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Der Falke des Lichts

Der Falke des Lichts

Titel: Der Falke des Lichts Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gillian Bradshaw
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Königsschaft, erhob sich auf Wolkenschwingen in den Himmel. Im Westen flatterte Artus’ Drachenstandarte. Sie wurde zu einem wirklichen Drachen und erhob sich, um dem anderen zu begegnen. Aber ich schaute dem Kampf nicht zu, denn ein Schatten fiel über Artus, und er schrumpfte zu einem Nichts zusammen. Ich blickte auf und sah sie. Sie herrschte im Norden und Osten, die Königin der Luft und der Finsternis, die Herrin der Schatten. Schön war sie in der Wirklichkeit gewesen, aber im Traum verschwand die Wirklichkeit wie ein dämmriger Schleier, und sie flammte in dunklem Glanz über dem Universum. Das Herz stieg mir in die Kehle, und meine schreckliche Liebe zu ihr kehrte zurück. Ich wollte mich ihr zu Füßen werfen und sie um Verzeihung bitten, aber ich griff nach meinem Schwert. Es war nicht da. Sie lächelte, und die Kraft schwand mir, so daß ich an nichts mehr denken konnte als an sie. »So, mein Falke?« sagte sie mit ihrer unendlich weichen, tiefen Stimme. »Der Drache will dich nicht? Das ist sehr dumm von ihm, denn du bist ein großer Krieger.«
    Freude erfüllte mich bei diesen Worten, und ich wollte auf sie zulaufen und. aber ich zwang mich zurück. »Artus ist frei«, antwortete ich. »Er kann tun, was er will.«
    »Natürlich«, flüsterte sie. »Obwohl er mir einmal gehorcht hat. Aber dein neuer Herr erlaubt auch dir, das zu tun, was du willst.« Sie beugte sich nach vorn von ihrem Thron aus Schatten, und ihre Augen tranken mich wie Wein. Ich erinnerte mich mit finster-klarer Deutlichkeit an ein Wort, das sie mich gelehrt hatte, um Geister abzuwehren. Ich flüsterte es, und ein wenig von meiner Kraft kehrte zurück.
    Sie lächelte. Es war ein sehr süßes, dunkles, geheimnisvolles Lächeln, das nur für mich gedacht war. »Mein kluger Falke! Ja. Du siehst, warum ich dich umbringen wollte? Das Wort kann gegen mich benutzt werden und für Artus. Damit er die Macht des Hohen Königs in Britannien festigt.«
    Ich riß meinen Blick von ihr ab und schaute zurück auf die Insel, auf der ich stand. Artus wirkte sehr klein neben der Königin, und seine Macht war nur sehr lückenhaft. Ich hatte ein wenig Mitleid mit ihm. Ich sah, wie die Schlachtlinien sich formierten. Ich sah, wie ich selbst auf Ceincaled heranritt, die Hand hob und ein Kommandowort rief. Cerdic umklammerte seine Kehle und stürzte zur Erde, und Aldwulf starb völlig verwirrt. Die Sachsen wurden geschüttelt von Seuchen und Hungersnöten, Stürme zerstörten ihre Schiffe, und Artus eroberte ganz Britannien. Er regierte in Camlann, und ich stand neben ihm. Ich war sein vertrauter Ratgeber, geehrt von allen. Mein Vater kam von den
    Orkneys und wählte mich zum Erben seines Reiches. Das Licht regierte in Britannien.
    Ich schaute wieder die Königin an und erwiderte voll ihren Blick. Sie lächelte ein drittes Mal, und ihre Augen waren voller Versprechungen. »O mein Frühlingsfalke«, flüsterte sie, »du warst immer mein Liebling, und jetzt, wo du älter bist.. .Du bist ein starker Feind, viel mächtiger als Artus und ein größerer Zauberer als dieser Narr Aldwulf.«
    Ich verspürte tiefen Stolz und eine sengende schwarze Freude, daß sie das sagte. Mehr als je zuvor sehnte ich mich danach, mich ihr zu nähern. Ich konnte Artus zwingen, mich zu akzeptieren! Ich konnte das Wort, das sie mich gelehrt hatte, für das Licht benutzen, anstatt für die Finsternis. Und dann dachte ich an das, was sie mich gelehrt hatte, und ich erinnerte mich an den Blick in Connalls Augen, als er wußte, daß sie ihn töten würde. Das schwarze Lamm fiel mir ein, das unter ihren Händen zuckte, während sie die Zukunft aus seinen Eingeweiden las. Mir wurde wieder schlecht, und ich dachte daran, daß Medraut verloren war. Aber ich brauchte ja nicht die schlimmsten Sprüche zu benutzen, sagte ich mir.
    »Wo ist Medraut?« fragte ich die Königin.
    »Das spielt keine Rolle.«
    »Es ist dein Sohn.«
    »Ich habe Pläne für ihn, die dich nichts angehen, mein Falke. Er haßt dich, Gawain, weil du uns verlassen und betrogen hast.«
    Ja, er würde mich hassen. Ich sah jetzt, daß sie an ihm arbeitete, daß sie ihn langsam zerstörte. »Und auch du haßt mich«, flüsterte ich.
    Sie schüttelte langsam den Kopf, und das schwarze Feuer in ihren Augen war nur ein Rand einer riesigen See. »Du bist zu mächtig, Maienfalke, und zu schön.«
    Ein Schwindel überkam mich, und ich griff wieder nach meinem Schwert. Ihre Augen waren das ganze All, das ganze Universum, sie waren der

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