Der Fänger
mir auch kein Urteil über den Mann bilden, bevor ich ihn nicht selbst gesehen und mit ihm gesprochen hatte. Meine Gedanken drehten sich darum, ob wir in einen Fall hineingeraten waren, der normal ablief und nichts mit irgendwelchen Dämonen und ähnlichen schwarzmagischen Wesen zu tun hatte. Es wäre nicht das erste Mal gewesen.
Auf der anderen Seite nahm ich das Heulen auf dem Parkplatz jenseits der Mauer ernst. Ein unheimliches Geräusch, das mir nicht aus dem Kopf wollte. Das hätte durchaus auf einen Werwolf hindeuten können, aber davon hatten wir nichts gehört. Es hatte keine Opfer in London gegeben, und so kamen mir auch da Zweifel.
Glenda flüsterte mit Suko. Beide wollten mich bei meinen Gedankengängen nicht stören.
Endlich rief unsere russische Verbündete zurück. »Da bin ich wieder.«
»Hoffentlich mit guten Neuigkeiten.«
Sie lachte mir ins Ohr. »In gewisser Hinsicht schon, das muss ich zugeben. Ich habe mich erkundigt. Igor Sartow hat ein Büro in Moskau, das auch besetzt ist. Nur nicht von ihm. Ich habe mit einer Mitarbeiterin gesprochen, die mir erklärt hat, dass sich ihr Chef in London befindet. Ja, er ist bei euch in der Stadt, und damit bin ich aus dem Schneider.«
»Na, super. Weißt du auch, in welchem Hotel er abgestiegen ist?«
»Ja, im Savoy.«
»Vornehm, vornehm. Das Auffinden schöner Frauen scheint ja finanziell sehr attraktiv zu sein«, stellte ich fest.
»Sehe ich auch so. Jeder macht eben sein Geld so gut er kann. Das ist auch bei uns so.«
»Ich habe genug über eure neuen Milliardäre und Super-Millionäre gelesen, Karina.«
»Reicht dir das an Informationen?«, fragte sie.
»Immer.«
»Sehr schön«, lobte sie mich. »Dann werdet ihr euch auf den Weg machen und ihm einen Besuch abstatten.«
»Wir fangen den Fänger.«
Wieder lachte Karina. »John, ich sage dir eines. Nimm es anders auf, als es sich anhört. Dieser Name Fänger hat bei uns keinen negativen Beigeschmack.«
»Wir werden sehen.« Danach bedankte ich mich für die Auskünfte und vergaß auch nicht die Grüße an meinen Freund Wladimir Golenkow.
»Ich werde alles ausrichten, wenn ich ihn sehe.«
»Ist er nicht da?«
»Nein, ich sehe ihn erst in drei Tagen«, antwortete sie.
»Gut, dann halte dich tapfer.«
»Mach ich. Bye, bye ...«
Ich lächelte in die Runde und legte auf. »Na, was sagt ihr? Alles in Ordnung, so weit?«
Beide nickten, und Suko sagte: »Unser Schlachtplan steht fest, John.« Er blickte Glenda an. »Wir verschwinden.«
Sie zog ein Gesicht, als wäre ihr das Essen nicht bekommen. Ich wusste, womit sich ihre Gedanken beschäftigten. Sie wäre liebend gern mit uns gekommen, aber jemand musste im Büro die Stellung halten.
»Dann lasst euch nicht vom Anblick all der schönen Wesen blenden«, sagte sie zum Abschied.
»Keine Sorge.« Ich strich über ihre rechte Wange. »Dir kann keine das Wasser reichen.«
Danach musste ich Zusehen, so schnell wie möglich das Vorzimmer zu verlassen. Glenda suchte bereits nach einem Wurfgeschoss, und damit hätte sie bestimmt getroffen...
***
Zwei Punkte standen auf unserer Tagesliste. Zum einen wollten wir die Agentur aufsuchen, und zum zweiten interessierte uns Igor Sartow, der im Hotel wohnte.
Die Agentur STAR LOOK lag in einem alten Haus, nicht weit von der Lambert Bridge entfernt. Viel zu bestaunen gab es dort nicht. Es roch auch nicht nach Glamour und Schönheit, denn in den Firmen, die das Haus besetzt hielten, wurde gearbeitet und kein Urlaub gemacht.
Es begann die Suche nach einem Parkplatz, den wir auch fanden, aber wir mussten in dieser Garage verdammt viel zahlen. Dafür hatten wir es nicht weit bis zu unserem Ziel. Angemeldet hatten wir uns vorher nicht. Wir liebten den Faktor Überraschung und waren schon jetzt gespannt, wie unser Besuch aufgenommen würde.
Die erste Etage war unser Ziel. Doch in der kleinen Halle hinter der Eingangstür gab es ein Pult. Dort saß ein Mann im dunklen Anzug. Jeder Besucher musste an dem Pförtner mit den hellblonden Haaren vorbei, der seine Freizeit sicherlich in einem Fitness-Studio verbrachte, wenn man sich seinen Körper anschaute, dessen Schultern fast den Stoff sprengten.
»Sie wünschen?«, fragte er höflich.
»Zur Agentur STAR LOOK«, sagte Suko.
»Sind Sie angemeldet?«
»Nein.«
Der Typ schien irritiert zu sein. Es kam wohl nicht oft vor, dass jemand unangemeldet erschien. »Ich werde nachfragen, ob...«
»Ja, tun Sie das.«
Wir nahmen auf Stühlen Platz, die zwischen zwei
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