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Der Faenger im Roggen - V3

Titel: Der Faenger im Roggen - V3 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J. D. Salinger
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fahren?« fragte sie. Dabei schaute sie mich irgendwie komisch an.
    Offenbar war sie nicht mehr so beleidigt.
»Vielleicht das nächste Mal. Ich schau dir zu«, sagte ich.
»Hast du die Karte?«
»Ja.«
»Dann los - ich setz mich da auf die Bank. Ich schau dir zu.«
Ich setzte mich auf eine Bank, und sie lief zum Karussell und stieg hinauf. Zuerst ging sie um
    das ganze Karussell herum.
Dann wählte sie ein großes braunes, sehr abgeschabtes altes Pferd. Als das Karussell sich zu
    drehen anfing, sah ich ihr zu, wie sie herumfuhr. Es saßen nur fünf oder sechs andere Kinder
    oben, und das Karussell spielte Smoke Gets in Your Eyes , aber sehr auf Jazz und komisch.
    Die Kinder versuchten alle den goldenen Ring zu erwischen, auch Phoebe, und ich hatte manchmal
    Angst, daß sie von dem blöden Pferd fallen würde, aber ich sagte nichts und unternahm nichts.
    Wenn die Kinder den goldenen Ring erwischen wollen, muß man es sie versuchen lassen und nichts
    sagen. Wenn sie herunterfallen, dann fallen sie eben in Gottes Namen, aber man darf nichts zu
    ihnen sagen.
Als das Karussell stillstand, sprang sie von ihrem Pferd und kam zu mir.
»Fahr auch einmal«, sagte sie.
»Nein, ich schau dir nur zu. Ich glaube, ich schau dir nur zu«, sagte ich. Ich gab ihr wieder
    etwas von ihrem Geld. »Da, kauf dir noch ein paar Karten.«
Sie nahm das Geld. »Ich bin dir nicht mehr böse«, sagte sie.
»Ich weiß. Eil dich - es geht schon gleich wieder los.«
Dann gab sie mir plötzlich einen Kuß. Dann streckte sie die Hand aus und sagte: »Es regnet. Es
    fängt an zu regnen.«
»Ich weiß.«
Dann - es warf mich fast um - griff sie in meine Manteltasche und zog meine Jagdmütze heraus
    und setzte sie mir auf.
»Willst du sie denn nicht?«
»Du kannst sie eine Zeitlang tragen.«
»Schön. Aber lauf jetzt schnell. Du versäumst sonst noch den Anfang. Du bekommst sonst dein
    Pferd nicht mehr.« Sie zögerte aber noch.
»Hast du das vorhin im Ernst gesagt? Gehst du wirklich nicht fort? Gehst du wirklich nachher
    heim?« fragte sie.
»Ja«, sagte ich. Es war mir auch wirklich ernst. Ich hätte sie nicht angelogen. Ich bin nachher
    tatsächlich nach Hause gegangen. »Schnell, los jetzt«, sagte ich. »Das Ding geht
    los.«
Sie rannte weg und kaufte ihre Karte und kam gerade noch rechtzeitig auf das verdammte
    Karussell. Oben lief sie um das Ganze herum, bis sie wieder ihr Pferd gefunden hatte. Dann
    stieg sie auf und winkte, und ich winkte ihr auch. Es fing wie aus Kübeln an zu regnen. Wirklich aus Kübeln, das schwöre ich. Sämtliche Eltern und Mütter und alle rannten zum
    Karussell und stellten sich dort unter das Dach, um nicht bis auf die Haut durchnäßt zu werden,
    aber ich blieb noch auf meiner Bank sitzen. Ich wurde durch und durch naß, besonders hinten am
    Hals und an den Beinen. Die Jagdmütze war ein guter Schutz, aber ich wurde doch sehr naß. Es
    war mir allerdings gleichgültig. Ich war plötzlich so verflucht glücklich, weil Phoebe immer im
    Kreis herum fuhr. Ich hätte beinah geheult, so verflucht glücklich war ich, falls das jemand
    interessiert. Ich weiß nicht warum. Einfach weil sie so verdammt nett aussah, während sie dort
    herumfuhr - in ihrem blauen Mantel und allem. Großer Gott, so was muß man gesehen haben.

25. Kapitel
    Das ist alles, was ich erzählen wollte. Ich könnte zwar noch erzählen, wie es weiterging, als
    ich heimkam, und wie ich krank wurde und so, und in was für eine Schule ich nächsten Herbst
    gehen soll, wenn ich von hier wegkomme, aber ich habe keine Lust dazu. Im Ernst. Dieses Zeug
    interessiert mich jetzt nicht besonders.
Viele Leute, vor allem der Psychoanalytiker hier im Haus, wollen immer von mir wissen, ob ich
    mir mehr Mühe geben werde, wenn ich im nächsten September wieder in die Schule gehe. Meiner
    Meinung nach ist das eine blöde Frage. Wie soll man denn wissen, was man tun wird, bevor man es
    wirklich tut? Die Antwort ist, daß man es eben nicht weiß. Ich glaube, daß ich mir dann mehr
    Mühe gebe, aber wie kann ich das wissen? Ich finde diese Frage wirklich dumm. Das ist
    sicher.
D.B. ist weniger schlimm als alle andern, aber auch er stellt mir einen Haufen Fragen. Letzten
    Samstag kam er mit dieser englischen Filmschauspielerin her, die in seinem neuen Film
    mitspielen soll. Sie war reichlich affektiert, aber sehr hübsch. Als sie einen Augenblick
    wegging, fragte mich D.B., was ich mir zu all dem Zeug denke, das ich jetzt gerade erzählt
    habe. Ich wußte nicht, was zum Teufel

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