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Der Faktor X

Der Faktor X

Titel: Der Faktor X Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andre Norton
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gemeißelten Block in einer Wand … Die Markierungen auf diesem Block hatte er nie zuvor gesehen, nur in diesem Traum! Ein Eingang, von dem er wußte, daß sich hinter ihm eine Treppe befand, die er gar nicht gesehen hatte …
    Diskan schüttelte den Kopf.
    Der Tagesanbruch war klar, und statt des befürchteten neuerlichen Schneesturms ging die Sonne auf. Diskan aß das letzte Stück Fleisch.
    Die Sonne stand schon ziemlich hoch am Horizont, als er entdeckte, daß das Tal oberhalb des Wasserfalls und des Sees ein Gefängnis war. Über die eisbedeckten Klippen beim Wasserfall zu klettern, war lebensgefährlich, und er würde einen solchen Versuch nie wagen. Jenseits des Wäldchens war wieder eine steile Wand, so daß er sich in einem Kessel mit nur einem einzigen Zugang befand, nämlich der Schlucht, durch die er gekommen war. Aber jedesmal, wenn er sich dorthin wandte, wurde er so wirkungsvoll aufgehalten, als sei er gegen eine Barriere gerannt. Warum es so war, wußte er nicht. Er wußte nur, daß ihm dieser Weg versperrt war.
    Ihm blieb also nur übrig, die anderen Felswände, die das Tal umgaben, zu untersuchen. Gegen Mittag hatte er einen möglichen Aufstieg entdeckt. Die Wand, die er erreicht hatte, schien weniger steil zu sein als alle anderen. Sein alter Alptraum, seine Tolpatschigkeit, brach wieder voll über ihn herein, und er schwitzte trotz der schneidenden Kälte, während er sich zu einem Felsband hinaufkämpfte, das etwa dreimal seine Körpergröße hoch über dem Talgrund lag. Er arbeitete sich, dicht an die Felswand gepreßt, langsam auf dem Sims vorwärts – Schritt für Schritt.
    Nicht weit von ihm entfernt wurde das schmale Sims etwas breiter und veränderte sich in eine Art grobe Leiter. Er erreichte diesen Punkt ohne Zwischenfall und musterte prüfend den vor ihm liegenden Weg. Der zerklüftete Pfad führte nicht steil, sondern diagonal nach oben. Als er sich ein wenig nach hinten lehnte, um nach oben zu sehen, entdeckte Diskan eine überhängende Schneewehe. Wenn er die ins Rutschen brachte …
    Diskan biß sich auf die Zungenspitze und bemühte sich, ruhiger zu atmen. Nur zu bereit waren seine Gedanken gewesen, augenblicklich das Bild der Katastrophe auszumalen. In einer Art Abwehr seines Körpers griff er nach oben zu der ersten Sprosse.
    Sein Gesichtsfeld war auf ein paar Meter beschränkt, und immer war er sich der überhängenden Lawine bewußt, die ihn im nächsten Augenblick von dem Pfad schleudern konnte, den er so mühsam erklommen hatte. Die Fetzen des Kokonmaterials, die er sich um die Hände gewickelt hatte, absorbierten seinen Schweiß, aber sein Gesicht war klatschnaß, und sein Haar klebte an der Stirn. Ab und an rieb er sich mit dem Ärmel über das Gesicht, um die salzige Flüssigkeit aus seinen Augen zu wischen.
    Er musterte den Weg vor sich und stellte fest, daß er sich um eine beinahe horizontale Spalte zu seiner Rechten schieben mußte. Aber gerade hier war die Bedrohung durch die Lawine am stärksten. Diskans Arme zitterten vor Anstrengung, und es kam ihm so vor, als würde sein Körper immer schlaffer. Aber jetzt gab es kein Zurück mehr.
    Er brummte und wandte sich nach rechts, in die Spalte hinein. Eine etwa zehn Zentimeter breite Fläche, die man sicherlich nicht als Sims bezeichnen konnte, war alles, was sich seinen Stiefelspitzen als Halt bot. Darüber, etwa in Schulterhöhe, fanden seine Finger ein wenig Halt. Er preßte seinen Körper so fest gegen den kalten Fels, daß die rauhe Oberfläche seine Wange aufkratzte, und arbeitete sich zentimeterweise vorwärts.
    Einen Zoll vor, nachziehen, Zoll vor, nachziehen … Endlich fühlte er sich erleichtert, als er unter seinen Stiefeln einen breiteren Halt spürte. Das Sims wurde breiter! Er atmete tief auf, ging schneller weiter, blieb aber dann plötzlich wieder stehen. Es hatte keinen Sinn, jetzt etwas zu riskieren!
    Die Hoffnung, die ihn vom Talgrund hierhergebracht hatte, war in dem Augenblick verflogen, als er um einen Mauervorsprung herumkam. Das Sims wurde noch breiter – und hörte dann urplötzlich auf! Er konnte keinen anderen Weg entdecken, auf dem er sich auf den Kamm des Felsens hätte arbeiten können. Diskan sank in sich zusammen, seine verschrammten, verschwollenen Finger verkrampften sich, und seine Lippen bebten.
    Was das Schlimmste war, er war sicher, daß er auch keine Rückzugsmöglichkeit hatte. Er konnte seine bebenden Hände, seinen zitternden Körper nicht mehr unter Kontrolle halten. Er zog

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