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Der Falke des Lichts

Der Falke des Lichts

Titel: Der Falke des Lichts Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gillian Bradshaw
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aufgerissen, und er verstummte. Ich legte den Arm um seine Schulter, und wir waren still.
    »Warum?« fragte er endlich.
    »Weil ich nie ein Krieger sein kann.«
    Er dachte eine Weile nach. »Ich frage mich. glaubst du, ich könnte die Zauberei auch lernen?« fragte er schließlich.
    Ich spürte den Schock so körperlich, als ob mich jemand in den Magen getreten hätte. Nicht Medraut. Nicht der junge Krieger, das Kind des Lichts, das alles war, was ich mir immer zu sein wünschte. Stolz, ohne arrogant zu sein, wild, ohne grausam zu sein. Sonnenlicht, ohne die sengende Hitze von Lot und Agravain. Er konnte mir nicht in die Niederlage, in die Dunkelheit folgen. Er durfte Morgas nicht zu nahe kommen. Ich dachte an ihre lichttrinkenden Augen.
    »Nein!« sagte ich.
    »Warum nicht?«
    »Das ist nichts für dich. Es ist ganz falsch, mein Herz.«
    »Aber Mutter ist eine Zauberin, und du wirst ein Zauberer sein. Warum sollte nicht auch ich etwas davon wissen?«
    »Morgas ist Morgas. Ich bin nur ich selbst. Und du bist Medraut.«
    »Warum könnte ich es nicht lernen? Ich bin klug genug dazu.«
    »Darum geht es ja nicht! Es ist falsch.«
    »Irrt sich meine Mutter dann? Oder du?«
    Ich hielt mitten in meiner Antwort inne. Medraut hatte mich immer bewundert und mir vertraut. Und dennoch.
    »Es ist falsch für dich. Du kannst ein Krieger sein und im Sonnenlicht kämpfen. Ich kann das nicht und auch Mutter nicht. Deshalb gehen wir einen anderen Pfad.«
    Er bot mir noch weitere Argumente, aber ich redete dagegen, hart und schnell. Schließlich ließ er das Thema fallen, wurde wieder fröhlich und wählte zu seinem Pferd einen Grauen mit weißer Mähne und weißem Schweif. Er nannte ihn Liath Macha, »Grau der Schlacht«, nach CuChulainns Pferd. Er war glücklich.
    Der Frühling kam langsam, kaum merklich nach dem milden Winter der Orkneys. Aber die Tage wurden langsam wärmer, der Himmel war gelegentlich blau, und die gewaltigen, kalten grauen Seenebel rollten weniger häufig von Westen herein.
    Agravain und ich hatten noch einen weiteren Streit über meine Angewohnheit, mit den Waffen auf dem Pferd zu üben. Lot allerdings, der zufällig in der Nähe war, um sich nach dem Grund für unseren Zwist zu erkundigen, schaute gedankenvoll drein.
    »Vielleicht machst du einen Fehler, wenn du Gawain dafür strafst«, sagte er Agravain. »Es stimmt zwar, daß wir meistens zu Fuß kämpfen, und es ist einem Krieger nicht sehr von Nutzen, wenn er auf dem Pferderücken wie ein Fahrender auf der Kirmes herumspringen kann, wie du das nanntest. Aber Artus, der Feldherr, hat allen seinen Männern beigebracht, wie man vom Pferd aus kämpft, und sie sagen, seine Siege über die Sachsen kommen von der Kraft seiner Reiterei. Laß Gawain in Ruhe.«
    Agravain runzelte ungemütlich die Stirn. Er mochte den Gedanken nicht, daß die Kriegskunst sich änderte, und er mochte es noch weniger, wenn man ihm erzählte, daß er sich irrte. Den Vorwand für einen weiteren Streit fand er später an diesem Tag. Aber danach ließ er mich
    - wenn auch nicht völlig, so doch mehr - in Ruhe, und manchmal beobachtete er mich mit finsterem Gesicht. Ich glaube, selbst er begann zu bemerken, daß ich mich verändert hatte, und es verwirrte ihn.
    Ungefähr um diese Zeit hatte Morgas auch angefangen, mich zu lehren, wie sie das versprochen hatte. Nicht die wichtigen Dinge, die Beschwörungen und die dunklen Wandsprüche. Aber die Grundlagen: die Eigenschaften des Universums, das am Rande und innerhalb unserer eigenen Welt existiert. Ich kenne nicht alle Gesetze, die es regieren, und Morgas kannte sie auch nicht. Aber etwas davon lernte ich, und viele Dinge, die ich vorher nicht gesehen hatte, wurden mir jetzt offenbar.
    Nachdem Medraut sich an die Veränderung in mir gewöhnt hatte, standen wir einander wieder so nah wie je zuvor, vielleicht noch näher. Aber manchmal warf er mir abschätzende Blicke zu, die ich nicht mochte. Dennoch nahm ich ihn auf meinen Ritten über die Insel mit, erzählte ihm mehr und mehr Geschichten und spielte die Harfe für ihn. Ich konnte mittlerweile sehr schön singen. Jeder Barde machte es natürlich viel besser, aber ich habe irgendwo ein bißchen Talent dafür. Ich kümmerte mich jetzt nicht mehr darum, daß mein Vater es als schändlich betrachtete, daß ich meine Zeit mit Harfespielen verbrachte. Es kümmerte mich überhaupt nicht mehr, was irgend jemand schändlich fand.
    Der April kam, ein strahlender Monat, und mein Vater war noch immer

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