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Der Falke des Lichts

Der Falke des Lichts

Titel: Der Falke des Lichts Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gillian Bradshaw
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das Heft und zog das Schwert, ohne nachzudenken. Das Feuer flammte, rein, kühl und strahlend.
    »Bist du verletzt?« fragte ich Cei. Der starrte mich an. Er öffnete und schloß den Mund, und er war jetzt völlig nüchtern. »Ich habe gesagt: Bist du verletzt?«
    Er schaute seine Hand an. Sie war offenbar leicht verbrannt, wie von einem Sonnenbrand, aber sonst unverletzt.
    »Nein«, flüsterte er. »Gott. Gott.«
    »Bei allen Heiligen«, murmelte Rhuawn.
    Ich schaute mein Schwert an und steckte es dann in die Scheide. »Das ist gut«, sagte ich ihnen. »Dieses Schwert ist mächtig, und ich glaube, wenn du es gezogen hättest, es hätte dich umgebracht. Laßt es jetzt in Ruhe.«
    »O ja«, sagte Cei. »Das werde ich. Lieber Gott. Ich. ich will jetzt schlafen.«
    Niemand sagte etwas, als wir uns für die Nacht niederließen. Agravain bestand darauf, daß ich sein Bett benutzte. Agravain schlief auf dem Fußboden.
    Ich hielt Caledvwlch in der Dunkelheit fest. Die Macht war wirklich, wirklich genug, um Cei zu verbrennen. Wirklich genug, um Menschen zu töten. Das Licht war wirklich - mein Herr, Licht, wie konnte ich dich bezweifeln? Und das Licht hatte mich hierhergeführt, und ich war gekommen, mit hochgesteckten Hoffnungen. Das erkannte ich erst jetzt, wo meine Hoffnungen vernichtet waren und das Wunder irgendwie doch versagt hatte. Meine Seele schmerzte vor Finsternis.
    Ich schloß die Augen und fuhr mit den Fingern über das Heft des Schwertes. Ich fühlte die kühle Glätte der verschlungenen Metallstreifen auf dem Griff und die Härte des einzelnen Edelsteins. Einfacher Stahl, lebloser Stein, und dennoch, es konnte brennen von einem unirdischen Licht, es konnte die Hand verbrennen, die es unberechtigterweise berührte. Ich konnte das auch. Aller Zweifel, alle Unsicherheit wurde weggefegt in diesem weißen Feuer, das jetzt dreimal in mir gebrannt hatte. Und dennoch, warum sollte gerade mir so etwas passieren? Das Licht brauchte weder Männer noch Schwerter.
    Nichts, was ich tat, spielte eine Rolle. Ich war aus der Finsternis errettet worden, und das sollte mir eigentlich genug sein.
    Ich rollte mich auf dem Bett herum und blickte auf zum Strohdach. Ich ließ das Schwert auf dem Fußboden liegen, wo meine Hand es leicht erreichen konnte. Es sieht alles gar nicht so schlecht aus, sagte ich mir. Es bringt dich nicht um. Du mußt nur anderswo Dienst suchen, und ohne Zweifel gibt es auch viel anderes, das du tun kannst.
    Warum ein Schwert? fragte ich mich noch einmal. Warum nicht eine Harfe oder eine Fibel oder einen Ring, wie in manchen Geschichten? Wenn ich kein Krieger sein soll, warum schenkt man mir dann ein Werkzeug des Krieges? Und wenn ich nicht Artus dienen soll, warum soll ich ein Krieger sein? Kein anderer König ist ausgezogen, die Finsternis zu bekämpfen.
    Die Finsternis. Meine Seele berührte sie endlich und erinnerte mich an Morgas, so deutlich, als ob sie im Zimmer stände. Und die Dinge, die ich von ihr gelernt hatte, arbeiteten in mir wie Hefe. Morgas’ Blick fand meinen Blick hinter geschlossenen Augenlidern, und sie lächelte und lächelte. Ich wandte mich im Geiste von ihr ab, und schließlich schlief ich ein.
    Ich träumte in jener Nacht, es war der einzige Traum seiner Art, den ich je hatte.
    In meinem Traum erhob ich mich vom Bett und öffnete die Tür des Hauses, um nach draußen, nach Camlann zu schauen. Ich sah die gesamte Festung, mit fertigen Mauern, die leuchtend und stark in goldenem Licht glühten. Artus war vor den Toren. Er saß auf einem weißen Pferd, und er hielt eine Fackel in der Hand. Es war die Quelle des Lichtes, das die ganze Festung erfüllte. Ein Mann, den ich nicht kannte, hielt das Pferd am Zügel. Ein dunkelhaariger Mann, auf dessen Stirn ein Stern flammte und dessen Blick von unendlichem Wissen erfüllt war. Artus hob die Fackel, und das Licht sprang über den ganzen Westen von Britannien. Ich sah die ganze Insel, von den Orkneys im Norden bis zu den Klippen im Süden, die Wälder, Felder, Berge, Flüsse und stolzen Städte. Sie lagen wie eine Kinderzeichnung in der See. Aber der Osten und der Norden waren von einem tiefen Schatten bedeckt. Ich sah Aldwulf, der im Norden stand, und eine schwarze Flamme brannte über seinem vernarbten Gesicht. Cerdic war im Süden und hob den Arm, um den Angriff zu befehlen. Aber auf seinem Gesicht lag ein seltsamer Ausdruck der Verwirrung. Keine Armeen befolgten seinen
    Befehl, aber ein großer weißer Drache, das Symbol der

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