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Der Falke des Lichts

Der Falke des Lichts

Titel: Der Falke des Lichts Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gillian Bradshaw
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Meister aller Künste, umgab. Es war auch schön hier, aber ich spürte eine Ausstrahlung großer Macht wie von einem eingedämmten Feuer. Das Lied in der Halle hatte mich nicht erschöpft, wie es auf der Erde gewesen wäre, und deshalb spürte ich die Kraft, die wie Herzblut an diesem Ort pulsierte.
    Lugh blieb vor einer Tür aus dunklem, goldfarbenem Holz stehen, das mit roter Bronze beschlagen war. Er legte die Hand auf den Riegel. Er wandte sich zu mir um.
    »Du hast dich sicher gefragt, warum du hierhergebracht wurdest, Maienfalke«, sagte er. Seine Stimme war fast ein Flüstern, aber in ihr lag der gleiche Klang wie in dem stillen Schlag der Kraft, die hinter jener Tür brannte.
    »Ja, das habe ich, Herr.«
    »Gut, daß du daran gedacht hast, dich zu fragen. Du bist nicht einfach hierhergeholt worden, damit du dieses Land siehst und glücklich bist. Obwohl es nötig war, daß du nach soviel Finsternis Licht siehst. Du wurdest auch nicht zu meiner Halle gebracht, nur damit du dem Dämon entkommen konntest, der dich verfolgte. Obwohl auch das notwendig war. Nein, dafür wurdest du hergebracht: um die Waffen zu erheben, um gegen die Finsternis zu kämpfen, die du vor anderen erkennen kannst. Du bis jetzt fast siebzehn, und das ist das richtige Alter, um die Waffen zu nehmen.«
    »Herr«, sagte ich, »es dauert noch ein halbes Jahr, bis ich fünfzehn bin.«
    Lugh schüttelte den Kopf. »Während du in meiner Halle saßest, ist der Winter auf der Erde vergangen, und der Frühling und der Sommer, und ein weiteres Jahr danach. Jetzt ist März in Britannien. Wenn du zurückkehrst, dann wird der Mai angefangen haben.«
    Plötzlich wurde mir kalt, und ich wandte mich ab. Ich kannte die Geschichten, wie ein Mann zu den Sidhe geht, für eine einzige Nacht. Und bei seiner Rückkehr stellt er fest, daß hundert Jahre vergangen sind. Aber ich hatte nie daran gedacht, daß dies mir geschehen könnte. Fast drei Jahre. Nun, vielleicht war es gut so. Ich würde gewachsen sein, und mein Arm hätte mehr Kraft. Dennoch.
    Lugh lächelte sehr sanft. »Länger wird es nicht sein, Frühlingsfalke, ich gebe dir mein Wort. Aber, siehst du, du hast sogar das Alter schon überschritten, in dem man die "Waffen nimmt. Und wenn du zur Erde zurückkehrst, dann wirst du eine Waffe brauchen, um dich vor den Mächten der Finsternis zu schützen, die deinen Tod suchen. Außerdem hast du im Herzen geschworen, den Hohen König des Lichts als deinen Herrn anzuerkennen. Vergiß nicht, daß ein Krieger für seinen Herrn kämpfen muß.«
    Ich nickte.
    »Du mußt eine Waffe haben«, meinte Lugh, »und hier werde ich dir eine geben.«
    Er öffnete die Tür und hielt sie mir auf, und ich ging langsam in den Raum.
    Es war ein einfaches Zimmer, ganz dunkel, außer an der Stelle, wo auf der gegenüberliegenden Wand ein Schwert stand. Licht glühte in tiefen Farben in dem großen Rubin, mit dem sein Knauf besetzt war. Der Schatten des Schwertes fiel in der Form eines Kreuzes dahinter auf die Wand. Ich spürte die Kraft, die in ihm brannte, sie war groß und schrecklich, und ich fühlte, wie eine Welle kalter Angst mich überflutete.
    »Herr«, sagte ich zu Lugh, der hinter mir in der Tür stand, »Herr, das ist zu groß für mich. Das ist keine Waffe für Menschen. Es ehrt mich, daß du es für mich gedacht hattest, aber ich könnte solch ein Schwert nicht tragen.«
    »Aber es  ist  ein Schwert für Menschen«, sagte Lugh sanft. »Ja, seine Macht ist groß genug, um viele zu vernichten, und es bringt seinem Träger oft Kummer. Aber es ist eine Waffe, wie nur Menschen sie brauchen: meine Art benutzt andere Waffen.«
    Ich wußte, daß er recht hatte, aber ich starrte noch immer das Schwert an, das vor der Mauer schlummerte und das auf die Hand wartete, welche es im Feuer ziehen würde. Und was für ein Feuer das sein würde, was für ein verzehrendes Licht.
    »Wenn du wirklich dieses Schwert nicht annehmen willst«, sagte Lugh, »dann kannst du es ablehnen. Ich sage dir, du kannst noch immer dem Licht dienen, wenn du es zurückweist.«
    Einen Augenblick lang hatte ich den Wunsch, sein Angebot anzunehmen. Aber es war mir unmöglich. Ich konnte nicht ungehorsam dem Licht gegenüber sein, nachdem es mich eben gerettet hatte. Wenn mein neuer Herr wünschte, daß ich das Schwert zog, dann mußte ich versuchen, es zu ziehen. Sicher, so tröstete ich mich, würde das Licht dies nicht wünschen, wenn ich nicht in der Lage war, es zu tun, ohne vernichtet zu werden. Wie

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