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Der Faenger im Roggen - V3

Titel: Der Faenger im Roggen - V3 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J. D. Salinger
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dieser
    gottverfluchte Lift kam. Ich habe in meinem ganzen verdammten Leben noch nie so lange auf einen
    Lift gewartet, das schwöre ich.
Ich wußte nicht, über was ich reden sollte, während ich auf den Lift wartete, aber da er immer
    weiter dort stehenblieb, sagte ich: »Ich will jetzt damit anfangen, ein paar gute Bücher zu
    lesen. Das habe ich fest vor.« Man mußte doch irgend etwas sagen. Es war furchtbar
    peinlich.
»Also hol deine Koffer und komm gleich zurück. Ich schließe die Tür nicht ab.«
»Danke vielmals«, sagte ich. »Auf Wiedersehn!« Der Lift war jetzt endlich da. Ich stieg ein und
    fuhr hinunter. Herrgott, ich zitterte wie verrückt. Und schwitzte außerdem. Wenn so etwas
    passiert, fange ich immer an zu schwitzen. So'n Zeug habe ich mindestens zwanzigmal erlebt,
    seit ich klein war. Ich kann das nicht ausstehen.

24. Kapitel
    Als ich auf der Straße stand, fing es gerade an hell zu werden.
Es war ziemlich kalt, aber das fand ich angenehm, weil ich so schwitzte. Ich wußte absolut
    nicht, was ich tun sollte. Ich wollte in kein Hotel gehen und Phoebes Geld ausgeben. Deshalb
    ging ich bis zur Lexington Avenue und fuhr von dort mit der Untergrundbahn zu Grand Central
    Station. Dort waren meine Koffer, und ich dachte, ich könnte in dem blöden Wartesaal auf einer
    Bank schlafen. Eine Zeitlang war das auch tatsächlich gar nicht so übel, weil nur wenig Leute
    da waren und ich die Füße auf die Bank legen konnte. Aber ich will nicht weiter davon reden. Es
    war nicht besonders schön. Freiwillig versuchen soll das niemand. Im Ernst. Man wird nur
    deprimiert.
Ich schlief nur bis gegen neun Uhr, weil dann haufenweise Leute kamen und ich die Beine von der
    Bank heruntertun mußte.
Mit den Füßen auf dem Boden kann ich nie richtig schlafen. Ich blieb also aufrecht sitzen.
    Kopfweh hatte ich immer noch. Es war sogar jetzt viel schlimmer. Und ich war deprimierter als
    in meinem ganzen bisherigen Leben, glaube ich.
Obwohl ich eigentlich nicht wollte, fing ich an, über Mr. Antolini nachzudenken - und was er
    wohl zu seiner Frau sagen würde, wenn sie fragte, warum ich nicht dort übernachtet hätte.
Dieser Punkt machte mir zwar keine Sorgen, denn ich wußte, wie wendig er war. Er konnte leicht
    irgendeine Erklärung für sie erfinden. Wahrscheinlich sagte er, ich sei nach Hause gegangen
    oder so. Aber der andere Punkt machte mir Sorgen: daß ich aufgewacht war, weil er mir den Kopf
    tätschelte oder was weiß ich. Ich meine, ich überlegte mir, ob ich mich wohl damit täuschte,
    daß er etwas Schwules mit mir vorgehabt hatte. Ob es ihm vielleicht einfach Vergnügen machte,
    jemandem, der schläft, den Kopf zu tätscheln. Wie soll man mit solchem Zeug sicher sein, daß
    man sich nicht täuscht? Das kann man nicht. Ich überlegte mir sogar, ob es richtiger gewesen
    wäre, mein Gepäck zu holen und wieder in seine Wohnung zu fahren, so wie ich es zu ihm gesagt
    hatte. Ich meine, ich dachte darüber nach, daß er mich jedenfalls sehr freundlich aufgenommen
    hatte, auch wenn er vielleicht schwul war. Es hatte ihn gar nicht verstimmt, als ich ihn so
    spät anrief, und er hatte mich aufgefordert, ihn sofort zu besuchen, falls ich dazu Lust hätte.
    Dann hatte er sich wirklich Mühe gegeben, mir zu raten, daß man seine eigenen geistigen
    Möglichkeiten und so weiter kennenlernen müsse, und er war damals auch der einzige gewesen, der
    sich um diesen James Castle gekümmert hatte, als er tot auf der Treppe lag. An das alles dachte
    ich. Und je mehr ich darüber nachdachte, um so deprimierter wurde ich. Ich hätte vielleicht
    doch wieder in seine Wohnung gehen sollen. Vielleicht hatte er tatsächlich nur so zum Vergnügen
    meinen Kopf getätschelt. Jedenfalls fand ich es immer deprimierender und verwickelter, je
    länger ich darüber nachdachte. Außerdem taten mir die Augen höllisch weh. Sie brannten, weil
    ich so wenig geschlafen hatte. Und dazu bekam ich einen Schnupfen und hatte nicht einmal ein
    Taschentuch. In meinen Koffern waren noch ein paar frische, aber ich wollte die Koffer nicht
    aus dem Gepäckfach holen und sie vor allen Leuten auspacken.
Auf der Bank neben mir hatte jemand ein Magazin liegenlassen, und ich blätterte darin, weil ich
    dachte, daß ich dann Mr. Antolini und einen Haufen anderes Zeug wenigstens für kurze Zeit
    vergessen würde. Aber der erste blöde Artikel, den ich zu lesen anfing, machte es fast noch
    schlimmer. Er war über Hormone. Es wurde beschrieben, wie man aussehen sollte

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