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Der Faktor X

Der Faktor X

Titel: Der Faktor X Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andre Norton
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konnten, wenn sie sie unbesetzt vorfanden, wenn die Vorräte das enthielten, was sie brauchten, wenn es sich nicht um eine Falle handelte – all diese Wenns, die ihm immer wieder durch den Sinn gingen, ließen wenig Hoffnung.
    Julha war jetzt damit beschäftigt, Zimgrald fester in die Decke zu wickeln.
    »Helfen Sie mir! Er muß warm gehalten werden, solange er in Trance ist!« herrschte sie Diskan an.
    Als das geschehen und die Decke fester um das Wesen gehüllt war, begann sie, die Vorräte wieder einzupacken.
    Der Himmel war grau, und der Schneefall hatte etwas nachgelassen. Diskan wußte, daß er ihre Ungeduld befriedigen, daß er etwas unternehmen mußte.
    »Ich werde weiter hinaufgehen«, sagte er. »Wir müssen mehr über unsere Umgebung wissen, ehe wir uns daran wagen können, Pläne zu schmieden.«
    »Ich bleibe hier. Er muß eingewickelt bleiben und gewärmt werden. Ich werde mich um den Erhabenen kümmern, bis Sie zurückkommen. Sie müssen wissen« – sie zögerte einen Augenblick und fuhr dann fort – »daß zwischen uns eine besondere Beziehung besteht. Er hat schon vor meiner Geburt den Eid abgelegt, sich wie ein Vater um mich zu kümmern, nachdem mein Vater auf einer seiner Expeditionen ums Leben gekommen war. Zimgrald kam zu meiner Mutter und bot ihr sein Haus und seinen Schutz unter diesem Eid an. Sie akzeptierte, und dadurch gehörte ich von diesem Zeitpunkt an zu seiner Familie. Er ist immer mein Vater gewesen. Und es war mein Glück, daß ich auf dieser Expedition in die Lage versetzt wurde, ihm dienlich sein zu können – zum erstenmal war es mir möglich gewesen, ihm ein klein wenig zu vergelten, was er Gutes an mir getan hat. Ich darf ihn einfach nicht sterben lassen – er ist mein Vater.«
    »Behalten Sie das?« Er hielt ihr den Stunner hin. »Ich gehe jetzt hinauf.«
    Er zwängte sich durch den schmalen Eingangsspalt und begann den Abhang hinaufzuklettern, wobei er es, wo immer es möglich war, vermied, in die Schneeflecken zu treten. Das Licht wurde besser, und als er oben angelangt war, konnte er schon genug sehen, um seine Umgebung auszumachen. Alles hing jetzt von der richtigen Lage des Höhenrückens zur Stadt ab.
    Mühsam zog sich Diskan ganz hinauf, bis er mit dem Bauch auf einer kleinen Felsnase lag und das Sumpfland übersehen konnte. Da lag die Stadt, endlose Reihen von Gebäuden, die schließlich der Dunstschleier verschluckte. Er konnte den Pfad sehen, auf dem sie das feste Land erreicht hatten. Nirgends rührte sich etwas, außer den schwarzweißen Vögeln, die in weiten Kreisen am Himmel über die zerklüfteten Felsen herumsegelten.
    Langsam, jeden Meter der Umgebung so sorgfältig wie möglich studierend, glitt sein Blick über das, was er sah. Dann – das war es! Die breite Treppe, über die er mit dem verwundeten Begleiter nach dem Kampf am Paß heruntergekommen war! Dies hier war tatsächlich der gleiche Kamm – wenigstens diesen kleinen Vorteil hatten sie! Und zu seiner Rechten, irgendwo da hinten in den zerklüfteten Felsen, war die Hütte. Gegen alle Vernunft würde er losmarschieren und versuchen, sie zu erreichen. Julha würde ihm keine andere Wahl lassen.

 
15
     
    »Der richtige Berg!« Julhas Augen leuchteten; sie war völlig verändert. »Dann können wir es schaffen – können ihn retten! Aber Sie müssen sich beeilen …«
    Aus ihren Gedanken waren alle möglichen Gefahren verbannt. Für sie hatte er nur einen kleinen Spaziergang zu machen, zu holen, was sie brauchten und dann so schnell wie möglich zurückzukommen. Wenn es nur so einfach gewesen wäre! Aber Diskan glaubte nicht daran, daß er sie davon überzeugen könne, daß wirkliche Gefahren auf diesem Weg lauerten.
    Er dachte ein paar Dinge durch, von denen er glaubte, daß sie zu seinem Vorteil waren. Er trug den Parka, den er aus der Hütte hatte; er besaß keinen Protecto-Anzug, wie sie die Archäologen hatten. So konnte er, es sei denn, die Piraten wußten wirklich von seiner Anwesenheit, was er bezweifelte, aus der Ferne durchaus für einen der Ihren gelten. Und die Hütte war nicht versiegelt gewesen. Wenn es ihm gelang, am Tage die Entfernung bis zu seinem Ziel zu überwinden und in der Nacht in die Hütte einzudringen … Aber wirkliche Hoffnung auf Erfolg machte sich Diskan nicht.
    Er nahm eine der Notrationen auf und steckte sie in seinen Parka. Der Stunner lag auf der Tasche. Diskan überlegte lange, ob er ihn mitnehmen solle. Dann wußte er, daß er die Waffe für Julha zurücklassen

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