Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Faktor X

Der Faktor X

Titel: Der Faktor X Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andre Norton
Vom Netzwerk:
er hatte auch kein Vertrauen zu solchen Vermutungen.
    Angenommen, er stand in diesem Augenblick intelligentem Leben gegenüber. War es dann eine Intelligenz, die von seiner eigenen so weit entfernt war, daß eine Kommunikation völlig unmöglich war?
    »Ich tue dir nichts Böses …« Die Worte kamen ihm blödsinnig vor, als er sie aussprach. Sie konnten keine Bedeutung haben für ein Wesen, dessen Kommunikation durch ein Mittelding zwischen Zischen und Knurren erfolgte. Es gab eine Geste, die innerhalb seiner Rasse universell war – konnte sie seinem Besucher etwas sagen? Diskan hob die Hände, die Handflächen in Höhe der Schultern – das alte »Schau her, ich trage keine Waffen gegen dich, ich komme in Frieden«.
    Keine Antwort. Nicht einmal die roten Augen zwinkerten. Diskan ließ die Hände sinken. Natürlich konnte diese Geste für jenes Wesen keine Bedeutung haben. Und doch, er hatte den Wunsch, weiter zu versuchen, Kontakt zu bekommen, denn je mehr er über das Verhalten dieses Wesens nachdachte, desto sicherer war er, daß es sich hier nicht nur um die Neugierde irgendeines Tieres handelte – auch nicht um die eines Jägers, der nichts in seiner Umgebung zu fürchten brauchte. Konnte er sich ihm nähern?
    Diskan verlagerte sein Gewicht, wollte sich erheben. Dann aber blieb er still sitzen, denn sein Besucher hatte den Kopf abgewandt. Lange schaute er über seine Schulter hinweg hinein in die dunkle Schlucht. Dann ließ er sich auf alle vier Beine niedersinken, und kurz darauf war er mit der Geschmeidigkeit einer Schlange über die Felsen in die Dunkelheit davongeglitten.
    Diskan wartete, versuchte irgendein Geräusch außer dem Knistern und Knacken seines Feuers aufzufangen, aber er hörte nichts. Er war sicher, daß das Wesen irgendwie alarmiert oder benachrichtigt worden und mit einem ganz bestimmten Ziel verschwunden war. Als es nach längerem Warten immer noch nicht zurückgekehrt war, begab sich Diskan auf die andere Seite des Feuers zu dem Beutestück, das es zurückgelassen hatte. Wieder hatte er eines der langohrigen Tiere mit den kurzen Beinen vor sich. Auch bei diesem war die Kehle aufgerissen. Aber dieses hier war nicht gefroren. Es mußte erst vor kurzer Zeit getötet worden sein.
    Nun, der Verlust seines Besuchers war sein Gewinn. Ein Versuch mit der scharfen Spitze seiner Keule zeigte, daß er sie als Messer benützen konnte. Diskan benützte das primitive Werkzeug, um das Tier abzuhäuten und auszunehmen. Er spießte es auf ein Stück Holz und bereitete sich über dem Feuer eine weit bessere Mahlzeit, als das verbrannte Stück Fleisch, das er am Morgen zu sich genommen hatte. Einer plötzlichen Regung folgend, ließ er ein großes Stück übrig und trug es hinüber zu der Stelle, wo er seinen Besucher zuletzt gesehen hatte. Vielleicht mochte der Fremde gar kein gebratenes Fleisch, aber er wollte es ihm wenigstens anbieten.
    Diskan blieb wach, so lange er konnte und schürte sein Feuer. Die Wärme, die der Fels reflektierte, den er sich ausgewählt hatte, machte ihn schläfrig. Schließlich sank er nach vorn auf seine Knie und schlief ein. Griffbereit neben seiner Hand lag die Keule.
    Ein fellbedeckter Kopf erhob sich aus den Schatten. Er brauchte nicht lange zu schnüffeln, um festzustellen, was da lag. Die Lippen kräuselten sich angeekelt; verbranntes Fleisch war beileibe nicht nach seinem Geschmack. Dann hob sich der Kopf noch ein wenig und betrachtete den Schläfer drüben am Feuer.
    Also doch ein wenig Kontakt, dachte der Pelzige. Dieser – dieser andere hatte die Nahrung angenommen; er hatte reagiert.
    Es war eine Frage des Wartens. Die Aasfresser weiter unten am Fluß – es würde noch lange dauern, bis sie seiner Spur wieder folgen würden! Stolze Selbstzufriedenheit überdeckte für eine Sekunde alle anderen Gedanken. Wachen – beobachten und dafür sorgen, daß der andere den richtigen Weg nicht verließ. Vielleicht, nur vielleicht …
    Resignation folgte diesem Gedanken. Erinnerung an die anderen Fehlschläge. Aber dieser hier war anders. Seine Gestalt war wohl die gleiche, soviel war sicher. Gestalt – was hat die Gestalt zu bedeuten? Dieser hier reagierte anders.
    Die schweigende Unterhaltung, die der Pelzige mit sich selbst führte, brach ab. Der pelzige Körper ringelte sich ein, die Schnauze auf den starken Hinterbeinen. Körper und Geist ruhten in einer Art leichtem Schlaf, ohne jedoch die Wachsamkeit aufzugeben. Diskan schlief viel tiefer, und das Feuer brannte zu

Weitere Kostenlose Bücher