Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Facebook-Killer: Thriller (German Edition)

Der Facebook-Killer: Thriller (German Edition)

Titel: Der Facebook-Killer: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Oliver Hoffmann
Vom Netzwerk:
nächs­ter Satz un­ter­brach ih­ren Ge­dan­ken­gang und ließ sie vor Ver­blüf­fung die Au­gen auf­rei­ßen:
    „Bei uns im Stu­dio ist heu­te Abend Com­mis­saire Ma­xi­me Fron­zac von der DSCS. Die DSCS ist eine Son­der­kom­mis­si­on der Pa­ri­ser Kri­mi­nal­po­li­zei zur Ver­fol­gung von Se­ri­en­straf­tätern. Com­mis­saire Fron­zac ist hier, um un­se­ren Zuschaue­rin­nen und Zuschau­ern ganz ge­nau aus­ein­an­der­zu­set­zen, was das für ein Mensch ist, den die DSCS da jagt und der die un­be­schol­te­nen Bür­ge­rin­nen und Bür­ger von Pa­ris seit Ta­gen nicht mehr ru­hig schla­fen lässt.“
    Die Pe­kings­up­pe und das knusp­rig ge­bra­te­ne En­ten­fleisch mit Se­zu­an-Pfef­fer­so­ße wa­ren ver­ges­sen.
    Die Ka­me­ra fuhr zu­rück, und Mafro kam ins Bild. Ent­spannt saß er ne­ben Claire Cha­zal und spiel­te mit ei­nem Füll­fe­der­hal­ter. Er trug einen dunklen, drei­tei­li­gen An­zug und wirk­te mit sei­nen kurz ge­stutzten Locken und den ers­ten grau­en Sträh­nen re­gel­recht dis­tin­guiert. Eine Vier­teldre­hung des Kopf­es, und er schenk­te der Ka­me­ra, die ge­nau im rich­ti­gen Mo­ment auf ihn ein­zoom­te, ein grim­mi­ges, aber ent­schlos­se­nes Lächeln.
    „Com­mis­saire Fron­zac …”, Claire Cha­zal wand­te sich ih­rem Ge­spräch­s­part­ner zu und zeig­te da­mit der Ka­me­ra das mar­kan­te Pro­fil, das für ganz Frank­reich seit über 20 Jah­ren mit se­ri­ösem Abend­nach­rich­ten-Jour­na­lis­mus gleich­be­deu­tend war. Cha­zal, die mitt­ler­wei­le auch in ei­ni­gen Ki­no­fil­men mit­ge­wirkt hat­te, wuss­te zwei­felsoh­ne sehr ge­nau, wie man sich in Sze­ne setzte.
    „Be­rufs­krank­heit“, mur­mel­te Na­di­ne Eude vor sich hin und sank in ih­ren Le­der­ses­sel. Das In­ter­view nahm sei­nen Lauf:
    „Com­mis­saire Fron­zac, be­ant­wor­ten Sie un­se­ren Zuschau­ern doch bit­te gleich zu An­fang un­se­res Ge­sprächs die Fra­ge, die uns al­len am meis­ten un­ter den Nä­geln brennt: Muss die Stadt Angst ha­ben? Ist ein be­rech­nen­der Mas­sen­mör­der un­ter uns, der uns alle be­reits durch das Ziel­fern­rohr sei­ner Waf­fe be­ob­ach­tet?”
    Na­di­ne Eude war hoch­gra­dig ir­ri­tiert. So kann­te sie Claire Cha­zal über­haupt nicht. Was hat­te sie vor? Woll­te sie ein paar al­ten Da­men, die un­er­schüt­ter­li­che An­hän­ge­rin­nen der öf­fent­lich-recht­li­chen Nach­rich­ten wa­ren, einen un­zei­ti­gen Herz­in­farkt be­sche­ren? Oder hat­te ihr In­ten­dant ihr eine sprach­li­che Frisch­zel­len­kur ver­ord­net, da­mit das
Jour­nal de 20 heu­res
vom Duk­tus her mit den zu­gleich rei­ße­ri­schen und ex­tra leicht ver­dau­li­chen so­ge­nann­ten Nach­rich­ten­sen­dun­gen auf Canal Plus und Kon­sor­ten mit­hal­ten und die sin­ken­den Ein­schalt­quo­ten her­um­rei­ßen konn­te?
    Mafros Ge­sicht war jetzt Se­rio­si­tät pur. „Von ei­nem be­rech­nen­den Mas­sen­mör­der kann über­haupt kei­ne Rede sein, Ma­da­me Cha­zal. Ja, es lässt sich nicht leug­nen, in Pa­ris treibt ein mehr­fa­cher Frau­en­mör­der sein Un­we­sen. Aber es han­delt sich um ein sehr kran­kes, im Grun­de be­dau­erns­wer­tes In­di­vi­du­um, das in heil­lo­ser Selbst­über­schät­zung und ab­sur­den, lächer­li­chen All­machts­phan­tasi­en jeg­li­chen Kon­takt zur Rea­li­tät ver­lo­ren hat.”
    Na­di­ne Eude blieb der Mund of­fen ste­hen, als sie das hör­te. Aber Mafro war ge­ra­de erst so rich­tig in Schwung ge­kom­men und fuhr fort:
    „Der Mann lei­det un­ter schwe­ren psy­chi­schen Störun­gen. Die zu­sam­men­ge­schmier­ten Psy­cho­gram­me der Ta­ges­pres­se, die die­sen so­ge­nann­ten ‚Fa­ce­book-Kil­ler‘ wie die franzö­si­sche Ant­wort auf Han­ni­bal Lec­ter wir­ken las­sen, zeich­nen sich vor al­lem durch zwei Din­ge aus: durch man­geln­de Kennt­nis­se und Sen­sa­ti­ons­geil­heit, wenn Sie den der­ben Aus­druck ver­zei­hen. Nichts könn­te falscher sein, als die­ses arme, trieb­ge­s­teu­er­te Würst­chen, das da drau­ßen ir­gend­wo in sei­nem Loch hockt, als ein Ge­nie des Ver­bre­chens zu be­zeich­nen, wie es eine große Ta­ges­zei­tung un­se­rer Stadt – ich wer­de hier kei­ne

Weitere Kostenlose Bücher