Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Falke des Lichts

Der Falke des Lichts

Titel: Der Falke des Lichts Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gillian Bradshaw
Vom Netzwerk:
Geschichte zögernd und im schmerzlichen Bewußtsein, daß Zuhörer da waren.
    Manche Dinge ließ ich aus, denn ich konnte mich nicht dazu bringen, von der wahren Tiefe des Bösen in Morgas zu sprechen. Nach einer Weile stellte ich fest, daß ich die Zuschauer übersehen konnte, und konzentrierte mich auf meine eigenen Worte. Ich sagte, was ich sagen wollte. Niemand unterbrach mich.
    Als ich fertig war, schüttelte Artus sich. »Eine Geschichte wie die Geschichten der Poeten, sowohl vom Thema als auch von der Erzählkunst her, Gawain ap Lot.«
    »Ich weiß. Vielleicht, mein Herr, wenn ich den Wunsch gehabt hätte, zu lügen, dann hätte ich eine Geschichte erzählt, die man leichter glauben kann.«
    Darüber lächelte Bedwyr, aber Artus’ Gesicht blieb unbewegt. »Vielleicht. Und vielleicht könntest du auch erwarten, daß man dir glaubt, eben weil die Geschichte seltsam ist. Du selbst bist ja auch seltsam. Zugegeben, das ist ein subtiles Spielchen, aber dein Vater ist ja auch ein kluger Mann, und deine Mutter ist.« Der Schatten über ihm wurde dunkler, und ich sah, daß er sie irgendwann einmal gekannt haben mußte, denn er sagte flüsternd, ».sehr subtil.«
    »Herr«, begann ich, und ich hatte Angst und war unsicher, wie er mich empfangen hatte. »Ich bin weder mein Vater noch meine Mutter. Ich habe dir die Wahrheit gesagt. Ich habe zugegeben, daß ich wirklich einmal Zauberei getrieben habe. Aber ich habe sie abgelegt, mich dagegen entschieden, und ich werde nie wieder etwas damit zu tun haben.«
    »Warum glaubt dann Cei, daß du ein Zauberer bist? Gewöhnlich glaubt er solche Geschichten nicht.«
    »Es war das Schwert«, sagte Cei. »Als er gegen Agravain kämpfte, hat er es gezogen, und es hat gebrannt. Ich schwöre bei Sankt Peter, es hat gebrannt, heller als eine Fackel. Frag alle, die da waren, selbst Bedwyr. Sie haben es gesehen.«
    »Es brannte vor Licht«, sagte Bedwyr. »Aber Gawain hat dir ja erzählt, wo er das Schwert empfangen hat.«
    »Schwerter tun so etwas nicht«, erwiderte Cei fest. »Ich hätte gesagt, es wäre unmöglich, aber ich hab’s gesehen. Es muß also irgendein Zaubertrick des Trägers sein, der es zum Brennen brachte, ein Zauberbann, den er gegen seinen eigenen Bruder ausgesprochen hat.«
    Agravain schnaubte. »Er hat keine Sprüche gebraucht, um mich zu besiegen. Selbst ohne das Schwert hat er mich ja zweimal zu Boden gebracht. Und erinner dich daran, daß Gawain schon für uns gekämpft hat.«
    »Ja, nach seinen eigenen Erzählungen. Sag mir, Gawain: Wenn du Cerdic gesehen hast, wie sieht er denn aus?«
    Ich beschrieb den sächsischen König sorgfältig. Artus nickte und stellte noch ein paar Fragen über die Sachsen und über Sorviodunum, und wie viele Männer dort wären. Ich sah, was er wissen wollte, und gab ihm alle Details, an die ich mich erinnerte. Cei und Agravain tram-pelten unruhig hin und her.
    »Was soll denn das alles?« fragte Agravain endlich. »Das wissen wir doch schon.«
    »Aber es ist nicht allgemein bekannt«, erwiderte Artus und lächelte meinen Bruder an. Dann wandte er sich mir wieder zu und hörte auf zu lächeln. »Du bist wirklich in letzter Zeit bei den Sachsen gewesen. Also ist wenigstens ein Teil deiner Geschichte wahr.« Er schaute an mir vorüber, die Halle hinunter. Er schaute ins Nichts. Es war ein weitäugiger, grauer Blick, voll innerem Abstand und unendlich durchdringend.
    »Und wenn schon, nur daß du Sachsen umgebracht hast, das beweist noch gar nichts. Sachsen töten Sachsen - was ist mit der Königin Morgas, deiner Mutter? Glaubst du, daß sie schön ist?«
    Ich war völlig überrascht. »Ja.«
    »Warum?«
    Ich schaute verwirrt um mich. »Warum? Herr, warum halten wir etwas für schön? Sie ist so vollkommen und so schrecklich wie der Tod selbst, und das sagen alle, die ihr begegnet sind.«
    Unsere Blicke begegneten sich einen Augenblick, und das, was wir gemeinsam hatten, war ein Schatten, eine Kenntnis der Finsternis.
    »Deine Geschichte handelt zum großen Teil von der Anderwelt«, sagte Artus endlich. »Und wenn Bedwyr auch viel von dir hält und wenn du auch durch Blutsverwandtschaft mein Neffe bist, sowenig deine Mutter den Gedanken mag, ich glaube nicht, daß ich dir trauen kann.« Mein Herz wollte aufhören zu schlagen, und ich stand auf. Ich starrte ihn an, ich schluckte. »Es steht dir frei, bei irgendeinem anderen König in Britannien in Dienst zu treten, oder du kannst auch auf die Inseln zurückkehren. Aber einen Platz bei

Weitere Kostenlose Bücher