Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Fänger

Der Fänger

Titel: Der Fänger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
Vom Netzwerk:
Mädchen.« Auf ihrem Mund erschien ein schmerzliches Lächeln. »Wir alle hier hatten es so gut. Die Aufträge liefen. Ich konnte die Mädchen vermitteln, und jetzt das. Es hat sich natürlich herumgesprochen. Sie sehen ihn nicht, aber wir haben hier einen Gast. Es ist die Angst.«
    »Das können wir uns vorstellen.« Ich griff nach einer kleinen Wasserflasche, öffnete sie und schenkte auch Suko ein Glas ein.
    »Und niemand hat eine Spur des Mörders«, flüsterte sie. »Es ist alles tragisch, aber das es Jolanda Keric erwischt hat, ist besonders schlimm. Ich hatte erst vor zwei Tagen einen Vertrag für sie abgeschlossen, der sie nach Paris geführt hätte. Eine wunderbare Arbeit, kann ich Ihnen sagen. Sie wäre topp gewesen. Herausgehoben von all den anderen Mädchen. Und was passierte...?« Sie schüttelte den Kopf. »Ich bin noch immer fertig, auch wenn man es mir vielleicht nicht so ansieht.«
    »Es sind ja nicht nur die Taten selbst, die uns aufmerksam gemacht haben«, sagte Suko. »Sie wissen sicherlich, was mit den jungen Frauen noch passiert ist.«
    »Ja, leider. Man hat ihnen Organe entnommen.«
    »Genau das.« Wanda Rice senkte den Blick. Sie hatte eine Gänsehaut bekommen. Der kleine Mund zuckte, und die blaugrauen Augen wurden trübe. »Ich kann es nicht fassen.«
    »Es waren sehr gesunde Menschen«, meinte Suko.
    »Ja, das waren sie.«
    »Und für todkranke Menschen, die genügend Geld besitzen, können die Organe die Rettung sein. Es interessiert sie nicht, auf welche Art und Weise sie dazu kommen. Wichtig ist der Austausch. Um diesen Handel kümmern sich Banden auf der ganzen Welt. Das wird global durchgezogen, Wanda, wobei ihr Land mit an der Spitze steht, wenn man mal von Südamerika absieht.«
    »Mein Land?«, fragte sie verwundert.
    »Ja, Russland...«
    »Nein«, erwiderte sie lachend und winkte ab. »Russland ist nicht mein Land. Ich bin Britin. In Russland bin ich zu Besuch, aber hier bin ich aufgewachsen.«
    »Aber die Mädchen sind Russinnen.
    »Ja.«
    »Alle?«, fragte ich.
    Wanda Rice schüttelte den Kopf. »Nicht alle. Es sind die Mädchen aus dem Ostblock, die ich vertrete. Da können sie aus den Balkanstaaten ebenso kommen wie aus Lettland oder Estland. Wir haben da durchaus unsere Verbindungen, und ich kann Ihnen sagen, dass die Mädchen gern gebucht werden. Sie sind hübsch, und ihre Honorare sind nicht zu überzogen. Das macht Eindruck, und die Konkurrenz ist nicht eben erfreut.« Sie hob die Schultern. »Was soll’s, es ist ein hartes Geschäft mit der Schönheit.«
    »Das sogar in Morden endet«, warf ich ein.
    Wanda starrte mich an. Die Bemerkung hatte ihr nicht gefallen. »Wollen Sie damit andeuten, Mr. Sinclair, dass es hier um Täter geht, die aus unseren Reihen kommen?«
    »Nein, nein, so sehe ich das nicht. Sie sind sehr direkt. Ich kann mir nicht vorstellen, dass ein Konkurrent so weit geht, ihre Mädchen zu töten.«
    »Gut, da sind wir auf einer Linie.«
    »Ich habe eine Frage zu Jolanda Keric«, sagte ich, »der letzten Toten: Hat der Fänger sie besorgt?«
    Nach dieser Frage verschwand ihre Lockerheit. Der Blick verlor an Leben. Sie nahm eine abwehrende Haltung ein, fing sich aber im nächsten Augenblick. »Sie meinen Igor Sartow?«
    »Genau den.«
    Wanda nickte. »Ja, Igor hat sie uns vermittelt. Er hat seine Späher überall. Wenn seine Leute ein Mädchen sehen, das Ihnen gefällt, dann geben sie es an Sartow weiter, und er kümmert sich um den Rest.«
    »Ohne sich mit Ihnen abzusprechen?«
    »Ja, Mr. Sinclair. Wir kennen uns. Er kennt meinen Geschmack. Er weiß genau, wen ich vermitteln kann oder nicht.«
    »Und davon lebt er gut. Ich meine, von seinen Provisionen, die er von Ihnen erhält.«
    »Das sieht so aus.« Nach dieser Antwort fiel ein Teil ihrer Freundlichkeit ab. »Tut mir Leid, aber ich verstehe Ihre Fragerei nicht. Was – ähm – soll das alles?«
    »Wir müssen ermitteln.«
    »Gegen Sartow?«
    »Wir gehen jeder Spur nach«, erklärte ich vage.
    »Aber er ist...«
    »Der Fänger«, sagte Suko. »Ein derartiger Name hat einen unguten Beigeschmack, denke ich.«
    »Hören Sie bitte auf, ihn zu verdächtigen. Ich arbeite bereits über Jahre hinweg mit ihm zusammen. Es geht mir gegen den Strich, wenn Sie so über ihn reden.«
    Suko ließ sich nicht beirren. »Wie wir hörten, hält sich der Fänger momentan in London auf.«
    »Ja, Mr. Sartow ist hier.«
    »Mit neuen Mädchen?«
    »Mit einem«, präzisierte sie.
    »Da verdient er nicht viel.«
    Wanda Rice

Weitere Kostenlose Bücher