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Der Falke des Lichts

Der Falke des Lichts

Titel: Der Falke des Lichts Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gillian Bradshaw
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Herrn gehen, nachdem ich den Hohen König gesehen hatte?
    Jetzt, wo mir alles verschlossen war, sehnte ich mich mehr denn je danach, Artus zu dienen. Ich wollte teilhaben an seiner »Familie«, an der Farbe, dem Glanz dieser Runde, an dem Ruhm, gemischt mit der Knappheit des sauren Biers vom letzten Winter. Die »Familie«, die war nicht wie andere Armeen, und der Pendragon war nicht wie andere Könige. Ich saß da und brütete darüber, eingesperrt, hilflos, verzweifelt.
    Agravain kehrte vom Fest zurück. Er war mehr als halb betrunken und ziemlich schlechter Laune. Es war auch für ihn ein schwieriger Tag gewesen. Nach einer Weile kamen Bedwyr und die beiden anderen, Rhuawn und Gereint, auch zurück.
    »Ich habe mit Artus gesprochen«, sagte mir Bedwyr ruhig. »Er sagt, er kann es nicht riskieren, dich anzunehmen, wenigstens nicht zu solch einer Zeit. Er hat erwähnt, daß er deiner Mutter, Königin Morgas, mißtraut. Du selbst hast ja bezeugt, was sie gegen Artus plant. Aber mehr will Artus nicht sagen. Ich verstehe ihn nicht. Gewöhnlich ist er gewillt, jedem eine Chance zu bieten, sich zu beweisen.«
    »Gawain muß dann ein Zauberer sein«, sagte Rhuawn, ein magerer, langgesichtiger Mann.
    »Sei still«, sagte Agravain grob. »Ich habe gesagt, er ist keiner.«
    Ich erkannte die Zeichen. Mein Bruder brauchte einfach wieder einmal eine Keilerei. Offensichtlich hatte Rhuawn die Zeichen auch erkannt, denn er hielt den Mund.
    Endlich kehrte auch Cei zurück. Er war völlig betrunken, aber er hatte sich noch gut in der Gewalt. »Haaa!« rief er aus, als er mich sah. »Noch immer da, was?« Er war sehr befriedigt über sich selbst und über seine Einschätzung. »Ich hätte doch gedacht, du wärst jetzt schon abgehauen wie ein verprügelter Köter. Oder ein verprügelter Falke?« Er keuchte vor Lachen. »Aber verletzte Falken laufen ja nicht, was? Fliegen noch nicht mal. Die.die sitzen nur rum. Und brüten. Und glotzen. Genau wie du, haaa!«
    »Still«, sagte Bedwyr. »Zu so was gibt es überhaupt keinen Grund.«
    »Wenn einer zaubert, dann ist das Grund genug, ihn zu verfluchen«, sagte Cei. »Und ich glaube, unser Herr hat den da gut eingeschätzt!«
    Bedwyr schüttelte den Kopf. Er kam herüber zu mir und sagte: »Tut mir leid, Gawain. Du mußt verstehen, daß diese Entscheidung bei Artus nicht das normale ist. Und Cei ist nur so, wenn er betrunken ist.«
    »So betrunken bin ich nun auch wieder nicht«, sagte Cei. Er grinste wieder. »Na, Maienfalke, wo bleiben denn deine Zaubersprüche?«
    Mir wurde klar, daß auch ich nichts dagegen gehabt hätte, mich mit irgend jemandem zu prügeln, um einen Teil meiner Wut loszuwerden. Es war absurd, und das sah ich auch ein, aber trotzdem.
    »Laß ihn in Ruhe«, knurrte Agravain.
    »Warum?«
    »Weil ich dich fordere, wenn du ihn nicht in Ruhe läßt«, erwiderte Agravain schnell. Er würde es tun, und es würde ihm Spaß machen, und ich hielt Cei nicht für zu betrunken zum Kämpfen.
    Cei blinzelte ihn an, dann zuckte er die Achseln und verstummte. Ein paar Minuten später allerdings bemerkte er Caledvwlch, das an der Wand lehnte. Er ging hinüber und nahm das Schwert auf. Er hatte es an der Schlaufe des Schwertgehänges angefaßt und schwang es hin und her. Er pfiff durch die Zähne.
    »Hör auf!« rief ich, und meine grüblerische Stimmung war augenblicklich verflogen.
    »Was? Willst du nicht, daß ich dein kostbares magisches Schwert berühre?«
    »Leg es hin«, sagte ich. »Es ist nicht für dich bestimmt.«
    »Willst du noch immer sagen, daß es.«
    »Ja. Meine Geschichte ist wahr, selbst wenn Artus sie nicht glaubt.«
    »Lügner«, sagte Cei.
    Agravain stand auf und ballte die Fäuste.
    Ich konnte es nicht zulassen, daß mein Bruder Streitigkeiten für mich ausfocht, wie gern er das auch tun wollte. »Hör auf«, sagte ich noch einmal und stand auch auf. »Cei, leg mein Schwert hin, ehe du dir selbst damit schadest.«
    Er lachte eifrig. »So, endlich bist du also gewillt, dich selbst zu verteidigen. Laudate deum! Ich zeig’ dir jetzt mal, wie magisch es ist.«
    »Nein!« rief ich, als ich sah, was er vorhatte. Aber er hatte schon die Hand um das Heft geschlossen und fing an, das Schwert zu ziehen.
    Das schlafende Feuer zuckte einmal auf, wie Wetterleuchten, wie eine Sternschnuppe. Cei kreischte und ließ das Schwert fallen, stolperte rückwärts gegen die Wand. Ich schoß durch den Raum, um die Waffe aufzufangen, die er fallen gelassen hatte. Ich schloß meine Hand um

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