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Der Falke des Lichts

Der Falke des Lichts

Titel: Der Falke des Lichts Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gillian Bradshaw
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die ganze königliche Armee zu unterhalten, für die schließlich auch einmal ganz Britannien Steuern gezahlt hatte, als es noch einen Hohen König gab. Viele Krieger folgten Artus, weil sie ihn vorzogen, und sie gaben viel von dem Reichtum auf, den ein guter Krieger zu erwarten hat. Aber es waren noch immer nicht genug, um auch nur einen Teil der Grenze zu schützen.
    Die Sachsen sind ein wildes Volk - jung, kraftvoll, völlig barbarisch und überfließend vor brutaler Energie. Sie scheinen allerdings die Fähigkeit zu haben, Frieden untereinander zu halten, was britische Könige nie gelernt haben. Einige der sächsischen Reiche waren offiziell dem Hohen König der Briten tributpflichtig, da sie ja von den Römern unter den letzten Kaisern zu Kolonisten gemacht worden waren und man sie eingeschworen hatte, das Reich zu schützen. Aber sie sind immer landhungrig, denn ihre Zahl wächst mehr und mehr, weil andere Sachsen über das Meer kommen, und die neueren Königreiche erkennen die uralten Eide nicht an. Nur die Kraft des Hohen Königs und seiner Armee hält sie davon ab, Britannien völlig zu überrennen. Wie Wölfe um einen kranken Hirsch beobachteten sie jetzt die britischen Könige, die ihren Krieg ausfochten.
    Wir fürchteten die Sachsen auf den Orkneys nicht, und wir mußten uns auch keine Sorgen wegen der anderen Bedrohung machen, die Britannien zu fürchten hatte, den Scoten. Sie kommen von Erin, in ihren langen Kriegsschiffen, und plündern die westlichen Küsten von Britannien. Es gab keinen Frieden zwischen den Scoten und den Orkneys - mein Vater hatte Erin verlassen, weil er mit den Königen der Scoten in Streit geraten war -, aber die Räuber hatten keine Lust, die lange Reise zu unseren Inseln zu wagen, wo sie doch nur die Klippen und Mauern von Dun Fionn erwarteten.
    Es gab kein Raubschiff, das so tollkühn war, die irische See im Winter zu bestehen, aber die Sachsen und hauptsächlich der Winter selbst machten die britischen Könige vorsichtig. Sie waren im höchsten Grade ungewillt, ihre Festungen zu verlassen. Nur mein Vater, dem zu Hause keine Feinde drohten, war frei zu reisen. Unser Heerbann durchzog Britannien in der Länge und in der Breite, gewann reiche Beute und versorgte sich mit den Gütern der Feinde.
    Medraut redete immerfort vom Krieg, aber noch öfter redete er davon, wie Morgas regierte. Sie beherrschte das Land auf eine Art, die den Griff meines Vaters leicht erscheinen ließ. Medraut - wie ich selbst
    - war voller Bewunderung für Morgas und voller Angst vor ihr.
    In diesem Winter übte sie auch Magie in ihrem Zimmer aus. Gewöhnlich war sie allein, aber manchmal ließ sie sich zusehen. Was immer sie tat, es kräftigte sie. Jeden Tag schien sie mir schöner zu werden. Sie ging mit nackten Armen hinaus in die Kälte, und ihr langer dunkler Umhang flatterte um ihre Schultern, befestigt mit einer Brosche, in der Steine glänzten, so rot wie Blut. Kein Blut war allerdings unter ihrer weißen Haut zu sehen, und der Blick ihrer Augen war weicher als die Dunkelheit. Jedes Zimmer, das sie betrat, schien dämmrig zu werden, und andere wirkten neben ihr schwach und unwirklich.
    Medraut hatte noch immer nichts über das Zaubernlernen gesagt, aber ich spürte, daß er oft darüber nachdachte. Es gab Lücken in unserer Verbundenheit, wo er mich beobachtete, wo er nachdachte und mich vielleicht beneidete, wo er sich vielleicht fragte, was ich wohl gesehen hatte, wenn ich in der leeren Luft herumfuhr. Aber solche Zeiten dauerten nicht lange, und dann kam er mir wieder nach und fragte mich aus oder erzählte mir, was er dachte. Oft ritten wir zusammen auf unseren Pferden aus, donnerten in vollem Galopp in die niedrigen Hügel hinaus, so daß die Schafe vor uns davonstoben und wir Dampfwolken hinter uns herzogen. Manchmal hielten wir auch an, um Schneebälle zu werfen. Wenn ich mit Medraut zusammen war, dann war ich fast glücklich.
    In diesem Winter feierte er seinen neunten Geburtstag und siedelte in das Haus der Knaben über, um seinen Unterricht an den Waffen zu beginnen. Unter den Jungen seines Alters tat er sich hervor, wie ich das erwartet hatte. Er war schnell, geschickt, intelligent, und er lernte rasch. Im Reiten war er soviel besser als die anderen, daß er sogar von seinen Lehrern nichts mehr lernen konnte. Nur an Fähigkeiten im Komponieren für die Harfe mangelte es ihm, aber das glich er mit der Geschwindigkeit aus, in der er ein Lied lernen konnte und mit seiner Leidenschaft für

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