Der Fänger
flüchtet?«
»Ist ihnen sonst noch etwas an ihm aufgefallen, abgesehen davon, dass er es verdammt eilig hatte?«, erkundigte ich mich und ignorierte seine Frage.
»Nein, ist mir nicht.« Der Mann wollte den Kopf schütteln, überlegte es sich dann anders, und er runzelte die Stirn, als ihm noch etwas einfiel. »Doch, mir ist etwas aufgefallen. Aber Sie werden mich auslachen, wenn ich Ihnen das sage.«
»Lassen Sie es darauf ankommen.«
»Er hatte so seltsame Hände.«
»Wieso?«
Unser Zeuge winkte ab. »Es ging ja alles so verdammt schnell. Ich konnte kaum richtig hinsehen, aber ich meine, dass er viel längere Hände gehabt hat, als ein normaler Mensch sie hat. Und es ist mir noch etwas aufgefallen. Sie kamen mir grünlich vor. Sie haben wirklich eine andere Farbe gehabt, wenn ich mir das recht überlege. Möglicherweise trug er auch nur Handschuhe.«
Ich nickte Suko zu. »Danke für die Auskünfte.« Was weiterhin zu besprechen war, wollte ich unter vier Augen und vor der Tür erledigen, wo wir stehen blieben.
»Grüne Klauen«, sagte ich.
»Eine Mutation, John.«
»Ja und weiter.«
»Mensch und Monster«, vermutete er.
»Das denke ich auch. Was sagt uns das?«
Er verfolgte die gleichen Gedanken wie ich und flüsterte: »Eine Kreatur der Finsternis.«
»Genau.«
Nach dieser Antwort schwiegen wir beide, denn wir wussten sehr genau, was das bedeutete. Wenn wirklich alles zu traf, hatten wir es mit einem mächtigen Dämon zu tun. Einer Gestalt, die es schon seit Urzeiten gab, die sich dem Menschen angepasst und ihr Aussehen angenommen hatte, aber zugleich noch ihre alte Gestalt besaß, die oft an Scheußlichkeit nicht zu überbieten war.
Das war schlimm !
Ich dachte wieder an den Anblick der Toten. Wir waren davon ausgegangen, dass es nicht unbedingt ein Mensch gewesen war, der Wanda Rice getötet hatte, jetzt waren wir uns sicher.
»Er ist weg!«, murmelte ich vor mich hin. »Er ist verschwunden, und wir haben das Nachsehen.«
Suko legte mir die Hand auf die Schultern. Er wusste, wie es in mir aussah. »Wir werden ihn finden, John, bestimmt. Wanda Rice wird sein letztes Opfer gewesen sein.«
»Meinst du?« Ich lachte hart auf. »Nein, da gibt es noch jemand, den wir bisher noch nicht einmal gesehen haben. Raissa, das letzte Opfer des Fängers. Wanda hat auf sie gewartet, und ich gehe davon aus, dass sie in der Stadt ist. Allerdings frage ich mich, ob sie noch lebt.«
»Wir sollten Edna Turner noch einmal kontaktieren«, schlug mein Partner vor.
»Warum?«, fragte ich.
»Es würde uns kaum Zeit kosten, wenn wir sie anrufen, John, und möglicherweise weiß sie mehr.«
»Du meinst, dass Raissa trotz allem eingetroffen ist oder von Sartow abgegeben wurde.«
»Man muss auch die kleinste Chance nutzen.«
Er hatte zwar Recht, doch ich machte mir eigentlich keine Hoffnungen. Aber natürlich rief ich trotzdem im Westhouse an. Die Telefonnummer kannte Suko. Er hatte sie notiert.
Nach dem dritten Durchläuten zuckte meine Hand mit dem Handy, denn ich hörte Mrs. Turners Stimme.
»Westhouse Hotel«, sagte sie. »Womit...?«
»Pardon, Mrs. Turner, dass ich störe. Mein Name ist John Sinclair. Sie werden sich bestimmt an mich erinnern und...«
Auch sie ließ mich nicht ausreden. »Ach, der Polizist.«
»Ja, der.«
»Was kann ich tun?«
»Es geht um den Gast, der heute noch bei Ihnen eintreffen sollte«, erklärte ich. »Die junge Frau namens Raissa Chorin.«
»Verstehe. Aber ich muss Sie leider enttäuschen. Sie ist nicht hier bei mir eingetroffen.«
»Das hatte ich mir gedacht. Noch eine zweite Frage: Was ist mit Igor Sartow?«
»Auch er ist nicht mehr hier gewesen, seit diesem... ähm... seltsamen Abgang. Mein Mann und ich sind im Moment allein mit einigen unserer Gäste.«
»Und Sartow hat sich bei Ihnen auch nicht gemeldet?«, vergewisserte ich mich.
»Hat er nicht.«
»Danke, das wollte ich wissen.«
»Sonst noch etwas?«, erkundigte sie sich hilfsbereit.
»Nein, Mrs. Turner. Aber geben Sie gut auf sich und ihre Gäste Acht.«
»Das mache ich doch immer!«, erklärte sie fast entrüstet.
»Um so besser.« Ich beendete das Gespräch.
Suko hatte über Lautsprecher mitgehört, sodass ich ihn nicht zu informieren brauchte. Doch er hatte sich inzwischen auch ganz andere Gedanken gemacht.
»Ich erinnere mich an den Geruch, John«, sagte er. »Es hat nach einem Tier gerochen. Du weißt doch, als wir oben in dem Hotelzimmer waren.«
»Klar.«
Suko hob zwei Finger und kam wieder auf die
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