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Der Faenger im Roggen - V3

Titel: Der Faenger im Roggen - V3 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J. D. Salinger
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Licht.
Schließlich tat er es dann doch, aber wenn man ihn darum gebeten hatte, dauerte es viel länger.
    »Was zum Teufel liest du da?« fragte er.
»Ein verdammtes Buch.«
Er hob das Buch auf, um den Titel zu lesen. »Gut?« fragte er.
»Dieser Satz, den ich gerade lese, ist toll.« Ich kann auch sarkastisch sein, wenn ich in der
    Stimmung bin. Er merkte es aber nicht. Er schlenderte wieder im Zimmer umher und befingerte
    meine und Stradlaters Sachen. Schließlich legte ich das Buch auf den Boden. Man konnte mit so
    einem Menschen in der Nähe nichts lesen. Unmöglich.
Ich setzte mich tief in den Sessel, bis ich beinah lag, und sah Ackley zu, wie er sich häuslich
    einrichtete. Ich war müde von der Fahrt nach New York und allem und fing an zu gähnen.
Dann fing ich an Theater zu spielen. Das tue ich oft aus Langeweile. Ich drehte meine Mütze um,
    so daß sie richtig saß, und zog mir den Schirm tief über die Augen. Auf diese Weise konnte ich
    nichts mehr sehen. »Ich glaube, ich werde blind«, sagte ich mit gepreßter Stimme. »Liebste
    Mutter, alles wird so dunkel.«
»Du spinnst, Gott sei's geklagt«, sagte Ackley.
»Liebste Mutter, gib mir deine Hand. Warum willst du mir die Hand nicht geben?«
»Um Himmels willen, benimm dich doch wie ein normaler Mensch.«
Ich tastete herum wie ein Blinder, aber ohne aufzustehen. Ich sagte immer wieder: »Liebste
    Mutter, warum gibst du mir nicht die Hand?« Natürlich war alles nur Blödsinn. Manchmal macht
    mir das Spaß. Außerdem wußte ich, daß es diesen Ackley wahnsinnig ärgerte. Er machte immer
    einen Sadisten aus mir.
Ich benahm mich oft sadistisch, wenn er da war. Aber endlich hörte ich doch damit auf. Ich
    schob mir den Mützenschirm wieder ins Genick und hielt mich still.
»Wem gehört das?« fragte Ackley. Er hielt Stradlaters Kniebandage in die Höhe. Dieser Ackley
    nahm alles in die Finger, was er nur erwischte. Der würde sogar einen Unterleibsschützer in die
    Finger nehmen. Ich antwortete, es gehöre Stradlater. Daraufhin warf er das Zeug auf Stradlaters
    Bett. Er hatte es auf Stradlaters Kommode gefunden und warf es deshalb aufs Bett.
Dann kam er wieder her und setzte sich auf die Armlehne von Stradlaters Sessel. Immer auf die
    Armlehne. »Wo zum Kuckuck hast du das her?« fragte er.
»New York.«
»Wieviel?«
»Einen Dollar.«
»Schandpreis.« Er fing an, sich mit einem Streichholzende seine blöden Nägel zu säubern. Er
    putzte sich fortwährend die Nägel. Eigentlich komisch. Seine Zähne sahen immer ganz bemoost
    aus, und seine Ohren waren widerwärtig schmutzig, aber die Nägel putzte er sich
    fortwährend.
Wahrscheinlich hielt er das für ausreichend, um äußerst gepflegt zu wirken. Dazwischen wart er
    wieder einen Blick auf meine Mütze. »Zu Hause tragen wir solche Mützen für die Jagd«, sagte er.
    »Das ist eine Jagdmütze.«
»Allerdings.« Ich nahm sie ab und betrachtete sie. Ich kniff ein Auge zu, als ob ich auf die
    Mütze zielte. »Das ist eine Menschenjagdmütze«, sagte ich. »Ich trage sie zur
    Menschenjagd.«
»Wissen deine Alten schon, daß man dich hinausgeworfen hat?«
»Nein.«
»Wo zum Teufel ist Stradlater überhaupt?«
»Beim Match. Hat ein Rendezvous.« Ich gähnte. Ich gähnte die ganze Zeit. Es war viel zu heiß im
    Zimmer. Das machte einen schläfrig. In Pencey fror man sich entweder zu Tode oder starb vor
    Hitze.
»Der große Stradlater«, sagte Ackley. »He, leih mir deine Schere einen Augenblick. Hast du sie
    in Reichweite?«
»Nein. Schon eingepackt. Zuoberst im Schrank.«
»Gib sie mir, sei so gut. Ich muß mir diesen eingerissenen Nagel abschneiden.« Es war ihm
    gleichgültig, ob man etwas schon eingepackt hatte oder nicht und ob es zuoberst im Schrank war.
    Ich holte ihm die Schere trotzdem. Dabei wurde ich fast erschlagen. Als ich den Schrank
    aufmachte, fiel mir Stradlaters Tennisracket samt dem Holzrahmen auf den Kopf. Es krachte laut
    und tat höllisch weh.
Auch Ackley wäre beinah ums Leben gekommen. Er stimmte mit seiner Falsettstimme ein Gelächter
    an und lachte die ganze Zeit weiter, während ich meinen Handkoffer herunterholte und die Schere
    für ihn auspackte. Solche Vorfälle - daß jemandem ein Felsstück oder was weiß ich auf den Kopf
    fiel - fand er zum Bersten komisch. »Du hast einen prächtigen Sinn für Humor, Kind«, sagte ich.
    »Weißt du das?« Dabei gab ich ihm die Schere.
»Engagier mich als Manager. Ich kann dich am Radio unterbringen.« Ich setzte mich wieder hin,
    und er schnitt sich

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