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Der Fänger

Der Fänger

Titel: Der Fänger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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sollte. Sie ging von Büro zu Büro, was sie auch nicht beruhigte, und blieb schließlich in ihrem stehen. Es war ihr so vertraut, aber die tiefe Furcht in ihr hatte es fremd werden lassen.
    Die Bilder der Mädchen an den Wänden verschwammen, als sie ihre Blicke darüber hinweggleiten ließ. Je mehr Zeit verging, desto unwohler fühlte sie sich.
    Und jetzt?
    »Scheiße!«, flüsterte sie. »Verdammte Scheiße! Jetzt bekomme ich die Rechnung.«
    Sie zuckte zusammen, als sich das Telefon auf ihrem. Schreibtisch meldete. Das schnelle Abheben, dann hörte sie die Stimme des Fängers, ohne sich gemeldet zu haben.
    »Ich bin unten«, teilte er ihr mit. »Öffne!«
    »Klar, warte einen Moment.« Wanda legte auf und strich sich durch ihre blondgrauen Haare.
    Sie schritt durch den langen Gang und drückte unten die Tür auf. Dort wartete der Security-Mann, dem sie auch noch Bescheid gab, damit er Igor durchließ, obwohl er ihn von zahlreichen Besuchen her kannte.
    Wenig später ließ sie den Russen in die Räume der Agentur eintreten.
    Sartow schaute sie kaum an, als er an ihr vorbeiging. Er trug den dunklen Ledermantel, der Pferdeschwanz in seinem Nacken wippte, und noch vor Erreichen ihres Büros schwang er mit einer eleganten Bewegung herum.
    »Du hast Mist gebaut!«, zischte er.
    Wanda blieb stehen. »Ich?«
    »Ja, verdammt, du!«
    »Aber wieso denn?«
    »Man ist mir auf der Spur!«, rief er.
    »Wer?«
    »Eure Bullen.«
    Wanda Rice sagte zunächst nichts. Schließlich hob sie die Schultern und sagte: »Ich verstehe das nicht. Wieso sind sie dir auf der Spur? Wenn dem wirklich so ist, musst du dich verdächtig gemacht haben.«
    »So denken Sie auch.«
    »Und worum geht es?«
    In den Augen des Russen blitzte es auf. »Das ist eine dumme Frage. Du weißt es genau. Um die drei toten Frauen.«
    »Ach, und sie denken, dass du der Mörder gewesen bist?«
    »So ähnlich.«
    »Bist du es denn?«, fragte Wanda zögerlich.
    »Nein!«
    Die klare Antwort beruhigte Wanda, und genau das sagte sie ihm auch.
    »Schön, Wanda, sehr schön. Erklär das den Bullen, und sie werden dir trotzdem nicht glauben.« Er klopfte sich gegen die Brust. »Sie haben mich im Verdacht, und dabei bleibt es.« Mehr sagte er nicht, sondern drehte sich um und ging weiter, um das Büro der Agentur-Chefin zu betreten.
    Wanda folgte ihm langsam. Ihr Kopf war mit Gedanken und Vermutungen prall gefüllt. Natürlich musste sich die Polizei um die drei Toten kümmern, aber Igor Sartow dabei zu verdächtigen war doch einfach lächerlich – oder?
    »Weshalb bist du zu mir gekommen?«, fragte sie.
    Er saß auf dem Stuhl und hob die Schultern. »Das ist ganz einfach. Ich will mich hier verstecken.«
    Sie lachte auf. »Nein!«
    »Wieso nicht?«
    »Die Bullen werden nicht aufgeben und auch mich befragen. Wenn sie dich hier finden, dann...«
    Er ließ sie nicht weitersprechen. Sie verstummte einfach durch den harten Blick seiner Augen. »Es ist doch ganz einfach, meine liebe Wanda. Wenn sie kommen, wirst du ihnen sagen, dass du mich kennst, aber nicht weißt, wo ich mich aufhalte. Du bist schließlich nicht meine Babysitterin.«
    »Ich weiß.«
    »Dann ist das Problem schon gelöst.«
    »Nein, das ist es nicht«, widersprach sie. »Es gibt die drei toten Mädchen, und ich sage dir ehrlich, dass ich eine Aufklärung will. Ich möchte wissen, wer sie getötet und ihnen die Organe entnommen hat. Das ist ja nicht nur so passiert. Dahinter steckt Methode, verstehst du, eine Organisation.«
    »Kann sein.«
    Wanda hatte sich an das Fenster gestellt. Die Scheibe befand sich in ihrem Rücken. Draußen setzte die Dämmerung ein, Lichterketten warfen ihren vorweihnachtlichen Glanz in das Grau.
    Nicht so bei Wanda Rice. Sie schaute den Mann an, der ihr gegenüber saß. Und sie hatte den Eindruck, ihn erst jetzt richtig zu sehen. Dieses emotionslose Gesicht, diese kalten und zugleich bösen Blicke, das war ihr zuvor nie so aufgefallen.
    »Du weißt mehr, nicht wahr?«, fragte sie leise.
    Er hob die Schultern. »Und wenn ich es wüsste, Wanda, würde ich es dir nicht sagen.«
    »Warum nicht?«
    »Du bist einfach zu schwach. Geh deinem Job nach, mach ihn gut, und sorg dafür, dass die Bullen dir nicht zu dicht auf die Fersen rücken.«
    »Moment mal, die haben doch dich im Visier«, erinnerte sie ihn.
    »Ändere das!«
    »Kann ich nicht. Außerdem wissen sie, dass du wieder zurück nach Russland fliegen wirst. Da werden die entsprechenden Sicherheitskräfte auf dem Flughafen bereits

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