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Der Falke des Lichts

Der Falke des Lichts

Titel: Der Falke des Lichts Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gillian Bradshaw
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schaute den Speer in meiner Hand an. Er war schwer, sein Schaft war aus Holz von den dunklen Hügeln des Piktenlandes. Die Spitze bestand aus stumpfglänzendem Eisen. Der Speer in meiner Hand wog plötzlich schwer.
    »Los, Gawain«, sagte Agravain ungeduldig. »Du sagtest, du wärest jetzt besser. Zeig es mir! Oder hast du wieder Angst vor deinem eigenen Speer? Mit einem Falken hast du aber wirklich wenig gemeinsam.«
    Morgas nannte mich noch immer »mein Falke«. Maienfalke. Es war so ein schöner, kriegerischer Name. Es war ein Name, den ich mir selbst wünschte.
    Ich warf den Speer, und er flog schief. Agravain schnaufte und schlug sich auf die Schenkel. »Du hast vielleicht gelernt, besser zu werfen, wenn du wie ein pflügender Bauer dastehst, aber du solltest lernen, den Speer zu schleudern, wenn du wie ein Krieger stehst. Natürlich nur, wenn du einer sein willst. Oder willst du ein Barde werden? Druide? Zureiter?«
    »Nein«, flüsterte ich. »Agravain.«
    »Ich wette, du verbringst noch immer den größten Teil des Tages auf dem Rücken eines Pferdes«, fuhr er fort, als ob er mich überhaupt nicht bemerkte. »Aber das hat keinen Sinn. Pferde sind Luxus, und nicht mehr. Der wirkliche Kampf wird immer zu Fuß ausgefochten. Pferde sind wie goldene Fibeln und schöne Kleider, ausgezeichnet dazu geeignet, wenn ein Krieger anderen zeigen will, wie reich und wichtig er ist. Aber im wirklichen Krieg, da sind sie entbehrlich. Dafür muß man Speere anständig schleudern können. Versuch’s noch einmal.«
    »Agravain.«, wiederholte ich, während ich meinen ganzen Mut zusammennahm.
    »Was ist denn jetzt los! Hast du Angst zu werfen? Hör auf, dich so blöd anzustellen.«
    Ich fühlte mich auch blöd. Ich umklammerte verzweifelt den Speer. Ich würde ihn werfen, während ich so stand, wie ich es eingeübt hatte. Es war nicht die normale Haltung, aber verwundbarer war ich dadurch auch nicht. Ich stellte meinen linken Fuß nach vorn, ließ meinen linken Arm sinken. Ich bin wirklich gut, sagte ich mir. Auf diese Weise kann ich das Ziel treffen. Jetzt muß ich es. Ich muß.
    Ich warf und verfehlte.
    Agravain nickte vernünftig. »Wirst du’s jetzt mal versuchen, wie ich es dir gezeigt habe? Wenn du ein Mann sein willst, und ein Krieger, dann mußt du auf.«
    »Hör auf!« schrie ich wütend.
    Agravain hielt erstaunt inne.
    »Du hilfst mir ja nicht. Du versuchst mir überhaupt nicht zu helfen, wenn du das vielleicht auch glaubst.«
    »Ich versuche doch, dir zu helfen. Willst du mich etwa einen Lügner nennen?«
    »Nein! Aber ich will deine Hilfe nicht. Wenn ich schon kein Krieger bin, dann laß mich auf meine Art versagen, und belästige mich nicht mit richtigen und falschen Methoden. Wenn ich kein Krieger bin, dann werde ich vielleicht ein Barde oder ein Druide. Mutter lehrt mich lesen, so daß ich.«
    »Sie macht was?« wollte Agravain wissen. Er war völlig verblüfft.
    »Sie lehrt mich lesen. Sie hat es schon den ganzen Sommer getan, als ihr fort wart.«
    »Willst du ein Zauberer werden?« Agravains Augen flammten, und sein helles Haar glitzerte wie die Sonne.
    »Nein. ich will nur lesen können.« Ich war verwirrt.
    Er schlug mich ins Gesicht. So fest, daß ich rückwärts stolperte. Sein Gesicht war rot vor Zorn. »Du willst besser sein als wir! Morgas ist eine Hexe, jeder weiß das. Und du willst von ihr lernen, weil du so ein schlechter Krieger bist. Ein Wort in der Finsternis, anstatt ein Schwert im Sonnenlicht. Das ist es, was du willst. Macht, die Macht, die nur für Feiglinge ist, für Verräter und Männer ohne Clan, und Weiber, und Mörder.«
    »Agravain! Es ist nicht wahr! Nur.«
    »Hör auf, mich anzulügen!«
    Ich raffte mich vom Boden wieder auf, starrte meinen Bruder an. Ich spürte, wie eine blinde Wut in mir aufstieg, so kalt wie Eis, so kalt wie Morgas’ Augen. »Ich bin kein Lügner«, sagte ich und hörte, wie meine Stimme kalt und ruhig war, als ob sie jemand anderem gehörte. »Ich entehre meinen Clan nicht.«
    Er lachte über mich. »Du entehrst andauernd deinen Clan. Ist es nicht Unehre, daß der eigene Sohn des Königs keinen Speer gerade werfen kann? Daß er noch nicht einmal einen Spatzen töten kann, wenn er jagt? Daß das einzige, was er kann, im Reiten und Harfespielen besteht
    - im Harfespielen! Daß du die Zauberei erlernen willst und Bannflüche, so daß du nicht kämpfen mußt.«
    »Das ist nicht wahr!« schrie ich.
    »Willst du jetzt einen Lügner aus mir machen?« brüllte Agravain

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