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Der Facebook-Killer: Thriller (German Edition)

Der Facebook-Killer: Thriller (German Edition)

Titel: Der Facebook-Killer: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Oliver Hoffmann
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tren­nen, wenn die­ser so­ge­nann­te Fa­ce­book-Kil­ler hin­ter Git­tern saß.

Zwi­schen­spiel 3
    Die Schlä­ge wa­ren hart und un­er­bitt­lich. Der alte brau­ne Le­der­gür­tel traf sei­nen Rücken, sei­nen nack­ten Hin­tern, sand­te Woge um Woge des Schmer­zes durch sei­nen Kör­per.
    Sei­ne ei­ge­nen Schreie hall­ten in sei­nen Oh­ren wi­der. Das Fle­hen sei­ner Mut­ter, ver­geb­lich, wei­ner­lich, nutz­los. Sie be­schwor den Va­ter auf­zu­hören, ein ums an­de­re Mal, ver­such­te, zu ihm durch­zu­drin­gen, aber er rea­gier­te nicht, er sag­te kein ein­zi­ges Wort.
    Er schlug und schlug und schlug.
    Die Wut glomm in ihm und nahm ihm die Spra­che. Da war Bier in sei­nem Atem und Pas­tis und Hass, so viel Hass, und der Rauch der Kip­pen, na­tür­lich, der all­ge­gen­wär­ti­gen Kip­pen, aber kei­ne Spra­che, kein Wort, kei­ne ein­zi­ge Sil­be.
    Eine Welt aus Schmerz. Der Gür­tel tanzte eine Ma­zur­ka auf sei­nem Kin­der­rücken. Tanzte und sprang in sei­nem ei­ge­nen, knal­len­den Rhyth­mus. Ließ blu­ti­ge Strie­men blühen … und es gab kein Ent­kom­men.
    Wie­der und wie­der traf ihn der Gür­tel, die bei­ßen­de Le­der­zun­ge, mit der der väter­li­che Zorn sprach.
    Ir­gend­wann woll­te er auch gar nicht mehr weg­lau­fen.
    Sei­ne Mut­ter sah schwei­gend zu.
    Später dann: der Va­ter am Kü­chen­tisch, Fein­ripp und Cord­ho­sen, ver­schwitzt von den Mühen sei­ner Er­zie­hung, ver­hüllt vor den Au­gen von Frau und Kind von den blau­en Rauch­schwa­den der Gi­ta­nes Mais im Nach­mit­tags­licht. Der Jun­ge, ver­krümmt und schluch­zend, zu­sam­men­ge­rollt in der Ecke auf dem fett­flecki­gen, brau­nen, ab­ge­tre­te­nen Lin­ole­um­bo­den. Die Mut­ter, Kit­tel­schür­ze und grau­es Ge­sicht, stump­fes Haar und mü­der Blick, Hän­de rin­gend und eben­so sprach­los wie der Klotz, den sie einst ge­liebt hat­te, der Mann, mit dem sie mitt­ler­wei­le nur noch die Angst und der Hass ver­ban­den.
    Er schlich sich hin­aus aus der Wohn­kü­che, ge­krümmt noch vom Schmerz, in sein Zim­mer, roll­te sich be­hut­sam auf dem Bett zu­sam­men, die Knie an­ge­zogen bis an die schmäch­ti­ge Brust, laut­los be­bend vor in­ne­rem Schluch­zen, das her­aus­woll­te und doch nicht konn­te. Sei­ne dün­nen Fin­ger mit den ab­ge­kau­ten Nä­geln tas­te­ten auf den Nach­tisch, den al­ten Nacht­tisch, er­erbt von der Großmut­ter, und da war sie, auf der ris­si­gen Mar­mor­plat­te.
    Sei­ne klei­ne schwar­ze Bi­bel, Gold­schnitt und Le­der­ein­band, an­be­tungs­ab­ge­grif­fen. Tas­tend leg­ten sich sei­ne Fin­ger dar­um, schlos­sen sich wie die Kral­len ei­nes klei­nen, ver­schreck­ten Vo­gels dar­um.
    Be­ben­de Fin­ger öff­ne­ten die Hei­li­ge Schrift, be­tas­te­ten zu­vor die Gold­prä­gung auf dem vor­de­ren Ein­band:
    GOT­TES WORT.
    Gott.
    Ein stra­fen­der Va­ter auch er.
    Der sei­nen Sohn ge­op­fert hat­te. So hat­ten sie’s im Got­tes­dienst ge­lernt, und so stand es in sei­ner Hei­li­gen Schrift.
    Sei­ne Fin­ger nes­tel­ten an dem zer­fa­ser­ten, einst wei­ßen, nun aber schmut­zig­grau­en Le­se­bänd­chen. Schlu­gen die Stel­le auf, die er so oft such­te, so oft brauch­te. Psalm 119.
Das ist mein Trost in mei­nem Elend; denn dein Wort er­quickt mich
.

    Er er­wach­te von den Stim­men aus der Kü­che, schräg über den Flur. Hoch, fast fal­sett­ar­tig und doch hei­ser, sei­ne Mut­ter:
    „Er kann nichts da­für. Lass dei­nen Zorn doch nicht im­mer an dem Jun­gen aus.“
    „Dem Jun­gen, gut ge­sagt.“ Der rum­peln­de Bass des Va­ters, in­ak­ku­rat vom Al­ko­hol, ver­schlif­fe­ne En­dun­gen und schwe­re Zun­ge. „Bin ja froh, dass du nicht ‚an dei­nem Sohn‘ ge­sagt hast.“
    „Fang nicht wie­der da­mit an. Ich schwö­re dir …“
    Das Pol­tern ei­nes um­fal­len­den Stuhls. Schwe­re Schrit­te. Der Jun­ge stand auf, husch­te laut­los zur Tür, press­te angst­voll sein Ohr ge­gen das ei­er­scha­len­far­ben lackier­te dün­ne Holz.
    Lausch­te.
    „Schwören willst du? Ver­sün­di­ge dich nicht, du … du Met­ze.“
    Der Jun­ge hat­te kei­ne Vors­tel­lung da­von, was das war, eine Met­ze, doch er zwei­fel­te kei­ne Se­kun­de dar­an, dass es et­was Furcht­ba­res war, kam

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