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Der Falke des Lichts

Der Falke des Lichts

Titel: Der Falke des Lichts Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gillian Bradshaw
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mir, den kann ich dir nicht geben.«
    Es konnte nicht vorbei sein. Nicht so schnell. Es konnte nicht sein. Es war nicht gerecht. Wie betäubt stand ich mitten in der Halle, starrte noch immer den Pendragon an. Er wandte den Blick von mir ab und nahm sein Alehorn auf.
    »Herr, ich protestiere!« schrie Agravain. »Nimm meinen Eid, daß Gawain kein Hexer ist. Wenigstens gib ihm eine Chance, sich zu beweisen. Warte, bis wir Nachrichten von den Sachsen haben. Warte, ob seine Geschichte.«
    »Mein Herr, laß ihn seine ehrlichen Absichten dadurch beweisen, daß er mit uns kämpfen darf«, drängte Bedwyr. »Ich hab’ mich auf dem Weg mit ihm unterhalten. Ich bin sicher, daß er kein Hexer ist.«
    »Wollt ihr bezweifeln, daß ich einen Menschen richtig einschätzen kann?« fragte Artus kalt und schaute zu ihnen auf.
    Sie wurden still. Bedwyr verbeugte sich leicht. »Oh nein, mein Herr«, stammelte Agravain und wurde auch wieder still.
    Ich verbeugte mich noch einmal vor dem Hohen König, drehte mich um, ging aus der Halle. Es war vorbei.
    »Warte!« rief Agravain und rannte mir nach.
    Draußen vor der Halle packte er mich am Arm. »Ich hab’ keine Ahnung, was los ist, aber das sieht dem Pendragon nicht ähnlich. Er wird es sich anders überlegen.«
    »Er hat sich entschieden«, erwiderte ich.
    »Das hat er.. .Aber, Yffern, es sieht ihm nicht ähnlich. Ich verstehe es nicht.«
    Es ist verboten, so dachte ich, zuviel von der Finsternis zu wissen. Wie konnte ich einem König wie Artus dienen, wenn ich solche Kenntnis besaß? Aber ich hatte geglaubt, das Licht wollte es. Ich war so sicher gewesen. Wo war jetzt mein Glauben? Was konnte ich tun?
    »Hör zu«, sagte Agravain. »Cei und Bedwyr und ich, wir teilen mit zwei anderen ein Haus. Komm und ruh dich dort aus, und Bedwyr wird deinetwegen mit Artus sprechen.«
    »Er hat gesagt, er stellt den Hohen König nie in Frage.«
    »Das würde er auch nicht vor der ganzen Runde. Aber manchmal stimmt er nicht mit Artus überein und diskutiert mit ihm, und manchmal überlegt Artus es sich dann anders. Der Hohe König hält sehr viel von Bedwyr, er hat ihn zum Führer der Reiterei gemacht - er nennt ihn Magister equitum. Ich hab’ dir doch gesagt, sie sprechen eine Menge Latein hier. Komm und ruh dich aus - und außerdem siehst du aus, als ob du gern mal allein wärst.«
    »Ja.«
    Also brachte mich Agravain zu seinem Haus und ließ mich dort. Er murmelte irgend etwas davon, daß er sein Pferd versorgen müsse. Dafür war ich dankbar. Ich war auch dankbar dafür, daß Agravains Stellung hoch genug war. So mußte er nicht in der überfüllten Festhalle schlafen. Ich setzte mich auf sein Bett und starrte auf den binsenbedeckten Fußboden. Und dann umklammerte ich Caledvwlch.
    Aber wofür sollte das Schwert sein? wollte ich still vom Licht wissen. Warum das Schwert, die Macht, der Kampf, die Reise zur Anderwelt, wenn ich am Ende doch nicht kämpfen darf? Du wolltest, daß ich Dienst bei Artus annehme - Lugh hat es mir gesagt. Warum wird es mir dann jetzt verweigert?
    Es kam keine Antwort. Ich zog Caledvwlch und schaute es an. Das Schwert blieb stumpf, so stumpf wie meine eigene Verwirrung.
    Ich war voller Verzweiflung. Ich war gefangen, auf ewig im Netz meiner Mutter Morgas gefangen, verdammt durch den Weg, den ich in der Jugend eingeschlagen hatte. Aber ich hatte mich ja geweigert, Morgas zu folgen. Ich hatte den Dämon getötet, ich hatte das Licht gefunden - o nein, die Finsternis kann nicht so leicht besiegt werden, aber ich hatte wahrhaftig gesiegt! Das konnte ich nicht bezweifeln.
    Ich wurde zornig. Ich steckte das Schwert in die Scheide, stand auf und ging im Zimmer hin und her. Warum sollte Artus mich so schnell ablehnen, und so völlig? Das war nicht gerecht.
    Nein, notwendigerweise mußte der Fehler bei mir liegen. Meine Geschichte hatte zuviel mit der Anderwelt zu tun, und halb huldigte ich Morgas ja immer noch, das hatte ich ihm gesagt, als ich ihm antwortete, sie sei schön. Ich setzte mich wieder hin, und wieder betete ich, und wieder fand ich nur Schweigen.
    So verging der Nachmittag, und der Abend kam. Agravain kehrte zurück und fragte mich, ob ich etwas zu essen wollte, und ich sagte nein. Er ging zum Fest.
    Es gab nichts, was ich tun konnte. Artus hatte mich zurückgewiesen. Oh, ich konnte nicht einfach dasitzen und mir selbst leid tun. Ich mußte handeln. Was hatte Artus einmal nach Bedwyrs Worten über die Tat gesagt? Und wie konnte ich jetzt noch zu einem anderen

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