lau­me, bei Gott, an den Ge­rüch­ten ist nichts dran, sage ich dir, gar nichts.“
    „Bei Gott? Schein­hei­li­ge Frömm­le­rin!“ Der Va­ter wur­de im­mer lau­ter. Der Jun­ge konn­te die Wut, die in hei­ßen Wel­len von ihm aus­ging, bis in sein angst­vol­les Nest spüren. Vor sei­nem geis­ti­gen Auge sah er den Va­ter, groß, schwer, mas­sig und schweißtrie­fend, stin­kend nach Al­ko­hol und Zi­ga­ret­ten, über der Mut­ter auf­ra­gen, die sich nicht zu weh­ren wuss­te.
    „Rennst je­den Sonn­tag in dei­ne Scheißkir­che, be­test mit den Frömms­ten, aber für den Kir­chen­die­ner die Bei­ne breit ma­chen! Und mir, mir bringst du die­sen Ban­kert heim, und ich muss ihn durch­füt­tern, den Drecks­lüm­mel, und je­den Tag seh’ ich ihm ins Ge­sicht und den­ke: Er ist nicht von mir!“
    Der Jun­ge wein­te.
    „Aber jetzt ist Schluss!“, schrie der Va­ter. Er hat­te sich mitt­ler­wei­le so in Rage ge­brüllt, dass sich sei­ne Stim­me über­schlug.
    „Aber Guil­lau­me, so glaub mir doch!“, wag­te die Mut­ter ein­zu­wer­fen.
    „Halt den Mund!“ Ein Schrei, so laut, dass die Glas­schei­ben der bil­li­gen An­rich­te zit­ter­ten. Ge­schirr zer­brach.
    „Nein … Guil­lau­me … nicht! Hör doch auf.“
    Schep­pern. Klir­ren. Das Bers­ten von Glas und von Por­zel­lan. Wim­mernd pro­tes­tier­te die Mut­ter. Doch das sta­chel­te den Ra­sen­den, den au­ßer Kon­trol­le Ge­ra­te­nen, schein­bar noch an. Im­mer mehr ging zu Bruch. Dann hör­te der Jun­ge ein Ge­räusch, ein wohl­be­kann­tes Ge­räusch, den Klang des Furcht­ba­ren. Sein Va­ter zog den Gür­tel aus den Schlau­fen.
    „Dich werd ich das Her­um­hu­ren leh­ren.“
    Dann ka­men die Schlä­ge. Dumpf und den­noch knal­lend. Die ho­hen, spit­zen Schreie sei­ner Mut­ter. Mit je­dem Knall fuhr ein Zucken durch den ma­ge­ren Leib des Jun­gen an der Tür, als wür­de er selbst ge­schla­gen. Ir­gend­wann war der Gür­tel nicht mehr ge­nug. Der Va­ter nahm die Fäus­te, sei­ne flei­schi­gen Schmie­de­häm­mer von Män­ner­fäus­ten, zu Hil­fe, un­ter­strich Hieb um Hieb, was er zu sa­gen hat­te:
    „Du … machst … mir … kei­ne … Schan­de … mehr. Du … nicht, … Inès. Du … nicht.“
    Ir­gend­wann hör­te die Mut­ter auf zu schrei­en. Schein­bar hör­te je­der ir­gend­wann auf da­mit. Der Jun­ge … der Jun­ge selbst hat­te schon lan­ge auf­ge­hört.
    Er ging bar­fuß in die Kü­che. Über­all wa­ren Scher­ben. In­mit­ten der Scher­ben lag sei­ne Mut­ter. Sie schau­te zur Decke, aber es sah nicht so aus, als könn­ten ihre Au­gen über­haupt noch et­was er­ken­nen. Ihre Kit­tel­schür­ze war zer­ris­sen. Da war Blut in ih­rem Ge­sicht, Blut an ih­rem Kopf.
    Blut auch auf dem Kü­chen­bo­den.
    Ihr ei­ner Arm war in ei­ner Be­we­gung er­starrt, die ein Men­schen­arm ei­gent­lich nicht ma­chen kön­nen soll­te.
    Sie sag­te kein Wort.
    In­s­tink­tiv wuss­te der Jun­ge, sei­ne Mut­ter wür­de nie mehr et­was sa­gen.
    Sein Va­ter stand mit­ten im Raum, schwer at­mend, und die Vor­der­sei­te sei­nes drecki­gen Un­ter­hem­des war ge­tränkt von Schweiß und Blut.
    Lang­sam, ruckelnd wie in ei­nem al­ten, ver­wackel­ten Dick- und-Doof-Film, dreh­te der Va­ter den Kopf zu ihm um.
    Stier­te den Jun­gen an.
    Sag­te lan­ge nichts, glotzte nur.
    Dann:
    „Jetzt ist sie still.“
    Zö­ger­lich nick­te der Jun­ge, war sich nicht si­cher, was der Va­ter von ihm er­war­te­te.
    „Die Hure. Die Dreck­fot­ze.“
    Wie­der Wor­te, von de­ren Be­deu­tung der Jun­ge noch kei­ne rech­te Ah­nung hat­te. Aber er hat­te Angst, mit ei­ner Nach­fra­ge oder gar Wi­der­spruch den ver­rauch­ten Zorn des Va­ters wie­der zu wecken, also nick­te er schüch­tern.
    Sein Va­ter lächel­te ein ko­mi­sches Lächeln.
    „Jetzt wird al­les gut“, sag­te der klo­bi­ge Mann. Setzte sich an den Kü­chen­tisch, den Blick stier auf die reg­lo­se Frau, sei­ne Frau, ge­rich­tet.
    Dann noch ein­mal, lei­ser, fast wie zu sich selbst, bei­na­he, als müs­se er es sich selbst glau­ben ma­chen: „Jetzt wird al­les gut.“
    Der Va­ter be­gann zu trin­ken.

    Es wur­de Nacht, und es wur­de Tag. So ging es mehr­mals.
    Der Va­ter saß und soff,

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