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Der Falke des Lichts

Der Falke des Lichts

Titel: Der Falke des Lichts Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gillian Bradshaw
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Königreich, und er nahm es mir wieder und gab es den Söhnen des Mil, und Avairgain der Poet sagte den ersten Menschen, daß dies so geschehen war. Aber die Königin der Finsternis wollte weder mir noch dem Licht noch Avairgain gehorchen, sondern sie wollte das Land für sich selbst behalten.«
    »Das Licht, dieses Licht«, sagte ich. »Ich weiß nicht, was damit gemeint ist.«
    Er schaute mich sanft und belustigt an. »Wie solltest du auch? Niemand weiß es, wenn er ihm zum erstenmal begegnet. Und du bist gerade erst aus großer Finsternis gekommen. Die Dunkelheit blendet das Auge. Aber hast du nicht geschworen, ihm zu folgen und ihm zu dienen?«
    »Das habe ich.«
    »Dann wirst du es bald genug besser kennenlernen. Das Licht ist ein starker Herr, ein großer König und oft ein strenger Meister. Aber es ist auch freundlich. Das Licht braucht Diener und Freunde, und es wird dir mehr Dinge zeigen, die zu tun sind, als du für möglich gehalten hättest. Wenigstens habe ich das festgestellt.«
    »Du hast es festgestellt. Aber ich dachte.«
    »Daß ich das Licht wäre? Nein, das ist wirklich nicht so. Viele haben das gedacht, und einst, in Erin, wurde mir als dem Licht gehuldigt. Aber man sucht es jetzt anderswo, an einem besseren Ort. Auf der
    Erde hat sich viel verändert. Auch ich bin nur ein Diener.«
    So redeten wir und tranken den Wein. Ich spürte nicht, wie die Zeit verging. Ich glaube nicht einmal, daß man die Zeit an jenem Ort bemerkt. Vielleicht gehen die, die in der Halle sind, manchmal hinaus auf die Insel - es gibt Lieder von den Pferden der Sidhe, und von den Wagen aus Gold, die über Felder voll Blumen fahren, und von Tänzen und auch von Kriegen -, aber ich glaube, all dies muß ohne die Zeit geschehen, und auch nicht gleichzeitig oder zu früheren oder späteren Zeiten, sondern in einer Folge, die vom Geist festgesetzt wird und nicht vom Wandern der Sonne. Ich kann es selbst mir nicht klarmachen, aber so war es. Als ich eine Weile mit Lugh gesprochen hatte - ich kann nicht sagen: eine Zeitlang -, war das Fest zu Ende, und ein Mann der Sidhe, der zu meiner Rechten am hohen Tisch saß, erhob sich und ging zu einer großen Harfe in der Ecke hinüber. Er spielte darauf. Das Lied besaß alles, was Menschen je geträumt oder gesucht haben und was sie nur einen Augenblick lang begreifen können, ehe es sich auflöst. Es war Licht, Feuer, die reine Ekstase unsterblichen Glücks, völlig ungemischt mit dem Kummer, der die Lieder auf der Erde immer begleitet. Ich hörte zu, und ich hatte das Gefühl, als ob meine Seele sich vom Körper losreißen und davonschweben wollte auf diesem goldenen Wind bis zur äußersten Spitze des Himmels. Ich hörte zu, völlig verloren in den Labyrinthen der Musik, und ich fühlte nichts als die Folge der Töne. Ich hätte ewig so sitzen können, wenn Lugh nicht meinen Arm berührt hätte.
    Da begriff ich, daß ich weinte. Ich saß verwirrt da und wunderte mich darüber, und der Harfner spielte weiter. Lugh erhob sich und machte mir ein Zeichen, mit ihm zu kommen. Ich folgte ihm, ich riß mich von der Musik los, und es tat so weh, als ob ich mir das eigene Fleisch aus einer tiefen Wunde gerissen hätte. Wir verließen die Halle, und als die Musik hinter den Mauern schwach geworden war, traf sie mich erst wirklich. Ich setzte mich auf den Boden und weinte vor Kummer. Lugh stand schweigend und geduldig neben mir.
    Als mein Schmerz sich in Tränen aufgelöst hatte, ließ er sich neben mir auf die Knie nieder und legte mir die Hand auf die Schulter. »Du hättest nicht so lange bleiben und zuhören sollen«, sagte er sanft. »Die Lieder der Sidhe sind nicht für Menschen. Denn es ist zuviel Schmerz im Glück, und das Feuer brennt zu stark, als daß man es ertragen könnte. Dennoch ist es gut, daß du Taliesin hier hast singen hören. Jetzt weißt du etwas vom Licht. Du mußt dich daran erinnern, und wenn die Finsternis dich umgibt, dann denk darüber nach. Es wird dir helfen, zusammen mit dem, was ich dir jetzt geben will, wenn du es annehmen
    kannst.«
    Da blickte ich zu ihm auf, und er nickte und machte mir wieder ein Zeichen, ihm zu folgen. Wir erhoben uns.
    Er führte mich durch einige Korridore hinter der Halle, und es ging nach unten, bis ich das Gefühl hatte, daß wir unter der Festhalle waren. Es war sehr still hier, und die Gänge waren dunkel, abgesehen von dem schwachen Licht, das in den Wänden zu glühen schien, und dem strahlenderen, lodernden Feuer, das Lugh, den

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