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Der Faktor X

Der Faktor X

Titel: Der Faktor X Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andre Norton
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war ein Signal. Diskan konnte nicht sagen, was es zu bedeuten hatte – für irgendwelche Luftfahrzeuge in längst vergangenen Zeiten, als Nachrichtenübermittlung zwischen entfernten Punkten des Landes? Aber es war sehr alt – und es war das Werk intelligenter Wesen.
    Diskan ging um die Säule herum. In einem kleinen Schneefleckchen war ein klarer Abdruck von der Pfote seines Begleiters, eine Nachricht, ein Wegweiser. Und dahinter, so zerfressen von der Zeit wie die Säule selbst, fand er die Reste eines Weges, der, hie und da den Fels durchschneidend, über den Kamm führte.
    Es war dumm, den Sümpfen mit ihrer verlockenden Beute den Rücken zuzukehren, dachte Diskan. Aber seine Stiefel trotteten bereits den Pfad entlang und er wußte, daß er der Fährte der Tatzen und diesem alten Weg folgen würde.

 
6
     
    Als das Zwielicht stärker wurde, war sich Diskan nicht einmal mehr sicher, ob er überhaupt noch irgendeinem Weg folgte. Aber dann sah er wieder eine Markierung, einen Felsen, der geglättet worden war, um das Passieren einfacher zu machen, ein glattes Stück unter seinen Schuhen. Und der Weg führte nach unten, nicht nach den Sümpfen hin, sondern nach links, wo der Grund höher lag. Er sah andere Täler wie das, in dem der See gewesen war, Kessel und Senken, in denen Schnee lag, ein paar von ihnen mit kleinen Wäldchen von rotblättrigen Bäumen.
    Die alte Straße wand sich hinunter in das größte dieser Täler. Und das Ende des Pfades markierten zwei eckige Säulen, wie jene, aus der das Signal kam. Sie waren an den Spitzen verdickt, aber im Laufe der Zeit so verwittert, daß eine Bedeutung nicht mehr auszumachen war. Und jenseits davon lag die unberührte Schneedecke. Zu seiner Linken und seiner Rechten, entlang der Basis der Klippen, sah er eine Einfassung aus Vegetation, die ihm irgendwie Schutz und Geborgenheit verhieß.
    Diskan sah auch Spuren, nicht jene von den klauenbewehrten Pfoten, sondern kleiner und runder wie von einer Art Hufen. Er folgte diesen Spuren nicht, denn von irgendwoher aus der klaren, stillen Luft sprach eine Stimme.
    Die Worte ergaben keinen Sinn, aber es waren Worte, und Diskan bezweifelte nicht, daß sie seine Aufmerksamkeit erregen sollten. Beinahe instinktiv warf er sich in das Gebüsch in Deckung, starrte in die Dämmerung und krampfte sich in den Boden. Er war sicher, daß der Ruf von vorne gekommen war, von irgendwo aus dem Tal, und nicht von den Felsen hinter ihm zurückgeworfen worden war.
    Dann war Stille, und sie erschien ihm doppelt so tief wie zuvor. Diskan blieb liegen, wartete und beobachtete. Halb im Unterbewußtsein begann er zu zählen, wie er es bei dem Blinklicht oben auf dem Kamm getan hatte. Er war bei dreißig angelangt, als die Nachricht wieder über den Talgrund grollte. Bei der dritten Wiederholung war er sich einer Sache sicher – daß die Worte jedesmal die gleichen gewesen waren, daß sich der Tonfall nicht verändert hatte und daß sie eher mechanisch geklungen hatten, als seien sie von einer Maschine und nicht von einem lebenden Wesen gekommen, ob es nun eine Warnung oder ein Gruß gewesen war.
    War es eine Warnung gewesen, so konnte es zur Katastrophe führen, wenn er sie nicht beachtete. Bei einem Gruß konnte das anders sein. Und war diese Nachricht so alt wie der Leuchtturm oben auf dem Berg? Die Worte waren mit Autorität gesprochen. Diskan konnte sie in seinen Gedanken nicht mit dem Alter der Signalsäule am anderen Ende der Straße in Verbindung bringen.
    Hier war die schützende Reihe des Gebüschs. Er konnte sich dahinter an der ganzen Wand entlang des Tales weiterarbeiten. Wenn er gesichtet worden und die Stimme auf ihn gerichtet gewesen war, so würde wohl früher oder später derjenige, der gesprochen hatte, kommen, um ihn zu jagen. Diskan setzte sich in Bewegung und hielt den Keulenspeer abwehrbereit in der Hand.
    Die Nachricht erscholl wieder, immer in den gleichen Abständen, während er von Deckung zu Deckung weiterschlich. Aber Diskans Unruhe wich nicht. Die Worte mochten vielleicht mechanisch produziert werden, aber das mußte noch lange nicht bedeuten, daß er nicht unter Beobachtung stand.
    Es begann wieder zu schneien, und er begrüßte den Schneefall ebenso wie die zunehmende Dunkelheit. Beide bildeten einen Vorhang, hinter dem er sich schneller bewegen konnte. Die Wand machte einen Bogen, und Diskan glaubte, die Stimme sei nun näher bei ihm.
    Er kam um einen Vorsprung herum und sah wieder eine freie Fläche vor sich.

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