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Der Faenger im Roggen - V3

Titel: Der Faenger im Roggen - V3 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J. D. Salinger
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auch immer zu Gott beten - einfach mit
    ihm sprechen und so -, wo immer wir uns befänden. Er sagte, wir müßten uns Jesus als unseren
    Kumpel vorstellen und so. Er selbst spreche die ganze Zeit mit Christus, behauptete
    er.
Sogar wenn er am Lenkrad sitze. Das gab mir den Rest. Ich kann mir diesen dicken Schwindler
    vorstellen, wie er in den ersten Gang schaltet und Christus bittet, ihm noch ein paar Leichname
    zu schicken. Das eigentlich Gute kam aber erst in der Mitte der Rede. Ossenburger erzählte uns
    gerade, was für ein toller Kerl er sei, was für ein Draufgänger und so, da ließ dieser Kerl,
    der in der Reihe vor mir saß, dieser Edgar Marsalla, diesen grandiosen Furz los. Das war
    natürlich unanständig in der Kapelle und so, aber es war auch ganz lustig. Der gute Marsalla.
    Das Dach flog fast in die Luft. Fast keiner wagte, laut zu lachen, und der alte Ossenburger tat
    so, als habe er's gar nicht gehört, aber Thurmer, der Rektor, der neben Ossenburger auf dem
    Podium saß, dem konnte man ansehen, daß er's gehört hatte, Junge , der war vielleicht
    verbittert. Im Augenblick sagte er nichts, aber am nächsten Abend ließ er uns im Schulgebäude
    nachsitzen und hielt uns eine Rede. Er sagte, der Junge, der in der Kapelle die Störung
    verursacht habe, sei nicht würdig, in Pencey zu bleiben. Wir versuchten, den guten Marsalla
    dazu zu kriegen, noch mal einen direkt in Thurmers Rede fliegen zu lassen, aber er hatte gerade
    keinen auf der Latte.
Also, ich wohnte im Ossenburger-Gedächtnis-Flügel. Ich freute mich auf mein Zimmer, als ich vom
    alten Spencer zurückkam, denn die andern waren alle noch beim Fußballmatch, und ausnahmsweise
    war das Zimmer geheizt. Ich fand es richtig gemütlich. Ich zog meinen Mantel und die Krawatte
    aus und machte den Hemdkragen auf, und dann setzte ich die Mütze auf, die ich morgens in New
    York gekauft hatte.
Es war eine rote Jagdmütze mit langem Schild. Ich hatte sie in einem Sportgeschäft im
    Schaufenster gesehen, als wir aus der Untergrundbahn kamen - gerade nachdem ich entdeckte, daß
    ich die verfluchten Floretts hatte liegenlassen. Die Mütze kostete nur einen Dollar. Ich setzte
    sie verkehrt herum auf - mit dem Schild im Nacken -, idiotisch, das gebe ich zu, aber es gefiel
    mir am besten so. Ich sah gut darin aus. Dann nahm ich das Buch, das ich angefangen hatte, und
    setzte mich in meinen Sessel. In jedem Zimmer waren zwei Sessel. Jeder von uns hatte einen,
    mein Zimmergenosse Ward Stradlater und ich. Die Armlehnen waren in traurigem Zustand, weil sich
    immer alle draufsetzten, aber es waren trotzdem ganz bequeme Sessel.
Das Buch, in dem ich gerade las, hatte ich in der Bibliothek aus Versehen bekommen. Man hatte
    mir die falsche Nummer gegeben, und ich merkte es erst, als ich schon wieder in meinem Zimmer
    war.
Es hieß Out of Afrika , von Isak Diesen. Zuerst dachte ich, es wäre zum Sterben
    langweilig, aber das war ein Irrtum. Es war ein sehr gutes Buch. Ich bin ganz ungebildet, aber
    ich lese sehr viel. Mein Lieblingsautor ist mein Bruder D.B., und dann kommt Ring Lardner. Mein
    Bruder schenkte mir ein Buch von Ring Lardner zum Geburtstag, gerade bevor ich nach Pencey kam.
    Es waren furchtbar komische, verrückte Theaterstücke darin und die Geschichte von einem
    Verkehrspolizisten, der sich in ein tolles Mädchen verliebt, die immer rasend schnell
    fährt.
Aber der Polizist ist verheiratet, so daß er sie nicht heiraten kann. Dann kommt das Mädchen
    um, weil es immer so schnell fährt. Die Geschichte hat mich umgeworfen. Am liebsten lese ich
    Bücher, in denen wenigstens von Zeit zu Zeit komische Stellen sind. Ich lese auch viel
    klassische Bücher, Psychokrimis wie Des Wilden Wiederkehr und Kriegsbücher und so, aber
    sie machen mir keinen besonders tiefen Eindruck.
Am meisten halte ich davon, wenn man nach einem Buch ganz erledigt ist und sich wünscht, daß
    man mit dem Autor, der es geschrieben hat, nah befreundet wäre und daß man ihn antelefonieren
    könnte, wenn man dazu Lust hätte. Das kommt allerdings nicht oft vor. Ich hätte nichts dagegen,
    Isak Diesen anzurufen. Und auch Ring Lardner, wenn mir D.B. nicht gesagt hätte, daß er
    gestorben ist. Zum Beispiel so ein Buch wie Des Menschen Hörigkeit von Somerset
    Maugham - das habe ich letzten Sommer gelesen. Es ist sicher ein gutes Buch und so, aber ich
    hätte keine Lust, Somerset Maugham anzurufen. Ich weiß nicht. Er ist einfach nicht der Typ, den
    ich gerne anrufen würde. Viel lieber den

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