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Der Falke des Lichts

Der Falke des Lichts

Titel: Der Falke des Lichts Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gillian Bradshaw
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und schlug nach mir.
    Es war gut, daß ich nicht in der Nähe meiner Speere stand, denn wenn das der Fall gewesen wäre, dann hätte ich bestimmt einen benutzt. Ich sprang auf meinen Bruder los mit einer Wut, die ihn überraschte, und ich schlug zu, so fest ich konnte. Ich spürte eine tödliche Kälte, ich war erfüllt von einer schwarzen See. Meine Faust traf Agravain ins Gesicht, traf wieder. Er grunzte vor Schmerz, und ein Schauder der Erregung überlief mich. Ich wollte ihm weh tun, allen, die mich verletzten, die Morgas verletzten, die Medraut verletzten und die einer Welt angehörten, in die ich nicht eindringen konnte. Ich wollte weh tun, weh tun und nochmals weh tun.
    Agravain warf mich ab und wehrte sich kalt, ruhig und noch nicht einmal sonderlich aufgeregt. Ich begriff, daß er seine eigenen Anschuldigungen selbst nicht geglaubt hatte, sondern daß er nur zornig darüber geworden war, weil ich etwas tat, was er nicht konnte. Ich stolperte und flog ins Gras. Agravain trat mich, sprang auf mich und befahl mir aufzugeben.
    Ich dachte an Morgas’ Augen, an Medrauts bewundernden Blick. Ich dachte an meinen Vater, der lächelte, und ich bildete mir ein, daß er mich lobte. Ich dachte an Krieger, strahlende Waffen und schnelle Kampfhunde. Ich versuchte, weiterzukämpfen. Agravain wurde wütend und schlug härter zu. Ich kratzte ihn, er fluchte.
    »Du nennst dich Falke, aber du kämpfst wie ein Weib! Wie eine Hexe! Gib auf, du kleiner Bastard - du bist nicht mein wirklicher Bruder.«
    Ich versuchte noch immer zu kämpfen, und er tat mir noch schlimmer weh. Die schwarze Welle verebbte ein wenig und nahm die wahnsinnige Kraft mit, die sie mir verliehen hatte. Ich war kein Krieger, das wußte ich. Kein wirklicher Krieger. Gegen Agravain konnte ich nicht kämpfen. Ich war sowieso nicht sein wirklicher Bruder, und ich hatte keinen echten Anspruch auf die Ehre unseres Clans. Das mußten er und Lot wenigstens annehmen. Ich wurde schlaff.
    »Gibst du auf?« fragte Agravain. Er keuchte.
    Ich fühlte mich krank. Ich hatte keine Wahl. Wenn ich nicht aufgab, dann würde er mich nur weiterschlagen, mir Schimpfwörter an den Kopf schleudern und über mich lachen.
    »Ich gebe auf.«
    Agravain erhob sich, klopfte sich den Staub ab. Zwei blaue Flecken begannen sich in seinem Gesicht zu zeigen, aber sonst trug er keine Schrammen. Ich rollte auf die andere Seite, stützte mich auf Hände und Füße und starrte die fest zusammengestampfte Erde unter dem Gras auf dem Übungshof an. Sie war noch feucht vom Winterregen. Ich war damit beschmiert, und mit Blut.
    »Denk dran, kleiner Bruder«, sagte Agravain. »Und vergiß das mit dem Lesen. Versuch zu lernen, wie man einen Speer gerade wirft und auf die richtige Weise. Vielleicht wird dann eines Tages doch ein Krieger aus dir. Ich bin gewillt, dies alles zu vergessen und morgen zu kommen und dir weiterzuhelfen.«
    Ich hörte seine Schritte verschwinden. Er ging voller Zuversicht. Ein Krieger, mein Bruder, der sonnenstrahlende Prinz, der Erstgeborene eines goldenen Kriegerkönigs. Aber ich erinnerte mich an Morgas, die dunkler und schöner war als irgend etwas anderes auf der Erde. Morgas, die Lots Schicksal in ihren schlanken weißen Händen hielt. Morgas, die haßte. Haß. Mir wurde klar, daß die schwarze Welle mich noch nicht verlassen hatte, sondern daß sie sich nur tief in meinem Innersten zusammengerollt hatte und wartete. Es war Haß, starker Haß. Ich war der Sohn meiner Mutter.
    Morgas wußte es, als sie mich sah. Ehe ich zu ihr gegangen war, hatte ich mich ein wenig gereinigt, aber es war deutlich, daß ich gekämpft hatte, und man brauchte nicht lange zu raten, mit wem. Sie sah, als ich in ihr Zimmer trat, daß ich bereit war, und sie lächelte ein langsames, triumphierendes Lächeln.
    Zuerst sagte sie nichts davon. Sie schenkte mir ein wenig von dem Wein aus ihrem privaten Keller ein, befahl mir, mich aufs Bett zu setzen, und sprach sanft und mitfühlend mit mir. Sie fragte, was passiert sei, und ich erzählte ihr von meinem Streit mit Agravain.
    »Er sagte, du wärst eine Hexe«, erzählte ich ihr. »Er hat mich beschuldigt, daß ich meine Feinde mit Flüchen und Magie in der Dunkelheit des Mondes bekämpfen will und nicht mit ehrlichem Stahl.«
    »Und du wolltest das nicht«, sagte sie.
    »So ist es. Ich wollte nur. ein Krieger sein. Ich wollte unserem Clan Ehre bringen, Vater Freude machen. selbst Agravain. Und Diuran und den anderen Kriegern, einfach allen. Ich wollte,

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