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Der Falke des Lichts

Der Falke des Lichts

Titel: Der Falke des Lichts Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gillian Bradshaw
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habe sie losgeschickt, damit sie mit dem Vieh helfen. Um die beiden geht es also, wie? Nun gut, wir wollen warten. - Die Mauern sind noch nicht soweit, wie ich das erwartet hatte. Was meinst du denn.«
    Mehr Männer aus Artus’ »Familie« trampelten herein und ließen sich durstig bei ihrem Ale nieder. Sie rissen Witze darüber. Nach kurzer Zeit kamen auch Cei und Agravain, und sie standen herum. Wahrscheinlich suchten sie nach mir. »Hallo!« rief Artus. »Bedwyr sagt, es gibt eine Angelegenheit, die ich entscheiden soll.« Keiner der beiden hatte mich bemerkt, und Cei runzelte unsicher die Stirn, als sie zum Hohen Tisch herankamen. Ich stand auf, unsicher, ob ich mich ihnen anschließen sollte oder nicht. Die Krieger in der Halle hörten auf zu reden und horchten hin.
    »Mein Herr«, sagte Cei, »wir möchten, daß du wegen Agravains Bruder eine Entscheidung triffst.«
    Artus setzte sich gerade auf. Er stellte sein Horn mit Ale auf den Ständer.
    »Welcher Bruder?« fragte er mit sehr leiser, gepreßter Stimme.
    Agravain zögerte, er sah leicht überrascht aus. »Mein Bruder Gawain, den ich für tot gehalten hatte. Wir trafen ihn in Ynys Witren, und er ist mit uns nach Camlann gekommen. Er will sich uns anschließen. - Mein Herr, er ist ein sehr guter Krieger. Ich hatte einen Waffengang mit ihm, auf dem Weg von Ynys Witren, und dreimal hat er mich aus dem Sattel gehoben.«
    »Mein Herr«, sagte Cei, »es gibt aber einen Grund, ihn der Zauberei zu verdächtigen.«
    »Er ist kein Hexer!« schnappte Agravain. »Ich schwöre den Eid meines Volkes darauf. Er ist ein Krieger, und ein sehr guter. Fragt Bedwyr.«
    Artus schaute seinen Freund an, und der dunkle Krieger nickte. »Er ist ein guter Krieger, und ich glaube, er ist auch ein guter Mensch. Ich würde beschwören, daß er kein Hexer ist.«
    »Ich habe von Gawain, dem Sohn des Lot, gehört«, sagte Artus. »Und was ich gehört habe, das war nicht gut.« Ich schloß die Augen. Meine Hand umklammerte Caledvwlchs Heft. Lugh hatte mich gewarnt, daß Artus vielleicht mißtrauisch sein würde. »Aber du würdest für ihn bürgen, Bedwyr?«
    »Ja, mein Herr.«
    »Gut.« Artus schaute wieder Cei an. »Ich glaube, die Angelegenheit bedarf einiger Überlegungen, aber ich werde sie mir überlegen. Wo ist dein Bruder, Agravain?«
    Agravain wollte antworten, daß er es nicht wüßte, und da zwang ich mich, aus dem Schatten hervorzutreten und stellte mich vor Artus. »Hier«, sagte ich.
    Die grauen Augen weiteten sich ein bißchen und fixierten mich. Artus bewegte sich nicht, und sein Gesicht zeigte keinerlei Emotionen. Aber es war, als ob ein Schatten über ihn gefallen wäre, und ich spürte plötzlich, daß das, was ich für neutralen Tonfall gehalten hatte, Kälte gewesen war. Und was ihn jetzt berührte, das war Schrecken.
    Ich versuchte, das schneidende, elende Gefühl zu unterdrücken, das plötzlich in mir aufschoß. Schließlich konnte ich mir ja nicht wünschen, daß er berüchtigte Zauberer sofort aufnahm. Und ich besaß diesen Ruf. Ich sah ein wenig wie meine Mutter aus, und vielleicht hatte er sie kennengelernt. Ich hatte ihn an sie erinnert.
    Aber etwas in mir flüsterte mir zu: Die Finsternis hat dich bis auf das Mark berührt, du wirst nie von ihr frei sein. Sie hat alles verdorben, was du berührst, alles befleckt, und den Schatten deiner Jugend kannst du nicht davonlaufen.
    Ich fiel vor Artus auf die Knie nieder und stand dann wieder auf. Es gibt noch Hoffnung, sagte ich mir. Hierhin bin ich geführt worden. Es muß geschehen.
    »Also«, sagte Artus endlich, noch immer in dem neutralen Ton, der nicht neutral, sondern kalt war. »Du bist Gawain ap Lot?«
    »Ja, Herr.«
    »Ich hatte nichts davon gehört, daß du zu den Ynysoedd Erch. zurückgekehrt wärst. Wenn ja, dann hätte man deinem Bruder davon sagen müssen.«
    »Ich bin nicht auf die Orkneys zurückgekehrt, Herr Artus. Ich bin erst drei Wochen in Britannien.«
    »Mir ist die Geschichte erzählt worden, daß du am Samhain-Fest in die See gefallen bist. Vor mehr als zwei Jahren. Und jetzt tauchst du plötzlich in Ynys Witren auf, überzeugst den Herrn Cei, daß du ein Zauberer bist, und bittest mich darum, in meine Runde eintreten zu dürfen. Was ist an diesen ganzen Geschichten wahr?«
    Eine lange Minute stand ich schweigend da. Ich versuchte, mir eine Antwort auszudenken, die leicht zu erzählen war. Aber dann begriff ich, daß die wirkliche Wahrheit die einzig mögliche Antwort war. Ich erzählte meine

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