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Der Falke des Lichts

Der Falke des Lichts

Titel: Der Falke des Lichts Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gillian Bradshaw
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nicht nach Britannien gezogen. Der Krieg fing verspätet an. All die Pakte, die im Winter so mühsam geschlossen worden waren, fielen im Frühling wieder auseinander, und die britischen Könige beeilten sich, neue aufzubauen. Mehrere Blutfehden hatten neu angefangen, und ein paar von den alten waren wieder eröffnet worden, und Kämpfe waren zwischen zwei von unseren Feinden ausgebrochen, die früher feste Verbündete gewesen waren. Der Krieg war aus einem Streit über Beutevieh entstanden.
    Den ganzen Sommer zog er sich hin, ohne daß irgend etwas klarer wurde, und Lot bereitete sich auf seinen Eintritt in die Kämpfe vor, schäumte und wartete darauf, daß man ihn rief. Agravain, der jetzt sechzehn Jahre alt war und sich für einen Mann hielt, polierte seine Waffen und hoffte.
    Anfang August entschlossen sich Gwynedds alter Feind Dyfed und unser einziger treugebliebener Verbündeter Gododdin, Gwynedd anzugreifen. Es war eine vernünftige Idee, aber sie kam zu einem falschen Zeitpunkt, und unsere Verbündeten taten endlich den lange erwarteten Schritt, meinen Vater zu Hilfe zu rufen. Es war fast Erntezeit, und mein Vater wußte, er konnte seine Armee nicht ausheben. Aber er rief seine Unterkönige und deren Krieger und segelte bei Nacht an Dalriada vorbei, um Strathclyde anzugreifen und von dort zu seinen Verbündeten weiterzuziehen.
    Morgas jubelte bei der Abreise ihres Mannes. Wenn er fort war, dann beherrschte sie die Orkneys absolut, und sie liebte die Macht. Sie verbrachte wenig Zeit mit mir. Dafür gab es zwei Gründe. Der erste war einfach der, daß es jetzt, im Gegensatz zum vergangenen Sommer, sehr viel für sie zu tun gab. Die meisten Männer blieben auf den Orkneys, um die Ernte einzubringen, und von der Ernte mußte sie zusehen, daß der Tribut an den König abgezogen, gesammelt und eingelagert wurde. Aber der wichtigere Grund war wahrscheinlich der, daß sie mich jetzt nicht mehr zu sich ziehen mußte. Ich war in die Falle gegangen. Und sie glaubte nicht, daß ich noch entkommen konnte.
    Die Zauberei hatte mir kein Glück gebracht, wie ich gedacht hatte. Sie gab mir etwas Geheimes und einen geheimen Grund zum Stolz, ja. Aber ich war nie ganz sicher, ob das, was ich fühlte, Stolz oder Scham war. Die Bürde war schwer. Ich konnte Dinge sehen, die niemand anders sah, und sie machten mir Angst. Manchmal hörte ich das Bellen der Hunde des Yffern über mir, der Hunde, die die Seelen der Verdammten in die Hölle jagen. Manchmal hörte ich auch den klaren Silberton des Jagdhorns. Ich grübelte über seine Bedeutung, und es bedeutete immer Tod. Ich begriff mehr und mehr, daß ich sterben würde, und ich hatte Angst davor. Morgas, meine Mutter, hatte auch Angst, aber sie hatte etwas getan, um den Jäger von sich abzuhalten, etwas, das sie nicht erklären wollte. Das gab ihr Sicherheit. Ich beneidete sie. Ich versuchte, mehr zu lernen, aber ich erreichte nur, daß meine Angst tiefer wurde und daß mein Herz beladen war, bis es in die schwarze See sank, die mich jetzt manchmal erfüllte. Ich glaubte auch nicht, daß ich noch entkommen konnte. Und ich wollte es auch nicht. Es gab ja nichts, wohin ich gehen konnte.
    Es war ein harter Winter. Gewöhnlich schneit es auf den Orkneys nicht, aber diesen Winter gab es Schnee. In Nordbritannien, wohin sich der Krieg jetzt zurückgezogen hatte, umklammerte die Kälte die Berge mit brutaler Hand und warf große Schneewehen und Barrieren in den Pfad jedes Heerhaufens, der hart genug war, um sich durchzuwühlen. Gewöhnlich erlaubten es die meisten Könige ihren Kriegshaufen, den Winter über zu ruhen, und die meisten der Krieger zerstreuten sich, gingen heim, und sie sammelten sich erst wieder, wenn die ersten Knospen sprangen. Aber in diesem Winter war es anders.
    Im Osten waren die Sachsen rastlos. Sie waren keineswegs neutral gewesen, sondern sie hatten sich leidenschaftlich am Planen und Politisieren beteiligt, und sie schlugen aus den Kämpfen jeden Vorteil, den sie erreichen konnten. Sie machten kleine Überfälle, die zu größeren wurden, und drangen immer weiter und weiter über die Grenzen vor, die mit Blut im letzten Krieg festgelegt worden waren. Artus, der Feldherr des alten Pendragon, versuchte, sie abzuwehren. Aber er war ein Mann ohne Clan und verließ sich auf Constantius, den König von Dumnonia, wenn es um Unterstützung ging. Constantius hatte sowohl für seinen eigenen Heerbann als auch für Artus’ Armee zu zahlen, und er hatte nicht genug übrig, um

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