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Der Faktor X

Der Faktor X

Titel: Der Faktor X Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andre Norton
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konnte nur blinzeln. Die Wärme und die alles betäubende Müdigkeit, die die kleinste Bewegung zur unerträglichen Anstrengung machten, hatten zwischen ihm und Julha eine nebelartige Wand errichtet. Er konnte ihre Worte hören, verstand sie auch vage und erkannte ihren Sinn, aber es berührte ihn nicht. Er wollte nur davongleiten, sich treiben lassen, die Augen schließen und ruhen, ruhen …
    Der scharfe Schmerz eines weiteren Schlages brachte ihn wieder ein wenig zu sich.
    »Nicht schlafen! Wagen Sie es nicht, einzuschlafen! Ich sage Ihnen, er stirbt, wenn er keine Hilfe bekommt. Wir müssen Hilfe für ihn finden!«
    »Wo?« Nur dieses eine Wort konnte Diskan murmeln.
    »Diese Hütte – Sie sagten, es sei eine Notunterkunft. Dort muß es auch Medikamente geben – aller Art. Wo ist diese Hütte?« Ihre Hände verkrampften sich in die Brust seines Parkas.
    »Hütte?« Zum erstenmal lichtete sich der Nebel in Diskans Gehirn ein wenig. Da waren eine Menge Dinge gewesen. Ja, da gab es wohl auch eine medizinische Notausrüstung; er hatte nicht darauf geachtet, als er dort gewesen war. Aber – er hatte keine Ahnung, wo sie sich befanden, und wußte also auch nicht, wo die Unterkunft zu finden war.
    Er streckte die Hand aus, holte etwas Schnee von einem Felsen und rieb sich damit das Gesicht ab. Die Kälte auf seiner Haut brachte ihn wieder voll zu sich.
    »Wo ist die Unterkunft?« Ihre Ungeduld nagelte ihn fest.
    »Ich weiß es nicht. Ich weiß ja nicht einmal, ob wir auf dem richtigen Bergrücken sind oder nicht.«
    »Richtigen Bergrücken?«
    »Es kann sein, daß wir unter der ganzen Stadt hindurchgegangen und an der anderen Seite herausgekommen sind. Wenn das stimmt …«
    Sie hockte sich auf die Fersen nieder und sah ihn hoffnungslos an. »Wenn das stimmt, hat er überhaupt keine Chance, nicht wahr?« Sie zog die Decke fester um den Zacathan. »Aber Sie sind sich nicht sicher, oder?«
    »Nein.«
    »Dann vergewissern Sie sich! Stehen Sie endlich auf und vergewissern Sie sich!«
    Diskan schnitt eine Grimasse. »Haben Sie ein Füllhorn mit Wundern, das Sie über uns ausschütten können? Ich kenne diese Gegend überhaupt nicht. Es würde Tage dauern, bis ich überhaupt herausfinde, wo wir uns befinden. Und, offen gestanden, ich kann mich auch nicht auf den Beinen halten – jetzt noch nicht.«
    »Dann gehe ich!« Sie sprang auf, aber sie schwankte und mußte sich an einem Felsen festhalten. Dort stand sie, hielt sich fest, und ihre Augen füllten sich mit Tränen, die ihr über das ganze Gesicht liefen.
    »Um zusammenzubrechen, wenn er Sie braucht?« Irgendwie hatte Diskan genau erkannt, was er ihr sagen mußte. »Wir können nichts tun, keiner von uns beiden, wenn wir nicht zuvor geruht und gegessen haben … Es mag Ihnen schwerfallen, das zu akzeptieren, aber so ist es.«
    Julha wandte den Kopf ab und wischte sich mit dem Handrücken über die Wangen.
    »In Ordnung!« Aber ihre Zustimmung klang eher wie ein Fluch. »In Ordnung!«
    Wieder auf den Knien, kramte sie in den Rationen herum, bis sie die richtigen Tuben gefunden hatte. Eine davon warf sie in Diskans Richtung.
    Es war heiß, es schmeckte gut, und es begann seine Wirkung gegen Diskans Benommenheit zu tun. Als er den letzten Tropfen geschluckt hatte, begann er schon, sich etwas aufmerksamer umzusehen. Und erst da bemerkte er, daß einer von ihnen fehlte.
    »Das Tier – wo ist das Tier?« fragte er.
    Julha war damit beschäftigt, Zimgrald die Notration tropfenweise einzuflößen. Sie zuckte ungeduldig die Schultern.
    »Das Tier? Oh, das ist schon nicht mehr bei uns, seit wir die Steine erreichten, die hier heraufführten.«
    »Wohin ist es gegangen?« Diskan wußte nicht, warum er es für so wichtig hielt, das zu wissen; aber zu erfahren, daß der Pelzige verschwunden war, hatte in ihm ein Gefühl hervorgerufen, als sei irgendeine Stütze, auf die er sich verlassen hatte, plötzlich weggenommen worden.
    »Ich weiß nicht. Seit wir hier hergekommen sind, habe ich es nicht mehr gesehen. Ist das so wichtig?«
    »Es kann wichtig sein, sogar sehr …«
    »Ich verstehe nicht, inwiefern.«
    »Es hat uns aus der Stadt herausgeführt. Vielleicht kann es auch helfen, die Unterkunft zu finden …«
    »Aber ich hab’s nicht mehr gesehen. Es ist nicht bis hierher mitgekommen.«
    War es in den Untergrund zurückgekehrt, überlegte Diskan, nachdem es seine Pflicht, sie herauszuführen, als erledigt betrachtet hatte? Und was war mit den Piraten hinter ihnen? Julha schien

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