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Der Falke des Lichts

Der Falke des Lichts

Titel: Der Falke des Lichts Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gillian Bradshaw
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Namen für dieses Land fiel mir ein. Lugh von der langen Hand - nein, es mußte ein Traum sein. In der Tat, ich hatte auch das seltsame bezauberte Gefühl wie in einem Traum, in welchem die Farben strahlend sind und Zeit und Entfernung sich verändern und fremd und bedeutungslos werden. Llyn Gwalch also. Dort war ich mit Sicherheit gewesen, also mußte ich wahrscheinlich noch hier sein. Später am Tag hätte ich Zeit genug, das Gefühl der Veränderung zu bedenken, aber im Augenblick sollte ich wohl am besten versuchen, etwas zu essen zu finden.
    Ich setzte mich auf und gähnte. Ich schaute mich um, wurde starr.
    Ich war auf einem Hügel, ich saß in niedrigem Gras und Heidekraut, das ihn bedeckte. Auf einer Seite schwang sich der Hügel sanft nach unten und wieder hinauf in eine ganze Reihe von Hügeln, die gekleidet waren in ein unglaubliches helles Grün des Frühlings. Auf der anderen Seite ging der Hügel in eine Kette von höheren Hügeln über. Der Himmel war unvorstellbar klar und blau, und er schien sich in alle Ewigkeit zu erstrecken.
    »Nein«, sagte ich laut. »Das ist unmöglich.« Solche hohen Hügel gab es auf den Orkneys nicht, und auch keine Wälder. Und es war nicht Frühling, sondern Herbst.
    Aber die Erde und der Himmel waren ohne Zweifel echt. Ich umklammerte entsetzt meinen Kopf. Wo war ich? Das konnte kein Traum gewesen sein, aber wenn es keiner gewesen war, dann. dann hatte auch das andere kein Traum sein können.
    »Wundere dich nicht über das, was geschieht«, hatte Lugh gesagt, ehe er mich zurück zur Erde schickte. Ich erinnerte mich deutlich an die Worte, und ich erinnerte mich an sein Gesicht, als er sie gesagt hatte. Ich erinnerte mich an den Raum unter der Halle, an die Qual, die mir das Ziehen des Schwertes bereitet hatte, und an die Freude und die Kraft, nachdem es geschafft war. Das Schwert. Meine Hand fiel an meine Seite. Es war da.
    Ich schloß meine Hand um das Heft, und es schien hineinzufließen und ein Teil meiner selbst zu werden. Ich hob es, ich schaute es an. Es war wirklich. Die ganze Reise war wirklich gewesen, und die Magie des Lichts war nicht weniger real als die Macht der Finsternis. Ich hatte dem Licht die Treue geschworen, und es, er hatte mir Waffen gegeben. Ich hielt in meiner Hand eine Waffe, die nicht auf der Erde geschmiedet worden war.
    Ich lachte und umklammerte das Heft mit beiden Händen. Zweifel und Schrecken verließen mich, ohne eine Spur zu hinterlassen. Ich sprang auf die Füße und hob Caledvwlch der Sonne entgegen.
    »Mein Herr, großer König!« schrie ich. »Ich danke dir dafür, und dafür, daß du mich vor meinen Feinden gerettet hast und meinen Eid annahmst!«
    Während ich sprach, flammte das Schwert wieder auf, aber diesmal verbrannte es mich nicht. Nein, es schien meine Freude widerzuspiegeln. Ich senkte es langsam und schaute es an. »Und auch dir danke ich, Lord Lugh, Mann meiner Sippe«, fügte ich hinzu. »Für deine Gastfreundschaft.« Das Licht brannte noch eine kleine Weile, dann verschwand es, und es sah so aus, als ob ich ein ganz gewöhnliches, wenn auch sehr schönes Schwert in meinen Händen hielt.
    Die Art, wie es gemacht war, hatte ich vorher nicht bemerkt. Es war ein zweischneidiges Schwert, wie ein Mann es vom Pferderücken aus benutzen könnte. Es war etwas länger und schmaler als die meisten dieser Schwerter, und seine Balance war vollkommen. Das Heft war sehr schön: das Querstück, viel länger als bei anderen Schwertern, war eingelegt mit goldenen Spiralen, die sich von jedem Teil zur Mitte zogen und dann verschlungen vom Griff hinauf bis zum Knauf liefen. Der Knauf trug einen Rubin. Als das innere Licht in der Klinge erstarb, fing sie das Sonnenlicht ein, in dem echten Schlangenlinienmuster, das sich auf gutgeschmiedetem Stahl zeigt. Sie war auch scharf: Ich zog die Klinge über meinen Arm, und sie schnitt jedes Haar ab, ohne zu reißen. Dieses Schwert war schon in einem normalen Kampf eine feine Waffe, auch ohne die unbekannten Kräfte, die in ihm lagen.
    Als ich nach unten schaute, sah ich, daß auch eine Scheide da war. Diese war sehr einfach. Sie bestand einfach aus Holz und Leder und war an einem simplen ledernen Schwertgehänge befestigt. Ich legte das Schwert nieder und schnallte mir das Gehänge um, dann steckte ich die Klinge in die Scheide und rückte sie gerade. Das Schwert war leicht zu tragen, denn mit ihm fühlte ich mich leichter als ohne es.
    Jetzt erhob sich nur die Frage, welchen Weg ich gehen sollte.

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