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Der Fänger

Der Fänger

Titel: Der Fänger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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wollte.
    »Mach deinen Laden dich!«, hatte er verlangt.
    »Was soll ich?«
    »Ihn dicht machen.«
    »Warum?«, fragte sie.
    »Ich komme zu dir.«
    »Na du bist gut. Ein Besuch ist noch lange kein Grund, meine Angestellten nach Hause zu schicken.«
    »Wir haben Freitag.«
    »Na und?«
    »Schick sie ins Wochenende«, schlug er vor.
    »Bei uns läuft der Betrieb auch am Samstag weiter, verdammt noch mal. Was denkst du dir überhaupt?«
    »Wenn ich komme, will ich nur dich sehen, verstanden? Und keinen anderen Menschen sonst.«
    »Was ist denn los?«, wollte sie wissen.
    »Das erkläre ich dir, sobald ich da bin.«
    Danach hatte er nichts mehr gesagt und Wanda Rice mit ihren Problemen allein gelassen.
    Es kam nicht oft vor, dass sich die stressstabile Frau überfordert fühlte. Selbst im größten Trubel behielt sie die Nerven, doch jetzt waren die Probleme zu einem gewaltigen Berg angewachsen, und den musste sie erst mal überklettern.
    Wanda hatte ihre Angestellten noch nie an einem Freitag nach Hause geschickt. In der Agentur war immer etwas los, denn in den anderen Städten der Welt wurde auch kein Feierabend gemacht. Ihre Mitarbeiter würde es kaum verstehen. Da klang jeder Grund nach einer Ausrede, aber Wanda hatte keine andere Wahl.
    Fünf Minuten später hatte sie ihre Mitarbeiter zusammengerufen, um ihnen den Feierband schmackhaft zu machen.
    »Fragt mich bitte nicht nach den Gründen«, bat sie. »Sie sind rein privater Natur und haben auch nichts mit der Agentur zu tun. Ich muss einfach ein paar Dinge regeln.«
    »Was ist mit morgen?«
    »Morgen läuft alles wieder normal«, versprach sie.
    Damit waren die Mitarbeiter einverstanden. Ihnen waren ein paar Stunden geschenkt worden.
    Wenig später waren Wandas Mitarbeiter verschwunden, die Agentur gehört ihr jetzt allein, doch besonders glücklich fühlte sie sich nicht. Niemand hatte aufgeräumt, alles sah auf den Schreibtischen so aus, als würden die Leute nach kurzer Zeit wiederkehren. Nur die Computer waren abgestellt worden. Es herrschte eine beklemmende Atmosphäre, wie sie Wanda noch nicht erlebt hatte.
    Jemand wie sie brauchte den Trubel. Sie musste immer wieder neue Gesichter sehen, Herausforderungen erleben und diese dann auch überwinden.
    Sie war dafür bekannt, ständig frisches Blut auf den Markt zu schicken. Ihre Mädchen galten zwar nicht als so perfekt wie Stars in der Branche, aber STAR LOOK war in der zweiten Reihe die Nummer Eins, und hin und wieder schaffte Wanda Rice es auch, sich in die erste Reihe zu schmuggeln. Zudem war sie nicht zu gierig und blieb mit ihren Preisen sehr moderat.
    Das hatte sich herumgesprochen. Ihre Mädchen waren fast immer ausgebucht, und der Deal mit dem Osten hatte sich gelohnt. Musste sie jetzt den Preis dafür bezahlen?
    Besonders glücklich war sie über die Verbindung nie gewesen. Nicht nur emotional, sondern auch geschäftlich. Es war im Prinzip nie gut, wenn man sich nur an einen Partner hielt, da konnte man zu leicht in die Enge getrieben werden.
    Und jetzt?
    Wanda war eine temperamentvolle Person. Sie hätte schreien und toben können, doch das brachte sie nicht weiter. Sie musste sich anhören, was Sartow wollte. Dass er mit ihr allein sein würde, gefiel ihr gar nicht.
    Geschäftlich waren sie miteinander ausgekommen, privat aber hatte sie eine Wand aufgebaut. Sie wollte ihn nicht näher kennen lernen. Er besorgte ihr die Mädchen, er kassierte seine Provisionen – das war’s.
    Dass er heute tatsächlich das neue Mädchen vorbeibringen würde, daran konnte sie nicht so recht glauben. Wahrscheinlich blieb Raissa im Hintergrund. Die Zeit war ungünstig, denn es hatte die dritte Tote gegeben.
    Genau das bedrückte sie am meisten. Natürlich gab es keinen Verdacht gegen Igor Sartow, denn diese Frauen waren ums Leben gekommen, während er sich nachweislich nicht in London aufgehalten hatte. Aber dass der Fänger tatsächlich nichts mit den Morden zu tun hatte, daran zweifelte Wanda inzwischen. Es konnte gut sein, dass er indirekt damit zu tun hatte. Wie das genau abgelaufen war, da hatte sie keine Idee, aber er konnte den Tätern die besten Tipps geben.
    Je länger sie darüber nachdachte, um so mehr glaubte sie daran, dass es so sein könnte. Aber ob sie ihn direkt fragen sollte, darüber hatte sie noch nicht entschieden.
    Im Moment wartete sie auf den Fänger, und sie ging davon aus, dass es kein angenehmes Zusammentreffen werden würde. Sie zitterte und wusste nicht, ob sie sich setzen oder umherlaufen

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