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Der Falke des Lichts

Der Falke des Lichts

Titel: Der Falke des Lichts Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gillian Bradshaw
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Dunkelheit. Als ich fertig war, gaben sie mir tatsächlich ein Horn voll Met.
    »Spiel ein weiteres«, sagte einer mit einem starken Akzent.
    »Welcher Art, Herr?« fragte ich, während ich meinen Met genoß.
    »Einen Trauergesang für die Gefallenen, Harfner«, kommandierte eine Stimme aus der Dunkelheit hinter mir. Sie sprach klares, akzentloses Britisch. Die Sachsen sprangen auf wie ein Mann.
    »De Küning!« schrie Eduin.
    Ich hatte diesen Titel schon einmal gehört, angehängt an die Namen aller wichtigen Sachsen in Britannien.
    »Cerdic!« sagte Wulf und fügte eine Grußformel hinzu.
    Der König der Westsachsen gab den Gruß zurück und trat ins Feuerlicht. Noch ein anderer Mann stand hinter ihm, aber der war noch ein Schatten.
    Cerdic war kein hochgewachsener Mann. Er sah noch nicht einmal wie ein Sachse aus. Er war leicht gebaut und drahtig, und er hatte fuchsrotes Haar und grüne Augen. Sein Bart neigte zur Struppigkeit, und er selbst sah nicht besonders gut aus. Aber er trug seine Macht mit der gleichen lässigen Leichtigkeit, mit der er seinen Umhang trug, zurückgeworfen über eine Schulter. Wie zufällig war der Purpur daran zu sehen.
    Cerdic lächelte meine Sachsen an und winkte mit der Hand. Er gebot ihnen damit, sich wieder zu setzen, setzte sich selbst und schaffte es irgendwie, gleichzeitig vertraulich und königlich zu sein. Es war leicht zu glauben, daß er ein großer Anführer war. Aber während das Feuerlicht sich in seinen Augen spiegelte, sah ich in einem dieser plötzlichen kurzen Augenblicke der Klarheit, daß auch in ihm die Finsternis war. Es war ein tobender Hunger, durch den all seine Macht, all seine Talente, all seine Gefolgsleute nicht mehr waren als ein Speerwurf auf sein Ziel. Von demjenigen aber, der hinter ihm stand, schlug mir die Finsternis wie ein schwarzes Feuer entgegen. Es verbrannte selbst die Schatten um ihn her. Dieser andere trat nach Cerdic aus dem Schatten hervor, und er staubte den Boden ab, ehe er sich darauf niederließ. Er war sehr hochgewachsen, und er hatte das blaßblonde Haar und die blaßblauen Augen, die man bei den Sachsen für natürlich hält. Er sah sehr gut aus. Er war Mitte Dreißig und gekleidet wie ein großer Adeliger. Er spürte meinen Blick, der auf ihm ruhte, und spähte in meine Richtung. Einen Augenblick lang trafen sich unsere Blicke, und seiner wurde plötzlich scharf und riß an mir, als ob er etwas verlangte. Ich wandte den Blick ab.
    Wulf gab den beiden Neuangekommenen etwas Met, und er sprach sehr respektvoll, als er ihn anbot. Cerdic nippte daran und hob dann die Augenbrauen.
    »Guter Met, Wulf Aedmundson«, sagte er, noch immer in Britisch. »Von deinem neuen Gehöft? Ich sagte dir ja, die Niederungen wären gut für Honig. Hast du schon versucht, dort Trauben anzubauen? - Nun, Britannier, spiel, was dir geboten wurde.«
    »Ja, Herr«, flüsterte ich, und ich schaute ihn nicht an. »Einen Trauergesang für die Gefallenen.«
    Sein Blick war vorher nur über mich geglitten, als ich aber sprach, sah er mich an. Er warf seinem Begleiter einen Blick zu. Der Mund des anderen wurde schmal, und er trommelte mit den Fingern auf die Knie. Cerdic runzelte die Stirn.
    Ich strich die Finger über die Saiten, spielte ein kompliziertes Präludium, ohne eigentlich nachzudenken. Sie waren wichtig, diese beiden. Cerdic, Küning der Westsachsa, wie seine eigenen Leute sagen würden, und der andere. wer immer er sein mochte. Der andere war stark in der Finsternis. Cerdic, so dachte ich, versteht die Finsternis nicht, aber aus Ehrgeiz wünscht er sie zu benutzen. Dieser andere dagegen, der ist wie Morgas.
    Einen Trauergesang für die Gefallenen. Es gibt eine Menge Trauergesänge, mehr als Schlachtenlieder. Gesänge für die, die durch die Hand der Sachsen gefallen sind, Männer, unter denen ich jetzt saß. Ich sang ein berühmtes Klagelied, ein langsames, wildes, stolzes Lied, das gemacht wurde, als die südöstliche britannische Provinz von den Sachsen überwältigt wurde. Es war ein altes Lied, in dem die Provinz bei ihrem noch älteren Namen genannt wurde, das Land des Stammes der Canti.
    Brachten sie auch den Scharen der Sachsen Schlaf,
    Bei den weißen Klippen, weinten auch die Weiber,
    War doch der Kampfan Ruhm nicht mich,
    Reiten doch die Recken nach Yffern in Schmach.
    Auf ihren Auen mästen sich Aare.
    Leid ist mir die Ernte, die nun reift.
    In der Schlacht mit den Sachsen sie fochten und fielen,
    Wir begraben die Helden, hell fließen die

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