Der Falke des Lichts
warnen: Sie wird nicht immer mit dem Schwert gekämpft, selbst mit einem Schwert wie deinem.«
»Ich verstehe, Herr. Ich habe meine eigene Finsternis besiegt, aber ich kann sie nicht vernichten.«
Lugh nickte und lächelte. »Und wenn du daran denkst, dann wirst du weise sein. Die Finsternis kann deinen eigenen Willen benutzen, und du kannst andere benutzen, wenn sie selbst es nicht merken. Du bist in der Finsternis gegangen, und du hast das Licht gewählt, und das Licht ist schwer zu betrügen. Aber unmöglich wird es nicht sein. Auf der Erde gibt es viel Leid, und die Finsternis ist sehr stark - « Er hielt abrupt inne und wandte seinen Blick aus der Zukunft wieder auf die Gegenwart und auf mich. »Was den Heerbann betrifft, so wirst du in der Lage sein, die zu erkennen, die dem Licht dienen. Von Artus weißt du es schon. Geh zu ihm und erkenne ihn als deinen Herrn auf Erden an. Aber zuerst wirst du ihn überzeugen müssen, daß du die Finsternis verlassen hast. Erwarte nicht, daß es leicht wird. Was immer geschieht, ich bin sicher, daß in diesen Tagen auf der Erde große Dinge getan werden, denn es findet ein großer Kampf statt. Wie das Ende aussehen wird, das weiß ich nicht. Ich weiß nur, daß es seltsam sein wird und anders als das, was man erwartet. Aber ich glaube, du wirst ehrenhaft kämpfen. Und jetzt komm.«
Ich folgte ihm aus dem Zimmer, ich trug mein Schwert, und er führte mich durch ein Labyrinth von Korridoren nach draußen. Irgendwie kamen wir auf eine Plattform, dicht unter dem Dach der Festhalle. Wir schauten hinaus nach Westen. Die Sonne ging unter und bedeckte die ganze Welt mit Licht, und es schien mir näher und leuchtender zu sein als auf der Erde. Lugh deutete nach Westen, und ich folgte der Richtung, in die er zeigte. Nur für einen Augenblick schien es mir, als ob ein Licht wie ein neuer Stern hinter der See brannte, hinter dem Horizont. Und in diesem Moment spürte ich, daß ich das Lied in der Halle verstanden hatte, daß ich wußte, wem ich mein Schwert geweiht hatte. Ich fiel auf die Knie und hob das Schwert vor mir auf. Ob das zur Huldigung oder zur Verteidigung geschah, weiß ich nicht. Lugh warf seine Arme hoch, wie im Gebet, und das Licht in mir schien aufzuspringen. Dann berührte die Sonne den Horizont und bedeckte das andere Leuchten, und Lugh wandte sich mir wieder zu.
»Es ist Zeit, daß du gehst«, meinte er sanft. »Vielleicht wirst du eines Tages zurückkehren, wenn die Erde vergangen ist, und dann kannst du das Ende des Liedes hören. Aber bis dann, fürchte ich, werden wir uns nicht mehr sehen. Auch wirst du nie wieder in mein Reich kommen. Daher, Mann meiner Sippe, daher gebe ich dir meinen Segen.« Und er legte die Hände auf meine Schultern, während ich noch immer kniete. »Trag es gut in den Schlachten, die vor dir liegen.« Er half mir auf die Beine, dann umarmte er mich zärtlicher, als mein Vater das je getan hatte. »Wandle im Licht, mein Herz, und wundere dich nicht über das, was geschieht.«
Das Gold und die Bronze in den Wänden der Halle, die untergehende Sonne auf den Federn des Daches, all das löste sich in diesen Klang auf; die Ebenen und Wälder, die Ozeane um die Insel der Seligen, sie alle verschwanden langsam im Wind. Als letztes löste sich Lugh selbst, der jetzt wie Feuer flammte, in einen leuchtenden Nebel auf. Er lächelte noch immer, und das letzte Echo des magischen Wortes trug mich sanft, ganz sanft zur Erde und in den Schlaf.
6
Ein Falke flog in langsamen Kreisen durch die Luft über mir. Ich sah zu, wie er seine Schwingen abkippte, auf dem Wind balancierte und sich dann seitwärts hineingleiten ließ. Ich ließ meine Gedanken mit ihm treiben, ich schwang mich langsam durch den blauen Himmel und beobachtete eigentlich nicht die verschwommenen Erinnerungen, die darunter lagen. Ich fühlte mich leicht, stark, zielsicher. Das war genug.
Nach kurzer Zeit aber begann ich mich doch zu fragen, was geschehen war und warum ich dieses seltsame Gefühl der Zuversicht hatte, und ich schaute in meine Erinnerungen.
Llyn Gwalch. Dorthin war ich geritten, und der Dämon war hinter mir durch die Nacht gekommen. Ich war einen Tag dageblieben, und danach. Nein, ein langes Flammen von Farbe und Licht, Schmerz und Freude und Ekstase. Ein Lied, das alles überwältigte, und ein Schmerz, zu tief für Worte. Und ein Eid, ein Versprechen. Die Insel der Seligen. Tir Tairngaire, das versprochene Land, das silberne Land. Das Land der Lebendigen. Eine Menge
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